An Inspector Calls

An Inspector Calls

Ein Inspektor kommt (Originaltitel: An Inspector Calls) ist ein Theaterstück (Soziales Drama) des englischen Autors John Boynton Priestley. Es ist eines seiner bekanntesten Werke. Priestley schrieb es 1944/45 innerhalb einer einzigen Woche. Seine Londoner Premiere feierte das Stück am 1. Oktober 1946 im Noël Coward Theatre mit Ralph Richardson als Inspektor Goole.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Bei Familie Birling wird standesgemäß die Verlobung von Sheila und Gerald gefeiert.

Mitten in Arthur Birlings Rede darüber, dass jeder seines Glückes Schmied sei und alles Gerede von sozialer Verantwortung nichts gelte, meldet sich Polizeiinspektor Goole an der Tür: Er ziehe Erkundigungen bezüglich des Suizids einer aus der unteren sozialen Schicht stammenden Frau namens Eva Smith ein.

Nacheinander nimmt Goole die Anwesenden ins Verhör, wobei sich herausstellt, dass jeder von ihnen seinen Anteil daran hatte, Eva Smith immer tiefer in das soziale Elend zu stoßen. Einzelne Situationen, in denen sie ausgenutzt oder ihr Hilfe verweigert wurde, summierten sich zu einer Verzweiflung, aus der sie schließlich keinen Ausweg mehr sah. Nachdem jeder mit seinem Beitrag zum Schicksal von Eva Smith detailliert konfrontiert wurde, verabschiedet sich Goole und lässt die Gesellschaft mit ihren Fragen und ihrem schlechten Gewissen zurück.

Nach vielen Schuldzuweisungen erfährt man schließlich auf Nachfrage, dass es keinen Polizeiinspektor Goole gibt und auch keine Frau sich das Leben genommen hat.

Erleichtert stellt Birling fest, dass ja gar nichts passiert sei, es habe sich nur um einen üblen Scherz gehandelt, niemand habe Schuld auf sich geladen. Dies wird jedoch von Sheila energisch bestritten: An den dargestellten Taten der einzelnen ändere das nichts, und allein die Tatsache, dass so etwas hätte geschehen können, sei Grund genug, über das eigene Verhalten sehr kritisch nachzudenken.

Mitten in dieser Auseinandersetzung klingelt das Telefon: Eine junge Frau sei soeben im Krankenhaus gestorben, und ein Inspektor sei zu ihnen unterwegs, um ein paar Fragen zu stellen.

Mit Birlings fassungsloser Miene bei Entgegennahme dieser Nachricht endet das Stück.

Personen

Arthur Birling
ist das Oberhaupt der Familie Birling. Er ist ein wohlhabender Fabrikbesitzer und der Meinung, dass jeder sich zuerst um sich zu kümmern hat. Außerdem sieht er sich selbst als sehr intelligenten „Selfmademan“. Priestleys Gebrauch von tragischer Ironie zeigt aber, dass er nicht so clever ist, wie er zu sein glaubt.
Sybil Birling
ist die Mutter von Sheila und Eric. Obwohl beide bereits über Zwanzig sind, sieht- und bezeichnet sie sie noch immer als Kinder. Sie ist eine strikte Verfechterin der Trennung der sozialen Schichten. Als Angehörige einer „höheren“ Klasse weigert sie sich als Einzige bis zuletzt einzusehen, dass auch sie eine Teilschuld am Suizid von Eva Smith hat. Auch ist sie ihrem Gatten sozial überlegen.
Sheila Birling
ist die Tochter der Birlings. Als hübsches Mädchen Anfang Zwanzig ist sie sehr aufgeregt über ihre Verlobung. Als der Inspektor sie mit dem Tod von Eva Smith konfrontiert ist sie sehr bestürzt darüber und ist zusammen mit ihrem Bruder die Einzige, die eine Lehre aus der ungewöhnlichen Begegnung zieht.
Eric Birling
ist der Sohn der Birlings und Sheilas jüngerer Bruder. Er gilt, vor allem seitens seiner Mutter, als das „Kind“ in der Familie. Als gelangweilter junger Mann ergibt er sich dem Alkohol und treibt sich zusammen mit Freunden immer wieder in der Palace Bar herum. Er und seine Schwester sind die einzigen Familienmitglieder, die über ihre Schuld nachdenken.
Gerald Croft
ist der Verlobte von Sheila und Sohn einer vornehmen Familie, die in geschäftlicher Konkurrenz zu Birlings Unternehmen steht. Einen Sommer lang hatte er eine Affäre mit Eva Smith, obwohl er zu dieser Zeit bereits mit Sheila Birling liiert war. Nachdem er zunächst sehr betroffen vom Tod der jungen Frau ist, äußert er im dritten Akt genau wie Mr. Und Mrs. Birling die Vermutung, dass die Ereignisse des Abends gar nicht passiert sind.
Edna
ist das Hausmädchen der Birlings.
Inspektor Goole
ist der undurchsichtige Polizeibeamter, der den Selbstmord von Eva Smith untersucht. Er scheint allwissend zu sein und beherrscht von seinem Erscheinen bis zu seinem Verschwinden die Handlungen der Birlings. Alles, von der Reihenfolge der einzelnen Befragung bis zum Gesprächstempo scheint seiner Kontrolle zu unterliegen. Einen nach dem Anderen konfrontiert er sie mit ihrer jeweiligen Teilschuld und lässt sie bestürzt und verwirrt zurück.
Außerdem wird die Frage aufgeworfen, ob er überhaupt ein echter Polizeiinspektor ist, oder vielleicht doch ein Betrüger, der die Familie einschüchtern möchte.
Eva Smith
ist das junge Mädchen, das Selbstmord verübt, ohne je direkt in Erscheinung zu treten. Sie wird vom Inspektor als freundliche Person beschrieben, obwohl er sie nie getroffen haben soll. Während des Stückes erhält sie auch andere Namen, unter denen die verschiedenen Familienmitglieder sie kennengelernt haben. Dies lässt einige der Protagonisten vermuten, dass es sich um verschiedene Frauen handelt, die der Inspektor zu einer fiktiven Person zusammengefügt hat.

Auszeichnungen

  • 1993: Laurence Olivier Award für die beste Wiederaufnahme eines Bühnenstückes
  • 1994: Drama Desk Award für die beste Wiederaufnahme eines Bühnenstückes
  • 1994: Tony Award für die beste Wiederaufnahme eines Bühnenstückes

Verfilmungen

Priestleys Bühnenstück wurde bisher zweimal verfilmt. Die erste Adaption war ein britischer Spielfilm von 1954 mit Alastair Sim als Inspektor Goole, der hier in Poole umbenannt wurde. 1982 wurde für das britische Fernsehen ein Remake als dreiteilige Miniserie mit Bernard Hepton als Inspektor Goole und Nigel Davenport als Arthur Birling gedreht.

  • 1982: An Inspector Calls, Regie: Michael Simpson, mit Nigel Davenport und Bernard Hepton als Inspektor Goole

Weblinks


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