Judenpogrom

Judenpogrom

Mit Judenpogrom bezeichnet man im Allgemeinen eine gewaltsame, auch organisierte Massenausschreitung (Pogrom) gegen Juden, in deren Folge der Besitz von Juden geraubt oder vernichtet oder sie auch getötet werden. Beispiele sind das Basler Judenpogrom am 16. Januar 1349, das Judenpogrom in Straßburg 1349 am 14. Februar 1349 und die Novemberpogrome 1938 in der Nacht des 9. auf den 10. November 1938.

Herkunft

Judenpogrome haben antisemitische oder religiöse Hintergründe und werden oft durch Blutlegenden und antisemitischen Mythen wie der Vorwurf von angeblichen Ritualmorden, Brunnenvergiftungen oder der Vorbereitung einer erfundenen Weltverschwörung Juden die Schuld für schlechte Verhältnisse der Welt angelastet und damit die örtliche Bevölkerung gezielt gegen sie aufgehetzt.

Geschichte

Die ersten Judenpogrome auf europäischem Boden geschahen nicht, wie oft irrtümlich angenommen, im christlichen Europa, sondern im maurischen Spanien (Massaker von Granada), die die goldene Zeit jüdischer Gemeinden in Spanien beendete. Zuerst im Abendland geschahen sie gehäuft während des ersten Kreuzzuges, während dem die aufgeheizte fanatische Stimmung den alten Gottesmordmythos wiederaufleben ließ und am Ende auch bei der Eroberung Jerusalems 1099 in ein Massaker auch an den jüdischen Bewohnern der "heiligen Stadt" resultierte.

Während des Hochmittelalters gab es immer wieder Vertreibungen und Pogrome an Juden, besonders schlimm jedoch waren die Pogrome während der Pestwelle im 14. Jahrhundert, denen vorgeworfen wurden, Brunnen vergiftet zu haben. Dies wurde dadurch befeuert, dass die meisten Juden durch die biblischen Reinheitsvorschriften weniger von der Epidemie betroffen waren, zudem versprachen die Ausschreitungen auch eine Tilgung der Schuldscheine der durchs christliche Zinsverbot oft als Bankiers arbeitenden Juden. Dies führte dazu, dass danach kaum noch Juden in Mitteleuropa existierten.

Eine weitere Welle an organisierten Pogromen geschah während der christlichen Rückeroberung Spaniens, die auch von der Inquisition vorangetrieben wurden. Seit der Reformationszeit waren die Judenpogrome wesentlich seltener, jedoch stellte der Reformator Martin Luther selbst eine Streitschrift gegen die Juden aus, in der er Pogrom-Maßnahmen wie Vertreibungen und Verbrennungen von Synagogen forderte.

Ein besonders düsteres Kapitel waren der nationalsozialistische Holocaust, in deren Vorfeld auch die Novemberpogrome 1938 organisiert wurden.

Jedoch wurden Juden auch später noch Pogromen ausgesetzt, besonders im nahen Osten, wo seit der Staatsgründung Israels eine judenfeindliche Stimmung herrschte und bei jedem bewaffneten Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn von den jeweiligen Staaten bewusst judenfeindliche Ressentiments geschürt wurden. Dies führte zu vielen Pogromen und Massakern und daher zu großen Auswanderungswellen nach Israel oder auch den USA.

Siehe auch


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