Wilhelm von Polenz

Wilhelm von Polenz

Wilhelm von Polenz (* 14. Januar 1861 in Obercunewalde; † 13. November 1903 in Bautzen) war ein deutscher Heimatschriftsteller, Romancier und Novellist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm von Polenz stammt aus dem alten sächsischen Adelsgeschlecht Polenz. Sein Vater war der sächsische Kammerherr und Klostervogt von Marienthal, Julius Curt von Polenz, die Mutter Clara eine Geborene von Wechmar. Am Gymnasium in Dresden legte er 1882 die Reifeprüfung ab und absolvierte anschließend einen einjährigen Militärdienst bei den Dresdner Gardereitern. Während dieser Zeit lernte er auch Moritz von Egidy kennen.

Auf Wunsch seines Vaters studierte Wilhelm von Polenz an den Universitäten Breslau, Berlin und Leipzig Rechtswissenschaften, obgleich er selbst mehr musische und literarische Neigungen verspürte. 1887 gab er deshalb seine Referendarstelle im sächsischen Staatsdienst auf, machte die Schriftstellerei zu seinem Hauptberuf und zog nach Berlin. Hier gehörte er dem „Ethischen Klub“ und dem „Friedrichshagener Dichterkreis“ an. Zu seinen Bekannten zählten die Literaten Heinrich und Julius Hart, Gerhart Hauptmann, Otto Erich Hartleben und Hermann Conradi. 1888 ehelichte er die Engländerin Beatrice Robinson. 1890 veröffentlichte er seinen ersten Roman, „Sühne“. Nach dem Tod seines Vaters 1894 übernahm Polenz das im Familienbesitz befindliche Rittergut Obercunewalde.

Beeindruckt vom Naturalismus und den Werken Émile Zolas und Lew Tolstois, mit dem er in einem freundschaftlichen Briefwechsel stand, entstanden seine gesellschafts- und kulturkritischen Werke. Sein bekanntester Roman ist „Der Büttnerbauer“ (1893), in dem er die Situation des Bauernstandes seiner Zeit darstellt und der als das bedeutendste epische Werk des Naturalismus angesehen wird.

1902 unternahm er eine Reise in die USA. Als Resultat dieses Aufenthalts entstand sein sozialkritischer Essay „Das Land der Zukunft“ (1903). Noch im selben Jahr starb Wilhelm von Polenz im Alter von 42 Jahren an einem Krebsleiden in Bautzen.

Nachklänge

In dem von seinem Vater 1880 durch den Dresdner Hofgartenarchitekten Johann Carl Friedrich Bouché gestalteten Gutspark Obercunewalde errichteten ihm 1909 die Landstände der Oberlausitz und Freunde seiner Werke sein Denkmal. Später wurde die Grund- und Mittelschule „Wilhelm von Polenz“ in Cunewalde nach ihm benannt.

Sein künstlerischer Nachlass befindet sich im „Polenz-Museum“ in Cunewalde (Am Gänseberg 7).

Denkmal

Der Bildhauer Arnold Kramer (1863–1918) schuf für Polenz' Denkmal in Bautzen ein Reliefmedaillon, von dem ein Zweitguss in das Städtische Museum gelangte.

Werke

Lyrik

  • Erntezeit. Nachgelassene Gedichte, 1904

Erzählungen und Romane

  • Sühne, 1890
  • Der Pfarrer von Breitendorf, Roman, 1893
  • Karline, Novellen und Gedichte, 1894
  • Der Büttnerbauer, Roman, 1895
  • Reinheit, Novellen, 1896
  • Der Grabenhäger, Roman, 1897
  • Wald, Novelle, 1899
  • Thekla Lüdekind, Roman, 1900
  • Luginsland, Dorfgeschichten, 1901
  • Liebe ist ewig, Roman, 1901
  • Wurzellocker, Roman, 1902

Theaterstücke

  • Heinrich von Kleist, Trauerspiel, 1891
  • Preußische Männer, Schauspiel, 1891
  • Andreas Bockholdt, Tragödie, 1898
  • Junker und Fröhner, Dorftragödie, 1901

Sonstiges

  • Das Land der Zukunft, 1903

Literatur

  • Adolf Bartels: Wilhelm von Polenz. Koch, Dresden 1909.
  • Hilde Krause: Wilhelm von Polenz als Erzähler. Univ. Diss., München 1937
  • Miklós Salyámosy: Wilhelm von Polenz. Prosawerke eines Naturalisten. Akadémiai Kiadó, Budapest 1985 ISBN 963-05-3836-9
  • Peter von Polenz (2001): Studentensprache im Duellzwang. Nach einem wiederaufgetauchten Manuscripte von Wilhelm v. Polenz (1885). In: Burkhardt, Armin; Cherubim, Dieter (Hgg.): Sprache im Leben der Zeit. Beiträge zur Theorie, Analyse und Kritik der deutschen Sprache in Vergangenheit und Gegenwart. Helmut Henne zum 65. Geburtstag. Tübingen, S. 33-43.

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