- Jucharte
-
Der Juchart (auch die Jucharte) ist ein in der Schweiz bis ins frühe 20. Jahrhundert gebräuchliches Flächenmass. Es wird in anderen deutschsprachigen Gegenden Joch, Jochart, Jauchart, Jauch, Juck oder Juckert genannt. Ein Juchart bezeichnete in der Regel die Grösse eines in einem Tag gepflügten Stücks Ackerland.
Inhaltsverzeichnis
Unterschiedliche Grösse
Da Landmasse meist auf Schätzungen von Arbeitsprozessen beruhten, war ein Juchart nicht immer gleich gross. Es kam auf die Lage des zu messenden Landstücks an.
Ist ein Juchart aufgrund einer in einem Tag vollführten Arbeit definiert, so variiert der Juchart je nach Geländebeschaffenheit. Im Mittelland lag die Einheit für Ackerland zwischen 27 und 36 Aren, in Gebieten mit vorwiegend Getreidebau betrug ein Juchart zwischen 32 und 36 Aren, mit vorwiegend Wiesland 27 bis 34 Aren.
Je hügeliger und steiler das Land, desto kleiner der Juchart. Im Rebbau mass der Juchart zwischen 3 und 4 Aren.
Die Grösse eines Juchart hing aber auch stark vom lokalen Gebrauch ab. Schon auf wenige Kilometer Distanz konnten sich zwischen sonst ähnlich strukturierten Ortschaften signifikante Unterschiede ergeben. Beispiel: in Kaiserstuhl mass ein Juchart 36.09 Aren, in Zurzach nur 32.41 Aren.
Vereinheitlichung mit Schweizer Konkordat von 1835
Mit dem Konkordat über eine gemeinsame schweizerische Maß- und Gewichtsordnung vom 17. August 1835 wurde in einigen Kantonen des damaligen Staatenbundes das metrische System eingeführt und die alten Einheiten auf einfache Verhältnisse zu diesem gebracht. Gültig war das Konkordat vorwiegend in rein deutschsprachigen Kantonen: Zürich, Bern, Luzern, Glarus, Zug, Freiburg, Solothurn, Basel (Stadt und Land), Schaffhausen, St. Gallen, Aargau und Thurgau. Ab 1836 wurde der Juchart auf genau 36 Aren festgelegt.
Begriffsgeschichte und abgeleitete Eigennamen
Aus diesem Flächenmass leiten sich verschiedene Namen ab, wie z.B. Jauch oder Juchart. Letzterer Name ist in der südlichen Steiermark und dem heutigen Nord-Slowenien – in ehemals überwiegend deutschsprachigen Gegenden – noch relativ häufig, in Deutschland jedoch nur ganz vereinzelt zu finden. Man vermutet, dass der Name mit der Besiedlungspolitik Maria Theresias in der ehemaligen „Untersteiermark“ zusammenhängt, wo den (wohl überwiegend aus Süddeutschland stammenden) Siedlern eines oder mehrere Tagwerke (= Jucharten) Land versprochen wurde.
Literatur
- Frischknecht, M. L.: Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl. Erstmals erschienen in: Echo – Zeitung für Kaiserstuhl, August 1984, S. 4-6. Abgedruckt im Sammelband: Keiserstul. Geschichte und Geschichten – aus dem Nachlass von Bruno Müller. Kaiserstuhl 1989 – S. 178-180.
Siehe auch
Weblinks
Wikimedia Foundation.