- Juister Inselbahn
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Juister Inselbahn Kursbuchstrecke (DB): 10001 Streckenlänge: 2,8 km Spurweite: 1000 mm (Meterspur) LegendeBahnhof alt Bahnhof neu Ladestelle Pfahljochstrecke 800m Anleger Die Inselbahn Juist war eine meterspurige Schmalspurbahn auf der ostfriesischen Insel Juist. Sie war die erste motorbetriebene Inselbahn Deutschlands.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1894 wurde ein hölzerner Anleger gebaut, 1896 wurde er landseitig verlängert. Am 19. Juni 1898 nahm die Inselbahn als Pferdebahn ihren Betrieb auf. Die Anlage fiel aber noch im gleichen Jahr einem Unwetter zum Opfer. Man beschloss, nach der Wiedererrichtung der Bahnanlage eine Lokomotive mit Verbrennungsmotor einzusetzen. Am 4. August 1899 wurde die Bahn für den Betrieb abgenommen und damit zur ersten motorbetriebenen Inselbahn Deutschlands.
1911 wurde der neue Anleger um 115 m verlängert, um für tiefergehende Schiffe von Emden geeignetes Fahrwasser zu erreichen. Gleichzeitig wurde die Pfahljochstrecke erhöht. Im Ersten Weltkrieg wurde eine Artilleriestellung mit Gleisanschluss auf Juist eingerichtet.
1916 richtete eine Sturmflut so schwere Schäden an, dass ein Deich gebaut wurde und man alle Gleise und Gebäude erneuern musste. Auch 1921 und 1942 wurde der Anleger durch Sturm und Eis beschädigt und wieder ausgebessert.
1936 folgte für die Wehrmacht ein Umbau mit Verstärkung der Gleise und des Anlegers. Im selben Jahr entstand ein Klinkerbau als Empfangsgebäude mit Gaststätte und Güterschuppen. Im Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Gleis zur Artilleriestellung Munition angefahren. Eisgang beschädigte im Frühjahr 1947 den Anleger und seine Gleisanlagen schwer. Behelfsanlagen erlaubten im Sommer dieses Jahres den Badebetrieb, 1949 wurde ein neuer Brückenkopf fertiggestellt.
1956 folgten die Verbreiterung und Erneuerung des Anlegers, 1958 der Bau einer höheren Pfahljochstrecke neben der alten. Die Pfahljochstrecke war so niedrig, dass die Züge bei Hochwasser über das Meer zu fahren schienen. Die Länge der Gleisanlagen der Inselbahn betrug schließlich insgesamt 4.778 m.
Nach dem Bau einer tidenunabhängigen Anlegemöglichkeit für Schiffe in Dorfnähe folgte 1982 die Stilllegung der Bahn.
Gebäude
Die Schwarze Bude war die erste Remise, die für die Lok Ricklef und die damals verwendeten Wagen erbaut wurde. 1919 musste das alte hölzerne Bahnhofsgebäude dem neu errichteten Dorfdeich weichen. Einen neues Empfangsgebäude erhielt die Bahn jedoch erst 1921. Ab 1935 wurde die Landungsbrücke elektrisch beleuchtet; zuvor hatten Karbidlampen den Anleger erhellt. Ein Jahr später konnte der neue Bahnhof eingeweiht werden, eine neue dreigleisige Fahrzeughalle mit Werkstatt wurde 1940/41 an Stelle des alten Schuppens errichtet. 1967 erhielt sie ein viertes Gleis.
Fahrzeuge
Im Juni 1899 nahm die erste Benzollokomotive Ricklef ihren Dienst auf. Sie zog mit einer Leistung von zwölf PS die bisherigen drei Pferdebahn- und zwei Gepäckwagen sowie zwei neue Personenwagen. Untergestellt wurden die Fahrzeuge in der zu diesem Zweck errichteten Schwarzen Bude.
1902 wurde die zweite Lok, Adolf, angeschafft. Sie hatte 24 PS. 1913 kamen die Lok Hermann und mehrere Wagen dazu, 1925 die Lok Paul und ein Jahr später zwei neue Personenwagen. Paul wurde 1935 vom Benzol- auf Dieselbetrieb umgerüstet und erhielt einen Motor von Deutz. Im gleichen Jahr wurde die Rohöllok Carl (später Carl I) in Dienst gestellt, der ein Jahr später zwei neue Gepäckwagen folgten. 1938/39 übernahm man acht Personenwagen von der Karlsruher Lokalbahn.
Erst 1952 folgte mit der Lok Heinrich (später Heinrich I) ein neues Triebfahrzeug. Zwei Jahre später wurde der Fuhrpark um zwei Personenwagen der Ruhr-Lippe Eisenbahn erweitert, und in den 1950er Jahren folgten noch einige Flachwagen, die teilweise in eigener Werkstatt aus umgebauten Loren entstanden.
1958 wurde der erste Triebwagen in Dienst genommen, dem 1959 und 1961 drei weitere folgten. Alle Triebwagen waren zuvor bei verschiedenen, kurz zuvor stillgelegten Bahnen im Einsatz gewesen. Alle waren von der Waggonfabrik Talbot gebaut und trugen die Typbezeichnung Eifel bzw. Schleswig. Der T 4 war eine modernisierte Version Eifel II. Zugleich wurden etliche der alten Personenwagen aufgearbeitet und modernisiert. In den folgenden Jahren wurde der Wagenbestand um zahlreiche Güter-, Kessel- und Flachwagen erweitert.
1966 wurde die vorletzte Lok der Inselbahn, Carl II, beschafft. Zwei Jahre später wurde Carl I ausgemustert, 1971 wurde Heinrich I an die Wangerooger Inselbahn abgegeben und durch Heinrich II ersetzt. 1971 ergänzte man noch einmal den Triebwagenbestand um vier Exemplare, von denen aber drei zu Beiwagen umgebaut wurden bzw. schon waren. Zwei davon (T 5 und ein Beiwagen) waren wieder vom Talbot-Typ Schleswig.
Verbleib der Fahrzeuge
Während viele Fahrzeuge nach Einstellung des Betriebs weitergegeben oder verschrottet wurden, befindet sich Carl II als einzige der alten Loks noch auf Juist und wird seit den 1990er Jahren in der Schwarzen Bude restauriert.
Der Triebwagen Nr. 1 ging ebenso wie ein Personenwagen in den Besitz der Märkischen Museums-Eisenbahn in Plettenberg im Sauerland über; Triebwagen Nr. 2 befindet sich, wie auch zwei Personenwagen von der Firma Stilkenboom und ein weiterer Personenwagen der Juister Inselbahn, in der Sammlung des DEV in Bruchhausen-Vilsen; alle vier Fahrzeuge sind nach wie vor einsatzfähig. Triebwagen T 3 und T 5 wurden auf Norderney verschrottet, T 4 ging zunächst in den Besitz der Inselbahn Langeoog und dann in den der Harzer Schmalspurbahnen über. Die Personenwagen wurden bis auf die erwähnten Museumsexemplare verschrottet oder umgebaut.
Einer der Flachwagen wurde auf Juist zum Steg umfunktioniert, weitere gingen wie auch die zwei Kesselwagen und ein Werkstattwagen an die Märkische Museums-Eisenbahn.
Literatur
- Gerd Wolff: Deutsche Klein– und Privatbahnen. Band 9: Niedersachsen 1. Zwischen Weser und Ems. EK-Verlag, Freiburg 2005. ISBN 3-88255-668-4
- Egbert Nolte: Die Juister Inselbahn. Verlag Kenning, Nordhorn 1998 ISBN 3-927587-87-7
Weblinks
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