Juchart

Juchart

Der oder die Juchart (auch die Jucharte oder Juchard) war ein in der Schweiz bis ins frühe 20. Jahrhundert, in der landwirtschaftlichen Umgangssprache bis heute gebräuchliches Flächenmass. Es wird in anderen deutschsprachigen Gegenden Joch, Jochart, Jauchart, Jauch, Juck oder Juckert genannt und entspricht dem nord- und mitteldeutschen Morgen bzw. dem bayerischen Tagewerk. Ein Juchart bezeichnete in der Regel die Grösse eines in einem Tag gepflügten Stücks Ackerland. Mit Pose wurde der Juchard im Kanton Waadt bezeichnet[1]und die Werte waren:

Inhaltsverzeichnis

Unterschiedliche Grösse

Da Landmasse meist auf Schätzungen von Arbeitsprozessen beruhte, war ein Juchart nicht immer gleich gross. Es kam auf die Lage des zu messenden Landstücks an.

Ist ein Juchart aufgrund einer in einem Tag vollführten Arbeit definiert, so variiert der Juchart je nach Geländebeschaffenheit. Im Mittelland lag die Einheit für Ackerland zwischen 27 und 36 Aren, in Gebieten mit vorwiegend Getreidebau betrug ein Juchart zwischen 32 und 36 Aren, mit vorwiegend Wiesland 27 bis 34 Aren.

Je hügeliger und steiler das Land, desto kleiner der Juchart. Im Rebbau mass der Juchart zwischen drei und vier Aren.

Die Grösse eines Juchart hing aber auch stark vom lokalen Gebrauch ab. Schon auf wenige Kilometer Distanz konnten sich zwischen sonst ähnlich strukturierten Ortschaften signifikante Unterschiede ergeben. Beispiel: in Kaiserstuhl mass ein Juchart 36.09 Aren, in Zurzach nur 32.41 Aren.

Vereinheitlichung mit Schweizer Konkordat von 1835

Mit dem Konkordat über eine gemeinsame schweizerische Maß- und Gewichtsordnung vom 17. August 1835 wurde in einigen Kantonen des damaligen Staatenbundes das metrische System eingeführt und die alten Einheiten auf einfache Verhältnisse zu diesem gebracht. Dabei wurde, mit Gültigkeit ab 1836, der Juchart auf genau 36 Aren festgelegt. Gültig war das Konkordat vorwiegend in deutschsprachigen Kantonen: Zürich, Luzern, Glarus, Zug, Freiburg, Solothurn, Basel (Stadt und Land), Schaffhausen, St. Gallen, Aargau und Thurgau.

Begriffsgeschichte und abgeleitete Eigennamen

Aus diesem Flächenmass leiten sich verschiedene Namen ab, wie z. B. Jauch oder Juchart. Letzterer Name ist in der südlichen Steiermark und dem heutigen Nord-Slowenien – in ehemals überwiegend deutschsprachigen Gegenden – noch relativ häufig, in Deutschland jedoch nur ganz vereinzelt zu finden. Man vermutet, dass der Name mit der Besiedlungspolitik Maria Theresias in der ehemaligen „Untersteiermark“ zusammenhängt, wo den (wohl überwiegend aus Süddeutschland stammenden) Siedlern eines oder mehrere Tagwerke (= Jucharten) Land versprochen wurde.

Siehe auch

Literatur

  • M. L. Frischknecht: Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl. In: Echo – Zeitung für Kaiserstuhl August 1984, S. 4–6, (Wieder abgedruckt in: Keiserstuhl. Geschichte und Geschichten. Aus dem Nachlass von Bruno Müller. Pro Kaiserstuhl, Kaiserstuhl 1989, ISBN 3-907553-01-2, S. 178–180).

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Christian Noback, Friedrich Eduard Noback, Vollständiges Taschenbuch der Münz- , Maß- und Gewichtsverhältnisse ..., Band 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1851, S. 463

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