Journalisten

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Ein Journalist [ʒʊrnaˈlɪst] ist, „wer hauptberuflich an der Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt ist“, so der Deutsche Journalisten-Verband. Aus rechtlicher Sicht kann sich jeder als Journalist bezeichnen (Artikel 5 Grundgesetz).

Reporter Heinz Abel (PHOENIX) im Gespräch mit Peter Fahrenholz (Süddeutsche Zeitung, im Bild rechts) für die Live-Sendung "Wahl '05"

Inhaltsverzeichnis

Entstehung des Journalistenberufes in Deutschland

Die Berufsgeschichte des Journalismus ist untrennbar mit der Geschichte von Zeitung und Zeitschrift verbunden. Dieter Paul Baumert unterschied 1928 vier Zeiträume der Entwicklung des Journalismus in Deutschland als Beruf:

  1. die präjournalistische Phase bis Mitte des 16. Jahrhunderts (eher sporadisches, grundsätzlich nicht berufsmäßig betriebenes Nachrichtenwesen)
  2. den korrespondierenden/referierenden Journalismus bis Mitte des 18. Jahrhunderts (rein neutral vermittelnde Berichterstattung ohne redaktionelle Bearbeitung)
  3. den schriftstellernden/räsonnierenden Journalismus bis Ende des Vormärz (geistig anspruchsvolle Flugblatt- und Zeitschriftenliteratur)
  4. den redaktionellen Journalismus seitdem (planmäßiges Zusammenwirken von Nachrichtenwesen und Tagesliteratur)

Alle vier Phasen bezeichnen jeweils nur die dominante Erscheinungsform. Heinz Pürer fügte der Gliederung noch eine fünfte Epoche hinzu. Aufgrund vor allem seit etwa 1975 eingetretener Veränderungen bei den Techniken der Zeitungsherstellung plädierte er für eine fünfte Phase des redaktionstechnischen Journalismus.[1]

Die inhaltliche Entwicklung des Journalistenberufs in Deutschland prägten vier Faktoren:

  • Maß der Pressefreiheit
  • Verlauf des Parteienbildungsprozesses
  • Kommerzialisierung der Presse
  • Entwicklung des journalistischen Selbstverständnisses

Die deutsche Presse entwickelte sich etwa gleich der Presse in England, den USA und Frankreich bis etwa 1819, als mit den Karlsbader Beschlüssen die Meinungskontrolle in den deutschen Bundesstaaten vereinheitlicht wurde.

Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Deutschland zwei Typen von Presse heraus: die Herausgeberpresse und die Verlegerpresse. Journalist war im 17. und 18. Jahrhundert ein Schriftsteller, der sich mitunter auch als Herausgeber (meist zugleich auch als alleiniger Autor) eines Journals betätigte – im Falle des literarischen Journals mit der Rezension neuester wissenschaftlicher Publikationen (Literatur) befasst, im Falle des historischen oder politischen Journals der Kommentator von Zeitungsnachrichten, die zu diesem Zeitpunkt Zeitungen in der Regel ohne Kommentar und anonym abdruckten. Die damit einhergehende Arbeitsteilung – der Journalist konnte sich jederzeit darauf zurückziehen, er kommentiere die Nachrichten des Korrespondenten lediglich, sei für sie selbst jedoch nicht verantwortlich – trug vornehmlich dem instabilen Schutz der Meinungsäußerung Rechnung. Zeitungen des Typs Herausgeberpresse waren jedoch meist kurzlebig – die restriktiven presserechtlich-politischen Rahmenbedingungen ließen sie schnell aufgeben. Anders dagegen die Zeitungen des Typs Verlegerpresse. Sie waren eher auf ökonomischen denn politischen Erfolg abgestellt. Solche Zeitungen wie etwa die Vossische Zeitung waren auch die ersten, die ab etwa 1830 Journalisten fest anstellten.

Mit der Einführung eines stabileren Presserechts ab 1871 löste sich der Journalismus vom Journal. Die Analyse und der Kommentar zogen in die Zeitungen ein, die damit Plattformen öffentlicher Debatten wurden; in der Ausdifferenzierung in Berichterstattung und Kommentar lebt innerhalb der Zeitung die alte Arbeitsteilung fort. Der Journalistenberuf selbst wandelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einem Nebenberuf zu einem Lebens-Hauptberuf. Seine Arbeit besteht seit diesen Umschichtungen primär in der Recherche, der Aufarbeitung und dem Angebot von Information in den tagesaktuellen Medien des Drucksektors. Eine starke Schubwirkung auf die Presse ging zudem in den 1870er Jahren von der Parlamentarisierung und der politischen Fraktionierung des gesellschaftlichen Lebens aus. Die Herausbildung der Parteipresse, die schon seit 1848 in Ansätzen begonnen hatte, setzte sich jetzt vollends durch.

Durch den technischen Fortschritt, vor allem im Bereich zwischen Redaktion und (etwa Druck-)Produktion, weiteten sich die Funktionen des Journalisten aus. Je nach Betriebsgröße und -organisation werden auch Aufgaben wahrgenommen, die früher ein Setzer, ein Layouter oder ein Mitarbeiter der Lithografie erledigt hat. Vor allem Hard- und Softwareprodukte in diesem Bereich ermöglichen, dass der schreibende Journalist auf seinem Bildschirm bereits die fertige Seite sieht und noch selbst mit prägen kann. Dementsprechend erweitert sich auch das Spektrum der schreibenden Fähigkeiten um Spezialkenntnisse aus dem Bereich der Bilder-, Grafik- und Layoutwelt.

Berufsbild und Ausbildung

vgl. auch Journalismus.

Jeder darf sich Journalist nennen - ohne spezielle Voraussetzungen oder einen bestimmten Ausbildungsweg. Die Berufsbezeichnung ist also ungeschützt. Hintergrund: Art. 5 GG. Auch Fotografen und Bildredakteure gelten als Journalisten. „Redakteur“ ist ebenfalls nicht geschützt, wohl aber tarifvertraglich festgelegt.

Die frühere Vorstellung vom "Begabungsberuf" wurde abgelöst durch ein professionelles Berufsbild mit definierbaren Ausbildungsgängen sowie Kategorien für Qualität im Journalismus. Üblich für die berufsmäßige Ausübung ist eine zweijährige Ausbildung in einer oder mehreren Redaktionen als Volontariat, dem üblicherweise eine gewisse Zeit der freien journalistischen Tätigkeit voraus ging. Weitere Möglichkeiten sind der Besuch einer Journalistenschule oder ein Journalistik- bzw. Journalismus-Studium. Das Berufsfeld ist offen für Quereinsteiger, insbesondere mit Spezialwissen.

Voraussetzung für den Beruf des Journalisten ist in erster Linie die Kommunikation, sei es Sprache, Foto oder Film. Darüber hinaus kommt es auf soziales und gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein, logisches und analytisches Denken, Kreativität sowie Kontaktfähigkeit an. Abgesehen vom Lokaljournalisten, der ein Allrounder sein sollte, sind in den Mantelredaktionen bei den Printmedien sowie von Hörfunk und Fernsehen zunehmend Fachleute gefragt.

Ein Hoch-Fachstudium oder Journalistik und Publizistik können die Grundlage bilden. Danach sollte ein Volontariat absolviert werden, in dem man die praktische Seite des Berufs kennen lernt. Die meisten Redaktionen verlangen mittlerweile ein abgeschlossenes Hochschulstudium, um eine Volontariatsstelle zu bekommen.

Journalistenschulen vermitteln Medienpraxis, da sie praktischer ausgerichtet sind als die Studiengänge an den Universitäten. Sie werden häufig nach dem oder parallel zum Studium besucht.

Neben dem Studium sollte schon praktische Erfahrung, beispielsweise als freier Mitarbeiter in einer Lokalredaktion, gesammelt werden, sonst ist es schwer, eine Volontariatsstelle zu bekommen. Geschätzt werden zurzeit 50.000 Bewerbungen für insgesamt 1200 Volontariatsstellen. Ein Volontariat dauert zwischen 15 und 24 Monaten.

Tätigkeitsfelder

Journalisten arbeiten in Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften und Anzeigenblättern, aber auch im Hörfunk und Fernsehen, Öffentlichkeitsarbeit sowie Nachrichtenagenturen oder Pressebüros. In Pressestellen haben rund 75 % der Mitarbeiter eine journalistische Ausbildung absolviert. Eine Großzahl der deutschen Journalisten arbeitet heute parallel als freier Journalist in diesen Bereichen.

Mit dem Online-Journalismus kamen als jüngstes Tätigkeitsfeld Online-Redaktionen hinzu. Ferner sind Journalisten als Pressesprecher oder Pressereferenten in den Pressestellen (auch PR- oder Marketingabteilungen) von Wirtschaftsunternehmen, Behörden oder Organisationen tätig.

Im Bereich der Tageszeitungen arbeitet ein großer Teil als Lokaljournalist. Bei überregionalen Tageszeitungen, bei Zeitschriften und in den Bereichen Rundfunk und Fernsehen findet i. d. R. eine Spezialisierung auf bestimmte Ressorts statt, z. B. Nachrichten, Sport, Wirtschaft, Kultur, Musik, Wissenschaft, aber auch für Seitengestaltung und Überschriftenformulierung, Recherche, Koordination.

Arbeitsverhältnisse

Siehe auch: Korrespondent, Redakteur, Reporter, Bildredakteur, Kolumnist, Feuilletonist, Lokaljournalist, Leitartikler, Fotojournalist, Videojournalist, Moderator, Sportjournalist, Produktionsredakteur

Wer bei Presse, Hörfunk oder Nachrichtenagenturen Nachrichten innerhalb einer Redaktion bearbeitet, also redigiert, gilt als Redakteur. Dabei werden Bild- und Text-Redakteur unterschieden. Im Gegensatz dazu arbeitet der Reporter vor Ort, etwa bei einem großen Unglück oder einer Naturkatastrophe, recherchiert also die Fakten einer Geschichte. Ein Korrespondent ist für seine Heimatredaktion (Zeitung, Hörfunk, Fernsehen, Nachrichtenagentur) in der Bundes- oder Landeshauptstadt oder im Ausland tätig. Außerdem gibt es noch den Moderator, der Sendungen entweder im Fernsehen oder im Hörfunk präsentiert.

Laut Schneider/Raue arbeiteten 2003 für Tageszeitungen circa 14.000 Redakteure, für Zeitschriften etwa die Hälfte, rund 8000 für die Rundfunkanstalten und 5000 für Anzeigenblätter.[2]

Neben den angestellten Journalisten gibt es auch rund 40.000 freiberufliche Journalisten. Besonders bei den themenspezifisch arbeitenden Hauptstadt-Journalisten (z. B. Wirtschaftsjournalisten) ist dies häufig der Fall, da sich viele kleinere Zeitungen dort keine eigenen Redakteure für jedes einzelnen Ressort leisten können. Diese arbeiten auf Honorar-Basis oder handeln Pauschalverträge aus. Sie bekommen jedoch keine regelmäßigen Aufträge und müssen ein eigenes Büro unterhalten, dazu müssen sie sich an ihren Kunden und deren Themenwünschen orientieren. Ein freier Journalist im Pressewesen wird nach gedruckten Zeilen honoriert. Viele Moderatoren im Fernsehen sind freie Journalisten. Neben denjenigen, die sich freiwillig gegen eine Festanstellung entschieden haben und gut verdienen, nimmt das Heer der auftragsknappen oder -losen Journalisten mit Nebenjobs ständig zu. Selbst große Medien haben Festangestellte und freie Mitarbeiter entlassen.

Zeitschriften, Fernsehen und Hörfunk sind auf die „Freien“ angewiesen, da diese letztendlich billiger und flexibler einsetzbar sind und Verlage und Zeitungshäuser in den letzten Jahren umfassend rationalisiert haben, da der Kostendruck wegen sinkender Auflagen gestiegen ist.

Pauschalisten sind Journalisten mit einem Pauschalhonorar, jedoch ohne feste Arbeitszeiten.

Darstellungsformen

In seiner Arbeit benutzt der Journalist unterschiedliche Darstellungsformen. Neben der reinen Vermittlung von Fakten (Nachricht, Bericht, Fotografie, Film und Interview) fließen in den anderen Darstellungsformen auch persönliche Eindrücke ein: Reportage und Feature. Eine ausschließlich persönliche Wertung, Einordnung oder Erklärung eines Sachverhaltes findet sich im Kommentar und in der Glosse.

Selbstverständnis der Journalisten

In ihrem Selbstverständnis unterscheiden sich Journalisten aus England und Amerika grundlegend von ihren Kollegen auf dem europäischen Kontinent. Klischeehafte Ansichten wie All The News That's Fit To Print oder Tell it like it is kennzeichnen die angelsächsische Sicht der Dinge.[3] Die diametral entgegengesetzte Auffassung bringt Tissy Bruns im Vorwort zu einer neueren Untersuchung von Weichert und Zabel auf den Punkt: Journalisten wollen und sollen die Welt erklären.[4]

Die unterschiedlichen Einstellungen zur Rolle und Aufgabe des Berufsstandes bleiben, wie Noelle-Neumann et al. nachweisen, denn auch nicht ohne Einfluss auf die Wirkungsabsichten der zwei Journalistengruppen. Die in der Kommunikatorforschung übliche Einteilung in Idealtypen beleuchtend halten sie fest: In verschiedenen Untersuchungen zeigte sich bei deutschen Journalisten eine Dominanz der eher aktiven und teilnehmenden Rolle mit dem Ziel, den gesellschaftlichen und politischen Prozeß selbst zu beeinflussen, während in angelsächsischen Ländern die Rolle des Informationsvermittlers an oberster Stelle der Wertehierarchie steht.[5]

Dagegen steht allerdings die Tatsache, dass die aktive Einbindung der Journalisten in die jeweilige Regierungspolitik - im Gegensatz zu allen anderen Ländern - seit Bestehen der Bundesrepublik sorgsam vermieden wurde, da man die Gefahr einer Instrumentalisierung der Presse als propagandistisches Erfüllungsorgan nur zu gut aus dem Dritten Reich in Erinnerung hatte. Deutschland ist seitdem das einzige Land, dessen höchste Organisationsform der Journalisten, die Bundespressekonferenz, die Regierungssprecher zu den Pressekonferenzen einlädt[6]. Auch ein Embedded Journalism, wie ihn die USA während des Irak-Krieges praktizierten, wäre in Deutschland undenkbar.

Im angelsächsischen Raum werden Bild und Selbstverständnis der Journalisten durch eine Flut von Büchern, Theaterstücken und Filmen dokumentiert. So taucht etwa The Front Page, das 1928 uraufgeführte Standardwerk von Ben Hecht und Charles MacArthur, in regelmäßigen Abständen in immer wieder neuen Adaptionen sowohl auf dem Broadway, als auch in Hollywood (The Front Page (1931), Sein Mädchen für besondere Fälle (1940), Extrablatt (1974), Eine Frau steht ihren Mann (1988) etc.) auf dem Spielplan auf. Der deutschsprachige Journalismus lehnt sich in seinem Rollenverständnis an den anglo-amerikanischen Journalismus an. Dies spiegelt sich jedoch nicht vergleichbar in fiktionaler Darstellung.

Gender

Das Schreiben in Zeitungen wurde noch Ende des 20. Jahrhunderts auf dem Kontinent allgemein als Männersache von hohem Befriedigungsgrad angesehen. Der Journalistenberuf ist weitgehend ein reiner Männerberuf, ist im Nachschlagewerk Publizistik (1971) zu lesen. Aus einer Untersuchung, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse im Jahre 1969 durchgeführt hatte, geht hervor, dass alle Chefredakteure, 98% der Ressortleiter und 85% der Redakteure Männer waren. Hierzu führt Noelle-Neumann folgende Erklärung an: Die meisten Journalistinnen geben mit zunehmendem Alter ihre Berufstätigkeit auf.[7]

Siegfried Weischenberg ermittelte in der repräsentativen Befragung „Journalismus in Deutschland II“, dass 37 Prozent der 48.000 Menschen, die 2005 in Deutschland hauptberuflich journalistisch tätig sind, Frauen sind. Aber nur jeder fünfte Chefredaktion ist mit einer Frau besetzt, 29 Prozent der Ressortleitungen und CvDs nehmen Frauen wahr. "In den zentralen Ressorts Aktuelles, Politik, Wirtschaft und Lokales sind Journalistinnen entsprechend ihrem Anteil in der Profession vertreten" schreibt die Kommunikationswissenschaftlerin Margreth Lünenborg. "Als hochgradiger Männerjob erweist sich noch immer das Sportressort, mehr Frauen arbeiten im Feuilleton. Journalistinnen sind im Schnitt besser ausgebildet, verdienen zum Ausgleich dafür deutlich weniger Geld (ca. 700 Euro Differenz total, gut 500 Euro allein aufgrund des Geschlechts)." [8]

Im Gegensatz zur Situation in den Printmedien haben Frauen in den hochbezahlten und publikumswirksamen Bereichen des Fernsehjournalismus allerdings schon seit vielen Jahren Spitzenpositionen erreichen können. Als Beispiele seien hier genannt: Sabine Christiansen, Anne Will (Nachrichtenredakteurinnen); Sandra Maischberger, Maybrit Illner (politische Talkshows) oder Franca Magnani, Gabriele Krone-Schmalz (Auslandskorrespondentinnen).

Soziologie

Das hervorstechendste Merkmal des Journalistenberufs sieht Jean Baudrillard in der Verhinderung von Kommunikation.[9] Der Austausch von Information (parole et réponse) wird durch den Journalisten effektiv unterbunden. Anstatt mit einem eine persönliche Korrelation schaffenden reziproken Raum haben wir es mit einer "Rede ohne Antwort" zu tun. Alibi-Übungen wie Leserbriefseiten etc. ändern an dieser Tatsache wenig. Damit nimmt Baudrillard, ohne allerdings den griechischen Philosophen zu erwähnen, einen alten Gedanken Platons auf. Dieser geht im Phaidros ausführlich auf das Problem ein. So lässt er z.B. Sokrates die Einseitigkeit des Schreibens und deren Auswirkungen betonen: Denn dies Bedenkliche, Phaidros, haftet doch an der Schrift, und darin gleicht sie in Wahrheit der Malerei. Auch deren Werke stehen doch da wie lebendige, wenn du sie aber etwas fragst, dann schweigen sie stolz. Ebenso auch die geschriebenen Reden. Und auch den Schluss, der sich daraus ziehen lässt, nimmt Platon vorweg: Wer also glaubt, seine Kunst in Buchstaben zu hinterlassen, und wer sie wieder aufnimmt, als ob etwas Klares und Festes aus Buchstaben zu gewinnen wäre, der strotzte vor Einfalt...[10]

Die Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann, die selbst in der NS-Zeit journalistisch aktiv war, sieht den Journalistenstand als besonders totalitarismusresistent an. Ihren Untersuchungen zufolge gab es vor 1933 nur wenige Journalisten, die mit der NSDAP sympathisierten. Darin sieht das von ihr herausgegebene Fischer-Lexikon der Publizistik denn auch eine Ursache dafür, dass es der Partei nie gelungen sei, ihr Ziel einer lückenlosen Lenkung der Presse zu erreichen.[11] Neuere Publizistik-Wissenschaftler wie Horst Pöttker verweisen auf das Medienimperium von Alfred Hugenberg, das bereits vor 1933 journalistisch den Weg für eine spätere Lenkung der Medien durch die NSDAP bereitete. Damit folgen auch die neueren Publizistik-Wissenschaftler der Tradition, die Entwicklung als Resultat von Manipulationen mächtiger Organisationen vorauszusetzen. Im angelsächsischen Raum wird im Gegensatz dazu, den Analysen von Czesław Miłosz[12] folgend, das Denken der Einzelnen, "der Verrat der Schreibenden an der Freiheit", in den Vordergrund gestellt.

Vierte Gewalt

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Das deutsche Grundgesetz räumt mit der in Artikel 5 des Grundgesetzes verankerten Pressefreiheit Journalisten eine besondere Rolle ein. Die Journalisten dürfen staatlich nicht beeinflusst werden, außerdem können sie sich neben Priestern als einzige auf das Zeugnisverweigerungsrecht berufen, d. h. sie können vor Gericht die Aussage verweigern, wer ihnen die Informationen zu einer bestimmten Story gegeben hat.

Denn gerade dadurch, dass ein Informant so sicher sein kann, nicht genannt zu werden, kann Aufdeckung von beispielsweise Bestechungen eine „Kontrollfunktion“ gegenüber dem Staat ausüben. Aus diesem Grunde werden Journalisten und Medien oft als Vierte Gewalt im Staate bezeichnet.

Zudem informieren Journalisten die Öffentlichkeit über Sachverhalte oder Vorgänge, die von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung sind. Damit tragen sie zum Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung bei und erfüllen eine wichtige gesellschaftliche und öffentliche Aufgabe. Um ihrer Aufgabe als Kontrollinstanz der Gesellschaft gerecht werden zu können, stehen Journalisten besondere Recherchebefugnisse zu, die die Pressegesetze der Länder unter den Begriffen „Auskunftsrecht“ oder „Informationsrecht“ regeln. Zusicherungen, Auskünfte von allgemeinem Interesse von Behörden und Ämtern zu erhalten, dehnte höchstrichterliche Rechtsprechung auch schon auf Unternehmen aus, wo Recherchen notwendig waren, um entsprechende Missstände und Fehlentwicklungen aufzudecken.

Die Sorgfaltspflicht zählt ebenso zu ihren Aufgaben. Die Journalisten sind verpflichtet, vor der Verbreitung ihrer Nachrichten diese auf Inhalt, Herkunft und Wahrheitsgehalt zu kontrollieren.

Siehe auch: Vierte Gewalt.

Trends

Während der Medienkrise ab 2002 sorgte die schlechte Auftragslage bei den Anzeigen für den Abbau von redaktionellen Stellen. Bei den Zeitungen arbeiteten um 2005 nur noch knapp 70 Prozent des Personals von 1993, bei Nachrichtenagenturen und Anzeigenblättern weniger als die Hälfte. 2005 konnten vom Journalismus wesentlich weniger Menschen leben als 1993. Parallel zur konjunkturellen Entwicklung nahm ab 2006 die Zahl der arbeitslosen Journalisten wieder ab, die Zahl der Stellen deutlich zu[13]. Ende 2008 kündigten mehrere Medienunternehmen in Erwartung eines konjunkturellen Abschwungs Stellenkürzungen an.[14]

Von Journalisten werden immer mehr Tätigkeiten auch im Bereich der Produktion verlangt. Insgesamt nimmt der Arbeitsdruck in den Redaktionen zu, dabei geht die Zahl der festangestellten Journalisten zurück. Parallel dazu wächst die Zahl der freien Journalisten, während deren Honorare abnehmen. Die Tendenz geht zum Content-Lieferanten.[15] Machtmissbrauch und Sensationsgier brachten vor allem den Boulevard-Journalismus in die Kritik. Die Journalistengewerkschaft DJV stellt hierzu fest: "Qualität im Journalismus erfordert professionelle Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheiten, die den journalistischen Anforderungen und der Verantwortung von Festangestellten wie Freien gerecht werden.[16]"

Demgegenüber steht eine Reihe engagierter Investigativjournalisten, die es sich bereits ab den späten 1960er Jahren zur Aufgabe gemacht haben, auf der Basis journalistischer Recherche Aufklärungsarbeit zu leisten über Missstände aller Art. In den meisten Fällen geschieht dies über zusammengefasste Publikationen in Form entsprechender Sachbücher (wie bei Günter Wallraff oder Ernst Klee); bei Fernsehjournalisten durch kritische Sendeformate wie z. B. Panorama oder Monitor.

Einzelnachweise

  1. Heinz Pürer, Johannes Raabe: Medien in Deutschland. Band 1: Presse, 2., überarbeitete Auflage, Konstanz 1996
  2. Wolf Schneider, Paul-Josef Raue: Das neue Handbuch des Journalismus, Reinbek 2003, ISBN 3-499-60434-5
  3. Ian Mayes: Journalism. Right and Wrong, Guardianbooks, 2007
  4. Stephan Weichert und Christian Zabel: Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Porträt, Halem, Köln 2007
  5. Publizistik Massenkommunikation, Das Fischer Lexikon, Herausgeber: Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz und Jürgen Wilke, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 1989, S.63ff
  6. Gunnar Krüger, Wir sind doch kein exklusiver Club! Die Bundespressekonferenz in der Ära Adenauer, LIT-Verlag 2005, ISBN 3-8258-8342-6
  7. Publizistik, Das Fischer Lexikon, Herausgeber: Elisabeth Noelle-Neumann und Winfried Schulz, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 1971, S.65
  8. Margreth Lünenborg in M - Menschen machen Medien, 3/2008
  9. Jean Baudrillard: Pour une critique de l'économie politique du signe, Gallimard, Paris 1995
  10. Platon: Phaidros oder Vom Schönen, Reclam, UB 5789
  11. Publizistik, Das Fischer Lexikon, Herausgeber: Professor Dr. Elisabeth Noelle-Neumann und Dr. Winfried Schulz, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 1971, S.258
  12. Czeslaw Milosz: Verführtes Denken, Kiepenheuer und Witsch, Köln 1959
  13. FAZ.net, 21. Januar 2008
  14. Quelle: Tagesschau.de
  15. Claudia Mast: Journalismus im Internet-Zeitalter. Content-Lieferant oder mehr?. Klaus Jarchow: Die Content-Lieferanten.
  16. Quelle: Charta "Qualität im Journalismus", DJV 2002

Literatur

  • Svenja Hofert: Erfolgreich als freier Journalist, UvK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2006, ISBN 3-89669-498-7
  • Walther von La Roche: Einführung in den praktischen Journalismus, Econ Verlag, Berlin 2008 ISBN 3-430-20045-8
  • Claudia Mast (Hrsg.): ABC des Journalismus. Ein Leitfaden für die Redaktionsarbeit, UvK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2008 ISBN 3-867-64048-3
  • Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation, Frankfurt a. M. 2002 ISBN 3-596-15495-2
  • Jörg Requate: Journalismus als Beruf. Entstehung und Entwicklung des Journalistenberufs im 19. Jahrhundert. Deutschland im internationalen Vergleich. Göttingen: Vanderhoeck & Ruprecht 1995
  • Stephan Ruß-Mohl: Journalismus. Das Hand- und Lehrbuch. Frankfurt a.M. 2003, ISBN 3-9341-9162-2. 
  • Susanne Fengler, Stephan Ruß-Mohl: Der Journalist als 'Homo oeconomicus'. Konstanz 2005, ISBN 3-8966-9466-9. 
  • Stephan Weichert und Christian Zabel: Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Porträt, Halem, Köln 2007
  • Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus, Astrid Zimmermann: Der Journalisten-Report. Österreichs Medien und ihre Macher. Eine empirische Erhebung, Facultas Universitätsverlag, Wien 2007 ISBN 3-708-90106-1
  • Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus, Astrid Zimmermann: Der Journalisten-Report II. Österreichs Medienmacher und ihre Motive. Eine repräsentative Befragung, Facultas Universitätsverlag, Wien 2008 ISBN 3-708-90321-8

Filme

Siehe auch

Weblinks


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