Johann von Ibelin (Jurist)

Johann von Ibelin (Jurist)

Johann von Ibelin (* 1215; † 7. Dezember 1266 in Nikosia) war Graf von Jaffa und Askalon (als solcher auch Johann von Jaffa), Herr von Ramla und Regent des Königreichs Jerusalem (1254–1256).

Wie sein Onkel Johann I. der Alte von Ibelin war er ein bekannter Jurist innerhalb des Königreichs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der Sohn von Johanns Bruder Philipp von Ibelin, Bailli von Zypern, dem Sohn von Balian von Ibelin und der Byzantinischen Kaisertochter Maria Komnena und Alice von Montbéliard (Mömpelgard), der Witwe des Grafen Berthold von Katzenellenbogen. Johannes wurde vermutlich auf Zypern, in Peristerona bei Morphou geboren, wohin sich sein Vater nach einem Streit mit König Johann von Brienne zurückgezogen hatte. Das Dorf war ein Zentrum der Verehrung von St. Barnabas und St. Hilarion. 1218–1227 war Philip von Ibelin Regent für den minderjährigen König Heinrich I. (1218–1253). Er verstarb 1227, als sein Sohn Johann 13 Jahre alt war. Als 1229, nachdem Friedrich II. von Hohenstaufen Zypern verlassen hatte, die Ibelins einen Krieg mit den fünf kaiserlichen Baillis entfachten, floh er mit seiner einzigen Schwester Maria auf die Templerburg Tortosa, wo er aber Graf Steffen, einem Gefolgsmann des Kaisers, in die Hände fiel.

Schließlich schloss er sich den Truppen seines Onkels, Johannes von Beirut an. Sein erster Kampfeinsatz, bei dem er wenig taktisches Geschick bewies, ist durch Philip von Novara in Casal Imbert, nördlich von Akko, belegt. Das schlecht verteidigte Lager der Ibelins wurde von kaiserlichen Truppen erobert, und Heinrich, der König von Zypern konnte nur mit knapper Not, „halb bekleidet“, nach Akko entkommen. In den Kämpfen wurde er schwer verwundet. Kurz danach verkaufte er seinen Landbesitz in der Gegend von Akkon und Caesarea an die Templer und Hospitaliter, um Geld für eine Rückkehr nach Zypern zu sammeln. 1232 war er an der Schlacht von Aghirda (Agridi), am Pass über den Pentadaktylos zwischen Nikosia und Kerynia gegen den kaiserlichen Bailli Ricardo Filangieri beteiligt. Er konnte im Anschluss Walter von Manupello, versteckt im Graben der Templerburg von Gastria, in der dieser vergebens um Einlass gebeten hatte, gefangennehmen. Nach zehnmonatiger Belagerung fiel Kerynia schließlich 1233 an die Ibelins, und König Heinrich belohnte sie reichlich.

Danach scheint sich Johann meist in Zypern aufgehalten zu haben. Er hatte Landbesitz in Lefkoşa, bei Güzelyurt, Episkopi bei Limassol und hielt die Burg Vassa bei Paphos. Seine Schwester trat um 1235 in das Zisterzienser-Kloster von St. Theodor in Nikosia ein, das ihre Mutter gegründet hatte, das allerdings erst 1242 von dem Orden anerkannt wurde.

Seit 1232 war Johann als enger Verwandter des Königs Heinrich I. regelmäßig am Hof von Zypern vertreten und taucht in den Urkunden häufig als Zeuge auf. Vermutlich gehörte er zusammen mit seinen Vettern Balian, Balduin, Hugo, Johannes und Guido, den Söhnen Johannes von Beirut und Johannes von Caesarea zu den engen Ratgebern des jungen Königs. Um 1238 heiratete Johann Maria von Armenien, eine Schwester der Königin Stefane und von Hethum I. von Kleinarmenien, vielleicht in einer Doppelhochzeit zusammen mit dem König selbst.

In Palästina standen sich das Haus von Ibelin mit der Basis in Akkra und das kaiserliche Tyros immer noch feindlich gegenüber. Versuche, über Simon von Montfort, dem Schwiegersohn der Frau Friedrichs, zu einer gütlichen Einigung zu kommen, scheiterten. Infolge des Kreuzzugs Theobalds IV. von Champagne konnte Johann 1241 das alte Lehen der Ibelin, die Herrschaft Ramla zurückgewinnen; 1247 erhielt er zudem die Grafschaft Jaffa und Askalon. 1242 nahm Johannes an einem Feldzug von Balian von Beirut und Philipp von Montfort gegen Tyros teil, der mit der Vertreibung der kaiserlichen Truppen endete.

Zwischen 1246 und 1247 belehnte Heinrich I. Johann mit Jaffa, das Heinrich von Champagne ursprünglich seinen Töchtern als Morgengabe hinterlassen hatte. Nach dem Tod von Alice von Champagne war es an ihre Tochter Maria von Champagne gefallen, die mit Walter IV. von Brienne verheiratet war. Nach dem Tod von Alice 1246 fiel es dann an ihren Sohn, König Heinrich I. Den Titel „Graf von Jaffa und Askalon“ hatte im Jahrhundert zuvor gewöhnlich der Erbe des Throns von Jerusalem gehalten, und die Grafschaft galt noch immer als die bedeutendste im ganzen Königreich. Er nahm am sechsten Kreuzzugs teil und half 1249 einen Angriff des Sultans as-Salih Ayyub auf Damietta zurückzuschlagen. Im April 1250 geriet er ebenfalls in die Gefangenschaft der Mameluken, wurde aber wenig später frei gelassen.

1254–1256 war Johannes in der Nachfolge seines Vetters Johannes von Arsuf Bailli des Königs von Jerusalem. Aus dem Waffenstillstand von 1255 war Jaffa ausdrücklich ausgenommen, und 1256 konnte Johannes mit Gottfried von Sangines durch den Überfall auf eine Handelskarawane reiche Beute machen. Ein neuer zehnjähriger Frieden schloss dann auch Jaffa ein.

In den erbitterten Scharmützeln zwischen genuesischen, pisanischen und venezischen Kaufleuten in Akko 1256 in der Schlacht von St. Sabas spielte Johannes eine entscheidende Rolle. Nach einem genuesischen Mordversuch stellte er sich auf Seiten der Venezianer. 1258 gaben die Genueser Akko zugunsten von Tyros auf. Aber die Montforts und die Ibelins waren fürderhin verfeindet.

Wegen seiner Affaire mit Plaisance von Antiochia, der verwitweten Königin von Zypern und Regentin der Königreiche von Zypern und Jerusalem († 1261), wurde der über Fünfzigjährige 1261 vom Papst persönlich getadelt.

1261 reiste Johannes mit Johannes von Beirut, dem „alten Baron“, zu Baibars, um in Verhandlungen einzutreten. 1263 kam es zu einem zweiten Besuch am Berg Tabor. Die Verhandlungen über die Freilassung der Gefangenen scheiterten jedoch an der Habsucht der Ritterorden.

Johannes starb am 7. Dezember 1266 im Alter von 52 Jahren in Nikosia und wurde in der dortigen Dominikanerkirche begraben. Zwei Jahre nach seinem Tod fiel Jaffa 1268 an die Mameluken.

Johann soll ein Ritter von vorbildlicher Tugend gewesen sein, was ihn nicht hinderte, einerseits mit Billigung von Papst Urban IV. mit aller Härte gegen die Muslime vorzugehen und andererseits mit der Königin Plaisance von Zypern ein Verhältnis einzugehen, was Urban allerdings lautstark kritisierte.

Nachkommen

Mit Maria von Armenien hatte er mindestens sieben Kinder:

  • Jakob (Jacques oder Jāk; † 1276) war ab 1266 Graf von Jaffa und Askalon, ab 1268 Titulargraf;
  • Philipp († nach 1263, vor Johann);
  • Johann († nach 1263, vor 1276) verstarb ohne Nachkommen;
  • Guido († 1304) war ab 1276 Titulargraf von Jaffa und Askalon;
  • Margarete († nach 1319) wurde Äbtissin des Benediktiner-Klosters Notre Dame de Sur in Lefkoşa;
  • Isabella († nach 1298) heiratete 1270 Sempad von Botha, „Herr von La Roche in Armenien“ (Sarventikar), Sohn Gottfrieds von Sarventikar;
  • Maria († nach 1298) heiratete in erster Ehe 1269/70 Vahram von Hamus (X 1270/71 bei Sis) und in zweiter Ehe Gregor von Ladif, Sohn des Vahran von Ladif.

Werke

Als Mitarbeiter bei den Assizes von Jerusalem (siehe Haute Cour von Jerusalem), dem Gesetzbuch, das für das Königreich zusammengestellt wurde, stammt das um 1260 verfasste Livre des Assises de la Cour des Barons von ihm. Es gilt als eine der wichtigsten Quellen zur Kultur- und Rechtsgeschichte der späten Kreuzfahrerstaaten. Es ist in fünf Manuskripten überliefert und beruht auf den Erfahrungen des Verfassers am Hochgericht (Haute Court) von Zypern, Jerusalem sowie in seiner Grafschaft Jaffa. Vermutlich kam es Johannes als Teilnehmer des Aufstandes gegen Friedrich II. vor allem darauf an, die Privilegien des Hochadels festzuhalten.

1531 wurde das Manuskript auf Zypern auf Anordnung der Venetianer ins Italienische übersetzt. Auch im fränkisch beherrschten Griechenland war das Buch in Gebrauch (Assises de Romanie).

Literatur

  • Peter W. Edbury (Hg.): John of Ibelin. Le Livre des Assises; Leiden 2003
  • Peter W. Edbury: Kingdoms of the Crusaders; Aldershot 1999
  • Comte Beugnot: Recueil des Historiens des Croisades, 1. Lois; Paris 1841; S. 1–432
  • W. H. Rudt de Collenberg: Les Ibelin aux XIIIe et XIVe siècles, Epeteris 9; 1977
  • Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge; München 1978

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Walter IV. von Brienne Graf von Jaffa und Askalon
1247-1266
Jakob von Ibelin
-- Herr von Ramla
1241-1266
Johann von Arsuf Bailli von Jerusalem
1254-1256
Johann von Arsuf

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