Connétable von Jerusalem

Connétable von Jerusalem

Im Königreich Jerusalem gab es sechs wesentliche Ämter: der Konstabler, der Marschall, der Seneschall, der Kämmerer, der Mundschenk und der Kanzler. Die ersten vier bildeten die großen Ämter. Zeitweise gab es noch Baillis, Vizegrafen, und Kastellane. Im Wesentlichen wurden diese Ämter aus dem nordfranzösischen Feudalismus des 11. Jahrhunderts entwickelt, der Heimat der Könige von Jerusalem. Sie entwickelten sich in Frankreich und England weiter, nicht so in Jerusalem, wo ihre Entwicklung fast zum Stillstand kam und sie bald andere Inhalte hatten als in Europa.

Die folgende Liste ist nicht vollständig, zumal Namen und Daten der Beamten zum Teil nicht bekannt sind.

Inhaltsverzeichnis

Konstabler

Der Konstabler kommandierte die Armee, bezahlte Söldner und richtete in Rechtsfällen, die das Militär betrafen. Er war der wichtigste Beamte eines Reichs, das sich fast ständig im Kriegszustand befand.

Marschall

Der Marschall war dem Konstabler untergeordnet und offensichtlich auch dessen Vasall. Er führte die Söldner und kümmerte sich um die Pferde der Armee (den Marstall) und verteilte die Beute aus einer siegreichen Schlacht. Das Amt hatte wenig Bedeutung.

  • Sado (1125–1154)
  • Odo von St. Amand (1155–1156)
  • Joscelin III. von Edessa (1156–1159)
  • Wilhelm (1159–1171)
  • Gerhard von Pugi (1169–1174)
  • Johann (um 1179)
  • Gérard de Ridefort (um 1179)
  • Walter Durus (1185–1192)
  • Hugo Martin (um 1191)
  • Arnulf (um 1193)
  • Johann (1194–1200)
  • Aimar von Laron (um 1206)
  • Jakob von Dournai (1211–1217)
  • Philipp von Cossie (um 1250)
  • Gottfried von Sargines (um 1254)
  • Johann von Gibelet (1261–1262)
  • Wilhelm Canet (1269–1273)
  • Jakob Vidal (um 1277)

Seneschall

Der Seneschall war in Jerusalem weniger wichtig als in Europa. Der Senschall richtete die Krönungszeremonie aus und überwachte den Haute Cour in Abwesenheit des Königs. Er beaufsichtigte die königlichen Burgen und organisierte die königlichen Finanzen. Er sammelte auch die königlichen Steuern ein.

Kämmerer

Der Kämmerer war mit dem königlichen Haushalt und seinen Dienern befasst, hatte darüber hinaus weitere ehrenvolle Pflichten, wie die Abnahme von Gelübden. Er hatte sein eigenes Lehen, aus dem er sein Gehalt bezog.

  • Strabulon (um 1099)
  • Gottfried (um 1099)
  • Gerhard (1108–1115)
  • Johann (1119–1128)
  • Ralph (1129–1130)
  • Joscelin (um 1138)
  • Miles (um 1138)
  • Nikolaus (1150–1152)
  • Gauvain von La Roche (um 1156)
  • Gerhard von Pugi (um 1169)
  • Amalrich von Lusignan (1175–1178)
  • Johann (um 1179)
  • Raimund (um 1184)
  • Balian von Ibelin (1183–1185)
  • Thomas (1190–1197)
  • Heinrich von Canelli (um 1192)
  • Johann (um 1194)
  • Rohard von Kaiphas (1201–1220)
  • Renaud von Kaiphas (1230–1232)
  • Johann von Cossie (1232–1250)
  • Philip von Cossie (1250–1269)

Mundschenk

Die Pflichten des Mundschenks sind nicht bekannt, es scheint sogar so zu sein, dass das Amt den Wegzug aus Jerusalem nach Akkon nicht überstanden hat.

  • Winrich (um 1099)
  • Gervais (um 1107)
  • Pagan (um 1120–1136)
  • Robert Crispin (1145–1146)
  • Odo von St. Amand (1164–1167)
  • Miles (1185–1186)

Kanzler

Die Kanzlei ist ein interessantes Beispiel für die Versteinerung der Ämter im 11. Jahrhundert. Sie bestand aus nur wenigen Sekretären und Schreibern, und wurde nie eine große Verwaltung, wie in Europa. Kanzler waren oft Kleriker, wurden oft Bischöfe oder Erzbischöfe, behielten dabei manchmal ihr Amt als Kanzler bei. Die vergleichsweise Unwichtigkeit des Kanzlers spiegelt die relative Dezentralisierung der königlichen Autorität verglichen mit Staaten wie Frankreich oder England wider, die zur gleichen Zeit immer mehr zentrale Autorität entwickelten.

  • Arnold
  • Pagan (1115–1128)
  • Amelinus (um 1130)
  • Franco (1133–1135?)
  • Helias (1136–1142)
  • Ralph, Bischof von Bethlehem (1146–1174)
  • Friedrich (um 1150)
  • Wilhelm, Erzbischof von Tyrus (1174–1183)
  • Lambert (um 1177)
  • Bandinus (1188–1192)
  • Peter, Bischof von Tripolis (1185–1192)
  • Odo (um 1190)
  • Joscius, Erzbischof von Tyrus (1192–1200)
  • Ralph, Bischof von Sidon (1206–1212)
  • Simon, Erzbischof von Tyrus (1226–1227)
  • Maregnan (um 1234)

Bailli

Der Bailli (oder bailiff) verwaltete das Königreich in Abwesenheit des König oder seiner Minderjährigkeit mit den Kompetenzen eines Regenten, zum Beispiel während der Gefangenschaft Balduins II. und der Jugend und Krankheit Balduins IV. Im 13. Jahrhundert regierte der Bailli im Wesentlichen selbst wie ein König und war der mächtigste Mann im Reich, zumal die Könige üblicherweise ausländische Monarchen waren, die nicht dauernd im Nahen Osten lebten.

Vizegrafen und Kastellane

Die beiden Ämter wurden manchmal von einer Person wahrgenommen, manchmal von zweien. Manchmal war aber auch eines oder beide Ämter nicht besetzt. Sie wurden vom König ernannt und bewohnten den Davidsturm, ihre Aufgaben jedoch sind unbekannt und waren wohl auch nicht besonders wichtig. Wie das Amt des Mundschenks, scheinen die Vizegrafen und Kastellane in Akkon nicht mehr existiert zu haben.

  • Anselm (Kastellan, um 1110)
  • Pisellus (Vizegraf, um 1110)
  • Anscatinus (Vizegraf, 1120–1135?)
  • Rohard der Ältere (beides?, 1135?–1150?)
  • Arnold (Vizegraf, 1155–1181?)
  • Odo von St. Amand (beides?, um 1160)
  • Rohard der Jüngere (Kastellan, 1165–1177?)
  • Peter von Creseto (Kastellan, um 1173?)
  • Balian von Jaffa (Kastellan, um 1178)
  • Peter von Creseto (Kastellan, um 1178)

Quellen und Literatur

  • Charles du Fresne, sieur du Cange, Les Familles d'Outremer, ed. M.E-G. Rey, Paris, 1869.
  • Johann L. La Monte, Feudal Monarchy in the Latin Kingdom von Jerusalem, 1100–1291. Cambridge, Massachusetts, 1932.
  • Hans E. Mayer, The Crusades. Oxford University Press, 1965
  • Joshua Prawer, The Latin Kingdom von Jerusalem. Winfield and Nicholson, 1972.

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