Johann Buchwald

Johann Buchwald
Johann Georg Buchwald (1723-1806) (zeitgenössisches Aquarell)

Johann Georg Ludwig Bonifaz Buchwald (* 22. August 1723 in Teplitz/Böhmen; † November 1806 in Schwartau) (meist als „Johann Buchwald“ oder „Johann Georg Buchwald“ bezeichnet - "Bonifaz" wird häufig auch zu "Bonifacius" latinisiert) war ein Fayencemeister / -künstler unter dessen Wirken mehrere Fayencemanufakturen in Schleswig-Holstein ihre Blütezeit erlebten und der zu den bedeutendsten deutschen Keramikkünstlern zählt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Georg Ludwig Bonifacius Buchwald wurde 1723 im böhmischen Teplitz (zu dem Zeitpunkt unter König Karl II ein Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation) geboren.

Er erlernte das keramische Fayence-Handwerk - Malerei und Bossieren.

in Fulda & Höchst

1543 fand er eine Anstellung in der Fuldaer Fayencemanufaktur (die 1741-58 bestand), von wo er 1746 Adam Friedrich Löwenfinck zur (u.a. von diesem gegründen) Höchster Porzellanmanufaktur wechselte, wo er als Bossierer tätig war.

1748 kehrte er als Maler zur Fuldaer Fayencemanufaktur zurück, die er ca. 1751 verließ.

  • In Fulda konvertierte 1748 vom jüdischen zum katholischen Glauben.
  • 1749 heiratete er Eva Elisabth Heller.

in Ungarn

Anfang 1754 war er in der ungarischen Fayencemanufaktur in Holitsch als Bossierer tätig.

in Schlesien

Von 1754 bis ca. 1757 war er in Wohlau in Schlesien erstmals als Fabrikant tätig. Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges setzte dem jedoch ein Ende.

in Stralsund

1757 war er in der Stralsunder Fayencenmanufaktur als "Fabrikant" - d.h. Leiter der Manufaktur - tätig; jedoch litt die Stralsunder Fayencenmanufaktur bald unter den Folgen des Siebenjährigen Krieges (1756-1763).

in Schweden

1758 wechselte er von Stralsund (damals ein Teil Schwedens) nach Schweden wo er bei Rörstrand in Stockholm die mehrfarbige Bemalung und den Muffelbrand einführte.

1759 wechselte er als Werksmeister zur Fayencemanufaktur Marieberg (Heute Teil Stockholms) wo er bis 1765 tätig war.

in Eckernförde

Mittlerweile zu einem Fachmann und Künstler geworden wurde er 1765 Direktor der Eckernförder Fayencemanufaktur, was deren (kurze) Blütezeit einleitete, in der diese Fayence auf europäischem Niveau herstellte.

  • Während der Zeit in Eckernförde heiratete seine Tochter Catharina Theresia den Fayencemaler Abraham Leihammer (1745-1774).
  • 1766 stirbt seine Frau Eva Elisabth - 1776 heiratetet in zweiter Ehe Ida Magdalena Lucia Schlüter.

in Kiel

Platte aus der Kieler Fayencemanufaktur

1768 ging Johann Buchwald - ebenfalls als Direktor - nach Kiel um die dortige Kieler Fayencemanufaktur zu leiten - in der in der Zeit ihres Bestehens sehr bedeutende Fayencen geschaffen wurden. Dorthin begleiteten ihn sein Schwiegersohn Abraham Leihammer und dessen Vater Johann Leihammer (1721 -ca. 1778) - beides Fayencemaler.

in Stockelsdorf

Das Herrenhaus Stockelsdorf, auf dessen Gelände sich die Stockelsdorfer Fayencemanufaktur befand
Flechtrandteller aus der Stockelsdorfer Fayencemanufaktur

1771 wechselten Johann Buchwald - zusammen mit Abraham und Johann Leihammer - als Direktor nach Stockelsdorf bei Lübeck - noch bevor die Kieler Fayencemanufaktur 1772 ihren Betrieb einstellte.

Die Stockelsdorfer Fayencemanufaktur war im selben Jahr von Georg Nicolaus Lübbers gegründet worden und produzierte Fayencen von höchster Qualität und von weit bekanntem Ruf. 1886 wurde - bedingt durch die Konkurrenz des preiswerteren Steinzeugs und der Behinderung durch Zollschranken und ein Importverbot die Stockelsdorfer Fayencemanufaktur aufgegeben.

in Schwartau

Das ehemalige (im Erscheinungsbild durch Putz veränderte) Buchwaldsche Wohnhaus in Bad Schwartau (heute: Lübecker Straße 58)

Johann Buchwald richtete am 3. Juli 1787 ein Gesuch um Ausweisung von drei Bauplätzen für eine Töpferei und ein Wohnhaus an Fürstbischof Peter (in Eutin / Fürstentum Lübeck) dem stattgegeben wurde. Daher zog er im selben Jahr nach Schwartau, wo er die Töpferei zur Herstellung von Öfen und Geschirr aus Fayence (die sog. "Schwartauer Fayencen") gründete. Allerdings war dieses Unternehmen nicht von Erfolg beschienen und die Buchwalds leben unter sehr kümmerlichen Umständen. So sammelte u.a. die Freimaurerloge "Zur Weltkugel" (in der er Mitglied war) 1799 für ihn und seine Familie. 1796 ging Johann Buchwald nach Riga, wo er eine Anstellung erhalten hatte. Die Fayence-Fabrik wurde währenddessen von seinem Sohn Georg Gottlieb Buchwald als Töpferei fortgeführt.

1799 kehrte er nach Schwartau zurück, wo er Anfang November 1806 starb.

Er sollte am 6. November 1806 bestattet werden - die jedoch an diesem Tag durch Schwartau ziehenden französischen Truppen (die nach der Schlacht bei Lübeck den Resten der preußischen Armee unter Blücher nach Ratekau folgten) plünderten das Haus, stahlen u.a seinen Sarg als Feuerholz und richteten seinen Leichnam „auf das scheußlichste“ zu. Die Bestattung erfolgt dann am 10. November 1810 auf dem Freidhof der Rensefelder Kirche.

Fayencen

Sonstiges

Quellen

Literatur

  • Ulrich Pietsch - Stockelsdorfer Fayencen. Geschichte und Leistung einer holsteinischen Manufaktur im 18. Jahrhundert, Lübeck 2000
  • Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck (Band 6, Seiten 39 ff.), Neumünster 1982 - Eintrag "Buchwald, Johann"
  • Max Steen - Alt Schwartau - Geschichte und Geschichten, Lübeck 1976 (Darin: Fayence-Direktor Johann Buchwald (Seite 50-52))
  • Max Steen: Die Hausgrundstücke und ihre Bewohner im alten Schwartau (1644-1900), 1971 (Seite 90 & 91)
  • Paul Zubek - Schleswig-Holsteinische Fayencen, Neumünster 1983.
  • Herwig Guratzsch - Fayencen aus dem Ostseeraum. Keramische Kostbarkeiten des Rokoko, München / Aachen 2003 (Buch zur gleichnamigen Ausstellung im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf & im Museum of Foreign Art in Tallin) (Darin: Das Leben von Johann Georg Ludwig Bonifacius Buchwald als typisches Beispiel eines Fayence-Wanderkünstlers)
  • Erwähnung in Weilbachs Künstlerlexikon (3. und 4. Auflage) (Siehe: [1] und [2] (in Dänisch))
  • Eintrag Johann Buchwald in der Encyclopædia Britannica
  • Ulrich Pietsch - Schwartauer Fayencen von Johann Georg und Georg Gottlieb Buchwald 1787-1827 - in: KERAMOS, Düsseldorf 1983 (Heft 99 - Seiten 67-74)
  • Herbert Lange - Schwartauer Fayencen? - in: KERAMOS, Düsseldorf 1974 (Heft 63 - Seite 67-70)
  • Topographie Schleswig-Holstein - Band 1 (A - Bo), Flensburg 2001 (Eintrag „Bad Schwartau“ - Erwähnung von Johann Georg Buchwald unter „Persönlichkeiten“ mit Lebensdaten)

Weblinks


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