Johann Christoph Jauch

Johann Christoph Jauch
Johann Christopher Jauch
Siegel Jauch mit der auf
Johann Christopher Jauch
zurückgehenden Devise (1683)
Christiane Eberhardine,
Kurfürstin von Sachsen -
„Sachsens Betsäule“
St. Lamberti Lüneburg 1703
mit dem Sturmwind, der den Turm erfasst und einstürzen lässt
Amtseinführung Jauchs als Superintendent 1714

Johann Christopher Jauch (* 13. September 1669 in Güstrow; † 26. Januar 1725 in Lüneburg) war ein evangelischer Geistlicher und barocker Textdichter.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Herkunft und Ausbildung

Jauch wurde geboren als zweites von vierzehn Kindern des Ersten Kammerherrn des Erbprinzen Carl von Mecklenburg-Güstrow, Christian Jauch d. Ält. (1638–1718), und der Ingeborg Nicolai, Zofe der Herzogin Magdalena Sibylla von Schleswig-Holstein-Gottorf, späterer Ehefrau des regierenden Herzogs Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow. Jauchs jüngster Bruder war der Königlich-Polnische Generalmajor und Barockbaumeister Joachim Daniel von Jauch (1688–1754), sein Schwager Johann Christoph von Naumann (1664–1742), Oberst und Baudirektor des Kurfürstentums Sachsen. Jauch heiratete Anna Margaretha Meier (1669–1750), Tochter des vormaligen Politologen an der philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg[1] und Vice-Superintendenten zu Lüneburg Georg Meier, der durch seinen Kampf gegen die Irrlehren des in der Folge amtsenthobenen Superintendenten Johann Wilhelm Petersen hervorgetreten war. Mit seinen Söhnen Ludolph Friedrich (1698–1764), Erster Pfarrer an St. Michaelis zu Lüneburg, und Tobias Christoph (1703–1776), Notar zu Lüneburg, erlosch dieser Zweig der Jauch. Seine Urgroßneffen waren die polnischen Freiheitskämpfer Joachim und Jan Pawel Lelewel.

Jauch besuchte zunächst die Güstrower Domschule, an der er 1689 in lateinischer Sprache die Festrede anlässlich des Geburtstages von Herzog Gustav Adolf hielt. [2] Später war Jauch Stipendiat des Herzogs. Er studierte Theologie an den Universitäten Rostock, Jena und Leipzig. 1694 unternahm er eine Studienreise nach Skandinavien und predigte auf Einladung des Prinzen Karl von Dänemark [3] in der Schlosskirche zu Kopenhagen. 1695 wurde Jauch Magister.

Wirken

Priesterliche Tätigkeit

Etwa ab 1693 bis 1695 war Jauch Herzoglich Mecklenburg-Güstrowscher Hof- und Schlossprediger in Güstrow, letzter Inhaber dieses Amtes vor dem Aussterben der Linie Mecklenburg-Güstrow 1695. [4]

1696 wechselte er als Zweiter Pfarrer an St. Lamberti zu Lüneburg. 1698 unterbrach er seine Tätigkeit in Lüneburg und war Prediger der Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen Christiane Eberhardine (1671–1727) an der Hofkirche in Pretzsch (Elbe). Der sächsische Hof war, damit Christiane Eberhardines Mann August der Starke König von Polen werden konnte, 1697 katholisch geworden. Jauch bestärkte die Königin, die sich auf Schloß Pretzsch zurückgezogen hatte, dem König nicht zu folgen und den evangelischen Glauben zu behalten. Christiane Eberhardine avancierte in der Folge in den Augen ihrer sächsischen Untertanen zur alleinigen Bewahrerin des lutherischen Glaubens. Diese Stilisierung fand ihren sprechenden Ausdruck in der Bezeichnung Christiane Eberhardines als „Sachsens Betsäule“.

1703 musste Jauch den Einsturz des Turms seiner Kirche St. Lamberti erleben: „Anno 1703 den 8. December Vormittages zwischen 10 und 11 Uhr warff der ungemeine und einem Orcan nicht ungleiche Sturmwindt aus Südwesten die Spitze des Lambertithurmes bis auff das Gemauer herunter auff den Kirchhoff, mit nicht geringen Schaden der daran stehenden Kirch ...“[5] Ehrende Rufe an St. Jacobi in Hamburg und die Marktkirche in Hannover schlug Jauch aus. 1709 wurde er Erster Pfarrer an St. Nicolai zu Lüneburg. Von 1714 bis zu seinem Tod 1725 wirkte er als Königlich Großbritannischer und Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Superintendent an St. Johannis zu Lüneburg.

Inspektor des Johanneums Lüneburg

Zugleich war Jauch Inspektor des Johanneums und damit nach der Lüneburger Schulordnung jener Zeit der eigentliche Leiter der Schule. Er war der unmittelbare Vorgesetzte des Lehrerkollegiums, entschied wichtige Disziplinarfälle und über den Lehrplan. Zugleich war der Inspektor Mitglied der Versetzungskonferenzen. [6]

Jauch übernahm die Leitung der Schule in einer Phase der Erholung. Nach Jahrzehnten des Krieges herrschte von 1713 bis 1740 Frieden. Aus dem Herzogtum ein Kurfürstentum geworden und der Kurfürst von Hannover hatte den englischen Thron bestiegen. 1716 feierte die Schule beispielsweise aufwendig den Geburtstag des Landesherrn. [7]

Nachdem bereits 1647 an St. Johannis die lateinische Liturgie durch die deutsche ersetzt wurde, schritt unter Jauch die deutsche Sprache als Schulsprache voran. So wurde an dem festlich begangenen Gedenktag zur Reformation 1717 in acht Akten der Verlauf der Reformation aufgeführt, wobei die Aufführung zunächst in lateinischer und dann in deutscher Sprache erfolgte. 1721 hielt Rektor Paulus Kraut bereits vollständig deutsche Vorlesungen. [8]

Künstlerisches Schaffen

Lüneburg war bereits durch das Wirken des 1697 verstorbenen Organisten Christian Flor, zu dem Jauch ein freundschaftliches Verhältnis unterhielt, zu einem bedeutenden Musikzentrum Norddeutschlands geworden. Während seiner Zeit an St. Johannis arbeitete Jauch zusammen mit dem namhaften spätbarocken Komponisten Georg Böhm, der dort als Nachfolger Flors von 1698 bis 1733 Organist war. In die Amtszeit Jauchs fiel die Fertigstellung des Umbaus der Brabanter Renaissanceorgel an St. Johannis in die heute bekannte Barockorgel.

Jauch ist verschiedentlich als Textdichter barocker Gedichte und Kantaten hervorgetreten. Ihm wird der Text zu Böhms verschollener Lukaspassion zugeschrieben. Bleibenden Wert haben die von ihm 1700 in dritter Auflage herausgegebenen geistlichen Lieder des Hamburger Pastors Heinrich Elmenhorst in der Vertonung von Johann Wolfgang Franck, die einen Gipfel der deutschen Liedkunst bilden. Jauch vermehrte das Werk um Lieder in der Vertonung von Georg Böhm und Petrus Laurentius Wockenfuß. Die maßgebliche Liedsammlung hat zahlreiche Neuauflagen, zuletzt im Jahr 2000, erfahren.

Jauchs Devise von 1683, Psalm 73, Vers 24 entnommen, lautete: „HERR, DU LEITEST MICH NACH DEINEN RATH“. Sie wurde von seinem Neffen Johann Christian Jauch (1702–1778), Erster Domherr des landtagsfähigen Domstifts Bardowick, in das für 1749 nachgewiesene Wappen, das die Devise bildlich wiedergibt, übernommen.

Wirkungsstätten im Bild

Werke

  • Franck, Johann Wolfgang, Heinrich Elmenhorst: Geistliche Lieder, herausgegeben von Johann Christopher Jauch, Lüneburg 1700, Reprint Hildesheim 2000, ISBN 3-487-11039-3 (= Denkmäler Deutscher Tonkunst 1. Folge, Band 45, Wiesbaden 1961)
  • Jauch, Johann Christoph: (De laico confessore) Dissertatio de laico confessore : qui in conclio Niceaeno oecumenico l. philosophum disputatorem sine disputatione convicisse fertur ; disputationis legitimae vindice ac patrono. - Rostock, 1695; (lat.)

Literatur

  • Bertram, Johann Georg: Das Evangelische Lüneburg, Braunschweig 1719

Weblinks

Quellen

  1. Georg Meier (1632-1695); Schriften Georg Meiers
  2. Qvandoqvidem Jam, Gestiente Plaudenteqve Tota Provincia, Serenissimi Principis Ac Domini, Dn. Gustavi Adolphi, Ducis Meclenburgici ... Qvinqvagesimus Septimus ... Natalis Adest; Praestantissimus Juvenum, Johannes Christophorus Jauch, Gustroviensis ... Serenitati Ejus, Oratione Latina ... Submississime Eo Nomine Gratulaturus Est : Omnes Ergo ... Ad Hanc Panegyrin, In Majori Nostri Athenaei Auditorio Instituendam ... Invito / M. Johannes Mantzel/ Rector. - Güstrow : Spierling, 1689 - Einladungsprogramm der Güstrower Domschule zur Festrede des Schülers Johann Christoph Jauch anlässlich des Geburtstages des Herzogs Gustav Adolf von Meckl.-Güstrow.
  3. Siehe Christian V. (Dänemark und Norwegen)#Nachkommen
  4. In mecklenburgischen Pastorenverzeichnissen findet sich sein Name bisher nicht. Vgl. jedoch Bertram, Johann Georg: Das Evangelische Lüneburg, Braunschweig 1719
  5. Stadtarchäologie Lüneburg
  6. Wilhem Görres und August Nebe, Geschichte des Johanneums zu Lüneburg, Lüneburg 1907, S. 41
  7. aaO S. 42, 44
  8. aaO S. 42f

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