Johann Kaspar Freiherr von Seiller

Johann Kaspar Freiherr von Seiller
Johann Kaspar Freiherr von Seiller, Lithographie von Franz Eybl, 1850

Johann Kaspar von Seiller (* 20. Oktober 1802 in Marburg an der Drau/Südsteiermark, heute: Maribor/Slowenien; † 10. Februar 1888 in Wien), Richter, Rechtsanwalt, war von 1848–1851 Präsident des Gemeinderats der Stadt Wien, 1851 bis 1861 der erste frei gewählte Bürgermeister von Wien.

Er wurde mit Verleihung des Leopoldsordens am 15. März 1850 in Wien in den österreichischen Ritterstand erhoben. Zehn Jahre später wurde er als Bürgermeister von Wien am 19. Januar 1860 mit Diplom vom 6. April 1860 in den österreichischen Freiherrnstand erhoben.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Kaspar von Seiller wurde als Sohn von Kaspar Seiller (1764–1856) und Antonie Edle v. Peritzhofen und Ehrenheimb (1777–1864) geboren. 1823 arbeitete er als Erzieher im Hause Carl Leonhard Graf Harrach. Er studierte ab 1817 zunächst 3 Jahre in Graz, dann in Wien und wurde 1823 an der Universität Wien zum Doktor der Rechte promoviert. Er war in der Folge ab 1826 zunächst als Richter tätig, ab 1831 als Hof- und Gerichtsadvokat und Notar in Wien. Im Zuge der Revolution von 1848 wurde der konservative Liberale Seiller in den Wiener Gemeinderat gewählt und war dessen Präsident bis 1849. Die am 17. März 1849 beschlossene Provisorische Gemeindeordnung wurde im folgenden Jahr von Kaiser Franz Joseph bestätigt. und trat am 9. März 1850 in Kraft. Am 26. Januar 1851 wurde Seiller dann auch zum Bürgermeister gewählt.

In seine Amtszeit fiel die Hochzeit des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. mit Elisabeth in Bayern, sowie eine Reihe städtebaulich wichtiger Maßnahmen, wie der Abbruch der Wiener Stadtmauer, Planung und Bau der Wiener Ringstrasse, Planung der 1. Wiener Gasbeleuchtung, der Donauregulierung und des Wiener Zentralfriedhofs. 1860 wurde Eisenbahnstrecke Wien-Salzburg-München eröffnet. 1865 wurde die Wiener Ringstraße teilweise eröffnet.

Besondere Sorgfalt wurde dem Sanitäts- und Schulwesen zugewendet, sowie dem Ausbau der Strassenbeleuchtung und Pflasterung. Durch kluge und sparsame Finanzgebarung wurde die Finanzierung umfangreicher Projekte ermöglicht, und trotz Verminderung der Einnahmen eine Schuldenerhöhung vermieden. Hatte er noch unter schwierigen Verhältnissen das Bürgermeisteramt angetreten so betrugen laut Stadtarchiv/Nachlass Felder die Guthaben der Stadt bei seinem Ausscheiden 10 Millionen Gulden. Seien untadelige amtsführung wurde auch von seinen Gegnern und den Zeitungen anerkannt, denn nie versuchte Seiller aus seinem Amt persönlich Kapital zu schlagen und verzichtete sogar auf sein Jahresgehalt von 10.000 Gulden.

Im Roten Salon des Wiener Rathauses hängt ein Bildnis des Bürgermeisters Seiller von Friedrich von Amerling. Der Schriftsteller Adalbert Stifter erwähnte ein Portrait Seillers von der Hand des Kupferstechers Joseph Axmann, über dessen Qualität er sich in einem Brief vom 29. Januar 1858 lobend äußert. Verschiedene Dokumente aus dem Leben Seillers sind im Wien Museum bzw. der Wienbibiothek erhalten: z.B. Korrespondenz Seillers mit Franz Liszt, Johann Nestroy u. a.

Johann-Kaspar Seiller war verheiratet mit Maria, geb. Weigl, (1802–1866) und Vater von sechs Kindern:

  • Josef Frh. von Seiller, * 1833, Hof u.Ger.Adv.
  • Aloys von Seiller, (1833–1918) Diplomat, k.u.k. geheimer Rat, Gesandter, bev. Minister
  • Anton Frh. von Seiller, * 1835, Prok. der k.u.k.priv. Pottendorfer Baumwollspinnerei und -zwirnerei
  • Maria Walpurga v. Schwaiger, * 1836
  • Viktor Frh. von Seiller, (1838–1866), k.u.k.Hauptmann
  • Maximilian Frh. von Seiller, * 1872, Oberlandesgerichtsrat.

1861 lehnte Seiller seine Wiederwahl ab und lebte von da an zurückgezogen.

Im Alter von 85 Jahren starb Johann Kaspar Freiherr von Seiller am 10. Februar 1888 in Wien. Er ist in einem Ehrengrab am Friedhof Wien Penzing begraben.

Ehrungen

  • 1849 Ritter des kaiserl. Leopoldsordens
  • 1860 Erhebung in den Freiherrnstand
  • Ehrenbürger der Stadt Marburg (heute slow. Maribor)
  • Ehrenbürger der Stadt Graz
  • Ehrenbürger der Stadt Agram (Zagreb)
  • Ehrenbürger der Stadt Ofen (Budapest)

Literatur

  • Seiller, Johann Kaspar in Constant von Wurzbach Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 34. Band, Wien 1879 (Online Version) [1]
  • Felix Czeike; Historisches Lexikon Wien. 5 Bände, Wien 1992–1997
  • Felix Czeike; Wiener Bürgermeister Jugend und Volk, Wien-München, 1975
  • Alfred Urbanschütz; Dr.Johann Kaspar Freiherr von Seiller, Bürgermeister von Wien, Dissertation Universität Wien, 1953
  • Die Presse Nr 90 und Nr 92 vom 3.IV.1861 und 5.IV.1861
  • Cajetan Felder, Erinnerungen eines WIener Bürgermeisters, Forum Verlag, Wien-Hannover-Bern, 1964

Weblinks




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