- Johann Wilhelm von Krause
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Datei:Portrait Johann W Krause.JPG
Johann Wilhelm (von) Krause (* 19. Junijul./ 30. Juni 1757greg. in Dittmannsdorf, Niederschlesien; † 10. Augustjul./ 22. August 1828greg. in Dorpat) war deutscher Hofmeister, Architekt der Universität Dorpat, Estland, und dort Professor für Agronomie, Technik und zivile Architektur.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johann Wilhelm Krause stammte aus einer protestantischen Gutsbesitzerfamilie ursprünglich in Böhmen und Mähren, deren bekannte Stammreihe mit Sigismund Krause, * 1727, † 1773, Forstmeister von Fürstenstein bei Waldenburg beginnt. Er besuchte die Dorfschule in Dittmannsdorf, danach Gymnasien in Brieg und Zittau (1777). 1778 bis 1781 studierte er Theologie in Leipzig. 1781 bis 1783 war er in fürstlich anhalt-zerbst. Militärdienst und nahm auf englischer Seite am nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil. 1784 siedelte er nach Livland über, wo er bis 1796 Hofmeister war, so beim Baron Peter Delwig in Adsel-Neuhof, bei Kreismarschall Gottfried Chr. von Kahlen in Seltinghof und beim Grafen August von Mellin in Kolzen. 1791 reiste er nach St. Petersburg, 1797-97 mit dem Freund K.G. Grass durch Deutschland und die Schweiz. Am 23. Oktober 1797 heiratete er in Kolzen, Livland, Juliane von Hausenberg (* 22. Mai 1771 in Wolmarshof; † 12. Juli 1843 in Dorpat; ∞ I. 1786 NN. Steingötter, Ratsherr in Riga; † April 1794) Tochter des Kaiserlich russischen Hofrats Valentin Gottlieb von Hausenberg, Arrendators von Neu-Ottenhof, und der Helene Wendel). 1797 bis 1805 bewirtschaftete er sein eigenes Gut Kipsal bei Cremon (heute Krimulda, nahe Sigulda, Lettland). 1803 wurde er zum Dr.phil. h.c. und Professor für Agronomie, Technik und zivile Architektur und Baudirektor an der wieder gegründeten Universität Dorpat / Universität Tartu berufen, es folgte 1809 der russische erbliche Adelsstand, der St. Wladimirorden 4. Klasse und der Kaiserlich russische Staatsrat(1823).
Lebenswerk
Datei:Riss-Zeichnungen Univ Dorpat.jpgIn den Jahren 1803 - 1823 entstanden die wichtigsten Bauten der Universität Dorpat nach den Plänen des Johann Wilhelm Krause: Die Bibliothek in der Domruine, die Klinik in der ehemaligen Kaserne, das klassizistische Hauptgebäude, die Sternwarte, das Anatomicum (richtungweisend für mehrere spätere anatomische Theater in Europa) und das Palmenhaus im Botanischen Garten. Bis auf Letzteres bestehen diese bis heute, das Anatomicum wurde bis in die 90er Jahre im regulären Universitätsbetrieb genutzt.
Weitere Zivilbauten: Mausoleum der Familie von Vietinghoff. im Park der Anlage Marienburg in Lettland, 1832;
Während seines ganzen Lebens zeichnete und malte Krause: 1797 entstanden die Illustrationen zum "Atlas von Liefland" des L.A. Grafen Mellin (1798 erschienen); als Studienmaterial erstellte er eine Vielzahl von Architekturzeichnungen und Skizzen, die mit über 1000 weiteren Landschaftszeichnungen in Sepia, Tusche und Stift im Archiv der Universitätsbibliothek Tartu aufbewahrt werden.
Veröffentlichungen:
- Englisches Lesebuch in Prose und Gedichten für Anfänger : Mit einem vollständigen Wörterbuche und einer kurzen englischen Grammatik / Herausgegeben von Johann Wilhelm Krause. - Dresden ; Leipzig : Richter, 1792.
- Livland nach der Eintheilung Heinrich des Letten und zu den Zeiten der Bischöffe u. Ordensmeister bis 1562 [Kaart] / Entworffen von W. C. Friebe - gezeichnet von J. W. Krause - gestochen von F. Ramberg; Riga, Leipzig; 1798; bei Johann Friedrich Hartknoch.
- Öconomie und Architectur. Eine Skizze über den wechselseitigen Einfluss derselben auf Gemeinwohl, als Antrittsrede gehalten den 13ten Junius 1803 von Johann Wilhelm Krause, ordentlichem Professor der Öconomie, Technologie, Forstkunde und bürgerlichen Baukunst, an der Kayserlichen Universität zu Dorpat. Dorpat, gedruckt bey Michael Gerhard Grenzius, Universitätsbuchdrucker
- Uebersicht der bürgerlichen Baukunst in Tabellen zum Behuf akademischer Vorlesungen / entworfen von Johann Wilhelm Krause; Dorpat, 1806; Druck: Michael Gerhard Grenzius, Dorpat.
- Uebersicht der Landwirtschaft in Tabellen zum Behuf akademischer Vorlesungen / entworfen von Johann Wilhelm Krause; Dorpat, 1806; Druck: Michael Gerhard Grenzius, Dorpat.
- Handschriftliche Memoiren: 10 Bände, mit Skizzen, erhalten in der Universitätsbibliothek Tartu . Eine Kopie hiervon, und weitere Bilder, bewahrt das Staatsarchiv Riga auf.
Literatur
- Johann Wilhelm von Krause: Aus den Aufzeichnungen eines livländischen Hofmeisters vom Ende des XVIII. Jahrhunderts. Rigaer Tagblatt; 1894/95
- Johann Wilhelm von Krause: Das erste Jahrzehnt der ehemaligen Universität Dorpat. Aus den Memoiren des Professors Johann Wilhelm Krause. Baltische Monatsschrift, 53, 238–241; (1902)
- Johann Wilhelm Krause 1757-1828. Kataloog 1: Kunstnikust arhitektiks; Hilkka Hiiop, Juhan Maiste, Kadi Polli, Mariann Raisma; Tallinn, 1999.
- Johann Wilhelm Krause 1757-1828 Kataloo 2: Arhitektina Liivimaal; Maiste, Juhan; Polli, Kadi; Raisma, Mariann; Kopa, Jana; Tallinn: Eesti Keele Sihtasutus; 2002.
- Tartu Ülikool ja tema arhitekt Johann Wilhelm Krause - University of Tartu and its Architect Johann Wilhelm Krause; Juhan Maiste, Kadi Polli, Mariann Raisma; Tallinn: Eesti Keele Sihtasutus, 2003
- Alma Mater Tartuensis : Das Anatomische Theater und sein Architekt Johann Wilhelm Krause; Maiste, Juhan; Polli, Kadi; Raisma, Mariann; Tartu: Stiftung für Estnische Sprache; 2006.
Quellen
- Allgemeine Literaturzeitung ... (1785) \ Jahrgang 1793 \ Band 2 \ Nummer 130, Seite 297/298
- Lebenserinnerungen, 10 Bände, Universitätsbibliothek Dorpat, transkribiert von Valentine von Krause (+ 2003)
Weblinks
Fundstelle des Artikels über das English-Lehrbuch:
http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00008423
Kurze Zusammenfassung zu Johann Wilhelm von Krause bei der Universitätsbibliothek Tartu:
https://www.utlib.ee/ekollekt/bskunst/de/krause.htm
Link zum Onlinekatalog der Bibliothek mit allen bereits digitalisierten Bildern:
Eine literarische Biografie
Die Karriere eines Architekturprofessors oder Universitätsbaumeisters war ihm gewiss von Haus aus nicht auf den Leib geschrieben. Am 1. Juli 1757 in Schweidnitz bei Breslau geboren ist er ein Kriegskind, dem der Siebenjährige Krieg mit seinen Folgen übel mitspielt. Noch ehe er das Gymnasium in Brieg beenden konnte, verliert er beide Eltern. Sein Vater war Forstmeister, zuvor nicht unvermögend, sein verwaister einziger Sohn muss sich aber selbst durchbringen. Widerwillig wird er Schreiberlehrling in der Kanzlei seines Schwagers. Verwandte, die er als übelwollend empfindet, überwachen sein Wohnverhalten.
Die Situation erscheint ihm bald unerträglich, mit leichtem Gepäck, einigen wenigen Münzen in der Tasche, und dem Vorsatz, „alles, was er wird, nur aus eigner Kraft zu werden“, macht er sich mit 16 Jahren auf und davon. Die Wanderschaft durch Schlesien und Sachsen wird später im zweiten Band seiner Erinnerungen minutiös beschrieben. Ab jetzt macht er es sich zur Gewohnheit, Erlebtes in täglichen kurzen Notizen festzuhalten. Diese „Pappiere“ hütet und bewahrt er in allen Wechselfällen des Lebens aufs sorgfältigste, bis sie im letzten Jahrzehnt seines Lebens als Ausgangspunkt zur Niederschrift der 10-bändigen Erinnerungen dienen. Bei deren Lektüre kann man nicht umhin, sein immenses Gedächtnis, die Detailtreue der bildhaften Schilderungen zu bewundern.
Der junge Aussteiger erreicht Dresden, wo er erstmals mit großer Architektur in direkte Berührung kommt. Er ist nachhaltig beeindruckt. Wissensmäßig scheint er nicht ganz unvorbereitet. Weil ihm das Geld ausgegangen ist, versucht er im Hafen auf einem Schiff nach Hamburg anzuheuern, um dem Traum - einem der Träume, die sein Herz bewegen - also dem Traum von Amerika näherzukommen. Jedoch ist keiner der Kapitäne an einer Mitarbeit des schmächtigen Bürschchen interessiert. In die Länge ist er auch später nicht gewachsen, er bleibt „der Knurps“. Ein Thema, das im weiteren Verlauf immer wieder als Negativum anklingt. Auch die beiden anderen Themen, die hier erschienen: „Architektur“ und „Amerika“, bleiben ihm fernerhin erhalten.
Immer wieder nehmen sich gute Menschen des unerfahrenen Jünglings an. In vielen Familien fehlt der Sohn, der im Krieg geblieben ist, so trifft der Elternlose auf Wohlwollen und Hilfsbereitschaft, auch auf Rat und Weisung. Das geht so weit, dass der von der Herrnhuter Gemeinde beeinflusste Töpfermeister Reichel in Zittau ihn 1774 für drei Jahre in sein Haus aufnimmt, um ihm den Abschluss des Gymnasiums zu ermöglichen. Seine Bareinkünfte ergeben sich aus zahlreichen Unterrichtsstunden, die er in Häusern mit Kindern im Vorschulalter erteilen kann, so wie es dort gebräuchlich ist. Für die Kinder des Stadtbaumeisters Christian Ephraim Eschke wird nicht in Geld bezahlt, Krause lässt sich seinerseits im „Risse“ Zeichnen unterrichten. Die im Krieg zerstörte Johanniskirche befindet sich im Wiederaufbau, der von Krause mit glühendem Interesse verfolgt wird. Die Johanniskirche wird später vom Sohn Eschkes Karl Christian fertig gestellt, Ähnlichkeiten im Baustil lassen erkennen, dass dieser und der etwas ältere Krause die Kunst des Bauzeichnens bei „Vater Eschke“ gelernt haben.
In der Stadtbibliothek ist er bald „Kind im Hause“, als Helfer und eifriger Benutzer. Geographie, Geschichte, Architektur, Naturwissenschaften ziehen ihn an. Ein zeitweilig in Zittau stationiertes preußisches Regiment ergibt Kontakte der Gymnasiasten zu den Offizieren. Was er von diesen an militärwissenschaftlicher Literatur geliehen bekommen kann, arbeitet er konsequent durch. Der junge Mann wirkt wie ein Schwamm, der sich mit Wissen vollsaugt, wo er es nur erlangen kann. Ohne konkreten Plan, diffus, nicht zielstrebig, immer neu fasziniert und begeistert. Auch im Ausarbeiten und Halten von Predigten versucht er sich mehrfach, nachdem bei der morgendlichen Schulandacht von den Schülern reihum Exegesen vorgetragen werden. Frömmigkeit ist en vogue, sowohl als mehr aufklärerische Moralphilosophie, als auch in der verinnerlichten Form Herrnhutischer Ausprägung. Daneben wird gezeichnet, gedichtet, musiziert, z.T. mit gleichgesinnten Freunden. Das Bildungsniveau in den Häusern, zu denen er Zutritt hat, ist beachtlich, angefangen mit dem Haus seines Pflegevaters, der einem großen und traditionsreichen Handwerksbetrieb vorsteht.
Nach einem kurzen Ausflug in militärische Gefilde – er kann sich nicht zwischen Militär und Theologie entscheiden – rückt er drei Jahre später als Theologiestudent in Leipzig ein. Weitere Unterstützung durch die Zittauer Freunde hat er stolz abgelehnt. Das Stundengeben erweist sich hier aber als wenig einträglich, auch die Familie in Schlesien verweigert weitere Unterstützung. Drei Hungerjahre hält er in Leipzig aus, dann beschließt er, Soldat zu werden. Von Zerbst nach Jever in Ostfriesland marschiert das anhalt-zerbstische Regiment, das für England in den Amerikanischen Freiheitskrieg soll. In Jever findet er wieder freundliche Gönner, die ihm eine gewisse Sonderausbildung ermöglichen. Es geht um Landvermessung, Kartenskizzen und auch Befestigungsprobleme. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit jedoch lässt er sich nach Übersee einschiffen.
Die Enttäuschungen bleiben nicht aus. An Bord sieht es nicht viel anders aus, als auf afrikanischen Sklavenhandelsschiffen. Es geht ums Überleben, viele schaffen es nicht. 82 Tage dauert die grauenvolle Überfahrt bis Halifax, dann schippert man nach Long Island. Krause ist Artillerist, Feuerwerker, noch nicht Offizier. Letzteres käme ihm auf Grund seines Bildungsgrades zu. Die Beförderung wird ihm auch dauernd in Aussicht gestellt, weil er aber zu stolz ist, sich anzudienen oder Beziehungen auszunutzen, wird er mehrfach übergangen. Dabei wird er immer wieder mit besonderen Aufträgen betraut und genießt das Vertrauen kompetenter Vorgesetzter.
Der Krieg als solcher nähert sich bereits seinem Ende, auf Long Island wird aber noch gekämpft. In einer Rückblende als Bericht eines deutschen Kameraden baut Krause den Verlauf des ganzen Feldzuges in seine Erinnerungen ein. Der junge Freiheitsfanatiker und Aufklärer hat erst allmählich begriffen, dass er aufs falsche Pferd gesetzt hat, seine Sympathien gehören den Amerikanern. Daran ändert auch die Beförderung zum Leutnant nichts. Nach dem Waffenstillstand ist er noch wochenlang im nördlichen Kriegsgebiet unterwegs mit dem Auftrag, den Verlauf der geschlagenen Schlachten vor Ort zeichnerisch festzuhalten, (zu kartographieren). Die Begegnungen mit Zerstörung, Leid, vernichtetem Wohlstand gemahnen ihn an Bilder aus seiner Kindheit und Jugend. 1782 bis 1784 hält Krause sich in Nordamerika auf, der Krieg endet 1783 mit dem Friedensschluss von Versailles. Wieder nach Jever verfrachtet nimmt der 27-Jährige seinen Abschied. In Amsterdam betätigt er sich kurz als Gehilfe des Oberbaumeisters.
Es wird ihm zu einer neuen militärischen Karriere in Russland geraten. Der Abenteuergeist ist noch nicht erloschen, der Vielgereiste schifft sich nach Libau und Riga ein, ohne zu ahnen, dass er sich nun endlich seiner eigentlichen Bestimmung zu nähern unternimmt. In Riga erfährt er bald, dass Militärdienste eine persönliche Bewerbung in St. Petersburg voraussetzen. Für diese damals schwierige Reise fehlen ihm die Mittel. Was sich dem Neuankömmling aber bald anbietet, sind Hofmeisterstellen. Livland hat sich von den Schrecknissen und Verheerungen des Nordischen Krieges erholt, an Bildung besteht Nachholbedarf. Unter vielen Vorbehalten innerer und äußerer Art lässt Krause sich anwerben. Eine Reise nach Petersburg klappt erst 1791, wo er aber zur Überzeugung gelangt, dass eine militärische Karriere ohne Beziehungen aussichtslos ist. Auf dieser Reise, - als Standesherr, der weiß, was er sich schuldig ist, - übernachtet er erstmals in Dorpat, ohne besonders günstige Eindrücke zu empfangen. Die Stadt hat sich von den sehr schlimmen Verwüstungen im Kriege und von einem Brand vor zehn Jahren noch nicht erholt. In Petersburg wäre er gern geblieben, Er durchwandert es in jeder Richtung. „Eine Welt vom elendesten Loche bis zum erhabensten Meisterwerke der Kunst ... doch war ich voll Liebe zu all dem trefflichen, voll brennenden Verlangens, auch etwas tun und wirken zu können“ schreibt er in seinen Memoiren.
Die insgesamt zwölf Jahre Hofmeisterdasein bieten ihm natürlich keine solchen Möglichkeiten. Die Abhängigkeit von der jeweiligen Familie frustriert ihn in zunehmendem Maße. Im Hause des Grafen Mellin, seiner dritten und letzten Stelle, ergibt es sich allerdings, dass er an einem Werk beteiligt wird, das Jahrhunderte überdauert. Im Mellinschen Atlas von Est- und Livland, dem ersten in seiner Art, sind Kartenskizzen von Krause enthalten. Titelblatt und Vignetten des schönen und informativen Bandes sind ebenfalls sein Werk. Leider wurde dessen Herausgabe dem Verleger Hartknoch in Riga zum Verhängnis. Die russische Zensur äußerte Beanstandungen (Mellin war Aufklärer und Reformer), Hartknoch verlegte den Druck nach Deutschland, wurde aber in der Folge des Landes verwiesen.
Auch in seiner Freizeit ist das Zeichnen Krauses liebste Beschäftigung. Erziehung und Bildung der Kinder, die ihm anvertraut wurden, betreibt er überlegt und gewissenhaft, oft ohne wirkliche Unterstützung seitens der Eltern. Seine speziellen Freunde sind Kollegen von den benachbarten Gütern. Es ist bekannt, dass diese Generation reichsdeutscher Hofmeister der deutschen Kultur im Baltikum nach deren Niedergang im Nordischen Kriege zu neuer Blüte verholfen hat.
Der Jahreslauf bringt meistens eine Familienreise nach Riga. Dann nimmt Krause sich die Zeit, ausgiebig in Hartknochs Buchhandlung einzukehren, der ihn voll Verständnis in seinem Lager schmökern lässt. Bargeld ist knapp in des Schulmeisters Taschen. Den Damen vorzulesen gehört oft mit zu seinen Obliegenheiten. Wegen der kräftigen Stimme und der deutlichen Aussprache rät man ihm, an die Pastorslaufbahn zu denken. Sein Interesse geht aber mehr in Richtung Landwirtschaft. Er hat jahrelang die Abläufe auf den Gütern kritisch beobachtet, nun möchte er es gerne selbst versuchen, ein Stück Land zu bearbeiten. 1796 unternimmt er zuerst noch eine Reise nach Deutschland, über Leipzig bis nach Zürich. Den Traum, Italien zu sehen, kann er sich nicht erfüllen, obwohl Palladios Bauwerke ihn besonders interessieren. Heimgekehrt erwirbt er vom Grafen Mellin das Gut Kipsal bei Kremon, heiratet Juliane Steingötter, geb. Hausenberg und wird praktischer Landwirt. Der Erfolg gibt ihm Recht.
Die Wiedergründung der Universität in Dorpat 1802 unter dem Rektorat seines Schwagers Georg Friedrich Parrot gibt Krause Gelegenheit, seine Kenntnisse in der Architektur zu beweisen: Er wird zum Architekten für die Schaffung der erforderlichen Räumlichkeiten der Universität berufen. Es entstehen die wichtigsten Gebäude der neuen deutschen Hochschule.
Datei:Goldener Traum des J.W. v. Krause.JPGIn der Folge wird Krause ordentlicher Professor für Agronomie, Technik und zivile Architektur an der jungen Universität und hat daneben Gelegenheit, einige Gutshäuser im damaligen Livland zu errichten. Auch Entwürfe für landwirtschaftliche Gebäude sind erhalten. Der russische Zar erhebt ihn in den erblichen Adelsstand, er wird Ritter des Wladimir-Ordens 4. Klasse (1809) und Staatsrat (1823).
Zeitlebens hat Krause zwei Leidenschaften: Seine Tagebücher und seine Zeichnungen. Aus den Tagebüchern entstanden zehn Bände handschriftlicher Lebenserinnerungen, die im Original in der Bibliothek der Universität Dorpat aufbewahrt werden. Ebenso befinden sich dort weit über 1000 Zeichnungen und Stiche, die zunehmend in den Online-Katalog der Universitätsbibliothek aufgenommen werden. Im Nekrolog, der 1828 zur akademischen Trauerfeier verfasst wurde, heißt es über Krause:
- „Wenn man einen, oft zweideutigen, weil verbreiteten Ruf nicht zum einzigen Maasstabe der Achtung braucht, die wir den Hingeschiedenen zollen, sondern Gründlichkeit und Kenntnisse, rastlose nützliche Thätigkeit, Genialität und Charaktergröße berücksichtigt: so wird Livland über den Verlust eines Mannes trauern, den es in diesen Tagen verlor, und folgende biographische Notizen mit wahrer Theilnahme lesen…“
Personendaten NAME Krause, Johann Wilhelm ALTERNATIVNAMEN Krause, Johann Wilhelm von KURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt GEBURTSDATUM 30. Juni 1757 GEBURTSORT Dittmannsdorf, Niederschlesien STERBEDATUM 22. August 1828 STERBEORT Dorpat
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