Josias von Waldeck-Pyrmont

Josias von Waldeck-Pyrmont
Josias Prinz zu Waldeck und Pyrmont im April 1947

Josias Georg Wilhelm Adolf Prinz zu Waldeck und Pyrmont (* 13. Mai 1896 in Arolsen; † 30. November 1967 auf Schloss Schaumburg bei Diez an der Lahn) war von 1946 bis zu seinem Tod 1967 Oberhaupt des Hauses Waldeck-Pyrmont. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er Höherer SS- und Polizeiführer im Rang eines SS-Obergruppenführers. Ab 1941 war er zudem General der Polizei und ab Juli 1944 General der Waffen-SS.[1] Im Jahr 1947 wurde er von einem US-amerikanischen Militärgericht im Buchenwald-Hauptprozess für Verbrechen im Zusammenhang mit dem Konzentrationslager Buchenwald als Kriegsverbrecher verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Waldeck-Pyrmont in SS-Uniform

Der älteste Sohn von Friedrich, dem letzten regierenden Fürsten des Fürstentums Waldeck-Pyrmont, und Prinzessin Bathildis zu Schaumburg-Lippe, meldete sich bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zu den Waffen, um Berufssoldat zu werden. Während seiner vierjährigen Kriegsteilnahme wurde zu Waldeck mehrfach verwundet; unter anderem erlitt er einen Kopfstreifschuss. Diese Kriegsverletzungen beeinträchtigten ihn bis an sein Lebensende erheblich.

Nach Ende des Krieges agierte er als Freikorpsoffizier in Oberschlesien, bis er sich entschloss, Agronomie zu studieren. Zwischen 1923 und 1927 war er Mitglied im Jungdeutschen Orden, bis er am 1. November 1929 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 160.025) und der SS (Mitgliedsnummer 2.139) wurde. Zu Waldeck war als Adjutant von Sepp Dietrich und Heinrich Himmler tätig, die ihm einen raschen Aufstieg in der SS-Hierarchie ermöglichten. Bereits 1932 war zu Waldeck SS-Gruppenführer. Seit der 8. Wahlperiode 1933 war er für die NSDAP Mitglied des Reichstages. Nach einer kurzen Tätigkeit im Auswärtigen Amt kehrte Josias zu Waldeck 1934 wieder zur SS zurück. In seiner Eigenschaft als Assistent von Himmler war er Beteiligter an der von Hitler befohlenen und vom 30. Juni bis zum 2. Juli 1934 vollzogenen Gefangennahme und Ermordung der SA-Führung einschließlich ihres Stabschefs Ernst Röhm und anderer Konkurrenten um die Macht (siehe „Röhm-Putsch“), indem er die Exekutionen im Münchener Gefängnis Stadelheim organisierte. Im Dezember 1934 ernannte ihn Hitler zum sogenannten „Volksrichter“ am 2. Senat des Volksgerichtshofs.

1936 zum SS-Obergruppenführer befördert, übernahm er im selben Jahr die Führung des SS-Oberabschnitts „Rhein“ und ein Jahr später dieselbe Funktion im SS-Oberabschnitt „Fulda-Werra“.

1939 wurde zu Waldeck zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) für den Wehrkreis IX ernannt. In seinen Verantwortungsbereich fiel auch das KZ Buchenwald. Unter seiner Jurisdiktion wurde der ehemalige Kommandant des Konzentrationslagers Buchenwald, SS-Standartenführer Karl Otto Koch, wegen fortgesetzter Unterschlagungen sowie wegen des Mordes an drei Häftlingen zwecks Vertuschung seiner Straftaten zum Tode verurteilt und am 5. April 1945 hingerichtet.

Nach Kriegsende

Josias Prinz zu Waldeck und Pyrmont als Angeklagter 1947

1946 wurde Josias zu Waldeck mit dem Tode seines Vaters Oberhaupt des fürstlichen Hauses Waldeck und Pyrmont. Am 14. August 1947 wurde er vom US-amerikanischen Militärgerichtshof im Buchenwald-Hauptprozess im Internierungslager Dachau wegen Verbrechen im Zusammenhang mit dem Konzentrationslager Buchenwald zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, die jedoch am 8. Juni 1948 auf 20 Jahre Haft verkürzt wurde. Am 29. November 1950 wurde Waldeck aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus der Haft entlassen.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er versteckt, unter anderem auf Schloss Schaumburg (Rhein-Lahn-Kreis). In den Jahren 1959 bis 1961 wurden mehrere Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet, unter anderem wegen des Verdachts des Mordes, des Totschlags und der Beihilfe zum Mord. Die meisten Ermittlungsverfahren wurden wegen Eintritts der Verjährung oder „nicht nachweisbarer Schuld“ eingestellt.

Familie

Josias zu Waldeck und Pyrmont war seit 1922 verheiratet mit Altburg Herzogin von Oldenburg. Ihre Kinder sind:

  • Margarethe Sophie Charlotte (1923–2003)
  • Alexandra Bathildis Elisabeth Luise Helene Emma (* 1924)
  • Ingrid (* 1931)
  • Wittekind Adolf Heinrich Georg-Wilhelm (* 9. März 1936 in Arolsen)
  • Guda (* 1939)

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten., Düsseldorf 1986, S.347

Literatur

  • Kogon, Eugen: Der SS-Staat: das System der deutschen Konzentrationslager. 12. Auflage. München 1982. 
  • Schmeling, Anke: Josias Erbprinz zu Waldeck und Pyrmont: Der politische Weg eines hohen SS-Führers. 1. Auflage. Verlag Gesamthochschul-Bibliothek Kassel, Kassel 1993, ISBN 3-88122-771-7 (https://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/handle/urn:nbn:de:hebis:34-2008032620872 ; Nationalsozialismus in Nordhessen - Schriften zur regionalen Zeitgeschichte, hrsg. von Dietfrid Krause-Vilmar, Heft 16). 
  • Menk, Gerhard: Das Ende des Freistaats Waldeck. Möglichkeiten und Grenzen kleinstaatlicher Politik. 2. Auflage. Bad Arolsen 1998 (Waldeckische Historische Hefte 1). 
  • Menk, Gerhard: Waldecks Beitrag für das heutige Hessen. 2. Auflage. Hessische Landeszentrale für Politische Bildung, Wiesbaden 2001, ISBN 3-927127-41-8, S. 123-157 (Hessen: Einheit aus der Vielfalt; 4). 
  • Birn, Ruth Bettina: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Droste Verlag, Düsseldorf 1986, ISBN 3-7700-0710-7. 

Weblinks



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