- Jungmädel
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Der Bund Deutscher Mädel (BDM oder BdM) war in nationalsozialistischer Zeit der weibliche Zweig der Hitlerjugend (HJ). Darin waren im Sinne der totalitären Ziele des NS-Regimes die Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren organisiert, den Jungmädelbund (JM) der 10- bis 13-jährigen Mädchen eingeschlossen.
Aufgrund der ab 1936 gesetzlich geregelten Pflichtmitgliedschaft aller weiblichen Jugendlichen, sofern sie nicht wie jüdische Mädchen aus „rassischen Gründen“ ausgeschlossen waren, bildete der BDM die damals zahlenmäßig größte weibliche Jugendorganisation der Welt mit 4,5 Millionen Mitgliedern im Jahr 1944.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Entwicklung
Anfänge in der Weimarer Republik
Schon 1923 entstanden innerhalb der NSDAP die ersten „Mädchenschaften“, auch als „Schwesternschaften der Hitler-Jugend“ bezeichnet. Diese Gruppen hatten aber noch wenige Mitglieder und wurden erst im Juni 1930 zum Bund deutscher Mädel zusammengeschlossen. Die bis 1931 auf 1 711 Mitglieder angewachsene Organisation wurde im selben Jahr unter Bundesführerin Elisabeth Greiff-Walden in die Hitlerjugend eingegliedert.
Die ersten Gründungen von Ortsgruppen des BDM, des Nationalsozialistischen Schülerinnenbundes (NSS) und der Jungmädchengruppen der NS-Frauenschaft, fallen in die Jahre 1930/31. Die Ortsgruppe Berlin wurde im Februar 1930 gegründet, eine BDM-Gruppe in Danzig im Juli 1931. Zunächst noch verboten war die im Dezember 1930 gebildete Ortsgruppe Achern des badischen NSS.
Erzwungenes Mitgliederwachstum ab 1933
Der am 17. Juni 1933 ernannte Reichsjugendführer Baldur von Schirach erließ sogleich Verordnungen, die die bis dahin bestehenden, konkurrierenden Jugendverbände auflösten oder verboten. Durch die Zwangseingliederung dieser Jugendgruppen – soweit sie sich nicht selbst auflösten, um sich dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen – erfuhren Hitler-Jugend und BDM einen großen Mitgliederzuwachs. Noch nicht gleichgeschaltete Jugendgruppen (aufgrund des Reichskonkordates betraf das ausschließlich die katholische Jugendarbeit) waren oft Schikanen mit dem Ziel der erzwungenen Eingliederung in die nationalsozialistischen Jugendverbände ausgesetzt. Mit dem „Gesetz über die Hitlerjugend“ vom 1. Dezember 1936 wurden alle Jugendlichen des Deutschen Reichs zur Mitgliedschaft in HJ oder BDM zwangsverpflichtet.
Leitbilder nach Art des Regimes
Hitlers grundlegende Vorgabe für die Ausrichtung der weiblichen Jugend lässt sich einer Rede auf dem Frauenkongress 1935 in Nürnberg entnehmen:
„Die Gleichberechtigung der Frau besteht darin, daß sie in den ihr von der Natur bestimmten Lebensgebieten jene Hochschätzung erfährt, die ihr zukommt […] Auch die deutsche Frau hat ihr Schlachtfeld: Mit jedem Kinde, das sie der Nation zur Welt bringt, kämpft sie ihren Kampf für die Nation.“[1]
Die BDM-Reichsreferentin Dr. Jutta Rüdiger hat für ihren Zuständigkeitsbereich im ersten Kriegsjahr 1939 schriftlich erklärt:
„Die Jungen werden zu politischen Soldaten und die Mädel zu starken und tapferen Frauen erzogen, die diesen politischen Soldaten Kameraden sein sollen – und unsere nationalsozialistische Weltanschauung später in ihrer Familie als Frauen und Mütter leben und gestalten – und so wieder großziehen eine Generation der Härte und des Stolzes. Wir wollen darum bewußt politische Mädel formen. Das bedeutet nicht: Frauen die später in Parlamenten debattieren und diskutieren, sondern Mädel und Frauen, die um die Lebensnotwendigkeiten des deutschen Volkes wissen und dementsprechend handeln.“[2]
Bereits 1934 stand in dem offiziellen Publikationsorgan „Mädel im Dienst“ zu lesen, dass die 10–14jährigen Jungmädel sich in Handarbeit und Kochen auskennen und für „die Wärme des heimatlichen Herdes“ sorgen müssten. Auch sollten sie es verstehen, ein Heim behaglich einzurichten.[3] Im Zentrum der BDM-Erziehung stand nach Klönne „die Synthese von körperlicher und hauswirtschaftlicher Ertüchtigung“ in Verbindung mit der Aufgabe, „den Zucht- und Auslesegedanken der gesamten weiblichen Jugend zu Bewußtsein zu bringen. Der Typ der deutschen Frau tritt ergänzend neben den Typ des deutschen Mannes, ihre Vereinigung bedeutet die rassische Wiedergeburt unseres Volkes.“ [4] Im Hinblick auf die für die Erhaltung der Volksgemeinschaft zu erfüllenden eugenischen Aufgaben erklärte man die Mädchen zum „Rassegewissen der Nation“. Die „echte deutsche Maid“ habe „Hüterin der Reinheit des Blutes und des Volkes zu sein und Helden aus den Söhnen des Volkes zu erziehen“. [5]
Aktivitäten und Alltag
Ähnlich wie bei den Jungen lag ein Schwerpunkt des Aktivitätenangebots im BDM bei Ausflügen, Wanderungen und rucksackbeladenen Märschen in freier Natur, oft gefolgt von Lagerfeuer mit Kochen und gemeinsamem Gesang. Auch Vollmond-Beobachtungen mit anschließender Übernachtung in Heuschobern waren im Sommerhalbjahr gängig. Märchen- und Theateraufführungen, teils mit Puppen und Marionetten, Volkstanz und Flötenmusik sowie verschiedene Sportangebote, häufig als Gruppenspiel, zählten zum Standardprogramm. Anders als für die männlichen Gliederungen der HJ gab es außer dem „Gesundheitsmädeldienst“ und dem für beide Geschlechter vorgesehenen Landdienst keine BDM-Spezialabteilungen. Der Zugang zu den Sonderformationen der Hitler-Jugend, wie Motor-, Reiter- und Flieger-HJ, war den Mädchen versperrt, weil nur männliche Bewerber in sie aufgenommen wurden.
Während es bei den Jungen um die Förderung von Kraft und Zähigkeit ging, sollten die Mädchen durch gymnastische Schulung vor allem Anmut entwickeln. „An die Stelle athletischen Kraftaufwands trat in der Regel die rhythmische Gymnastik mit ihrer Betonung auf Harmonie und dem Gefühl, im eigenen Körper zu ruhen und Teil des Gruppenkörpers zu sein. So praktizierten die Mädchen eine organische ‚Volksgemeinschaft’, gleichzeitig war der Fluss der gymnastischen Bewegungen auf die weibliche Anatomie und die künftige Mutterrolle abgestimmt.“[6]
Im Winterhalbjahr gehörten Handarbeits- und Bastelabende in den BDM-Heimen zum Regelangebot. In den Erinnerungen einer Zeitzeugin heißt es dazu:
„Die Heimabende, zu denen man sich in einem dunklen und schmutzigen Keller traf, waren von einer fatalen Inhaltslosigkeit. Die Zeit wurde mit dem Einkassieren der Beiträge, mit dem Führen unzähliger Listen und dem Einpauken von Liedertexten totgeschlagen, über deren sprachliche Dürftigkeit ich trotz redlicher Mühe nicht hinwegsehen konnte. Aussprachen über politische Texte – etwa aus ‚Mein Kampf‘ – endeten schnell in allgemeinem Verstummen. Unsere Gruppenführerin war Verkäuferin in einem Optikgeschäft…
In besserer Erinnerung sind mir die Wochenendfahrten mit den Wanderungen, dem Sport, den Lagerfeuern und dem Übernachten in Jugendherbergen. Gelegentlich gab es Geländespiele mit benachbarten Gruppen. Wenn zwischen ihnen Rivalitäten bestanden, artete das Spiel manchmal in zünftige Prügeleien aus. Was für einen Anblick die sich um einen Wimpel raufenden Mädchen einem Außenstehenden geboten haben mögen, will ich mir lieber nicht ausmalen.[7]“Standardbekleidung im BDM waren dunkelblauer Rock, weiße Bluse und schwarzes Halstuch mit Lederknoten. Die Art der Kniestrümpfe und der Frisur ließen noch individuellen Spielraum. Nicht erlaubt waren hochhackige Schuhe und Seidenstrümpfe; Schmuck war nur in Gestalt von Fingerring und Armbanduhr zugelassen.[8] Zur Bekleidung Jugendlicher lauteten Hitlers frühe Vorgaben: „Gerade bei der Jugend muß auch die Kleidung in den Dienst der Erziehung gestellt werden. Der Junge, der im Sommer mit langen Röhrenhosen herumläuft, eingehüllt bis an den Hals, verliert schon in seiner Bekleidung ein Antriebsmittel für seine körperliche Ertüchtigung. […] Das Mädchen soll seinen Ritter kennen lernen. Würde nicht die körperliche Schönheit heute völlig in den Hintergrund gedrängt durch unser laffiges Modewesen, wäre die Verführung von Hunderttausenden von Mädchen durch krummbeinige, widerwärtige Judenbankarte gar nicht möglich. Auch dies ist im Interesse der Nation, daß sich die schönsten Körper finden und so mithelfen, dem Volkstum neue Schönheit zu schenken.“[9]
Die von HJ und BDM angebotenen Ferienreisen, die über Zuschüsse auch Kindern aus sozial schwachen Familien Fahrten ins Winter-Skilager oder ins Sommer-Zeltlager ermöglichten, gehörten zu den gern wahrgenommenen Freizeitangeboten.[10] Zur Vorbereitung der Mädchen für den Dienst an Volk und Familie gab es zudem – zunächst auf freiwilliger Basis, von 1938 an verpflichtend – ein Dienstjahr als hauswirtschaftliche oder landwirtschaftliche Hilfe. Die Mädchen wohnten und arbeiteten dabei in den Haushalten bzw. auf den Bauernhöfen. Die Vorbereitungslager für den Landdienst von Mädchen und Jungen lagen oft dicht nebeneinander, was zur Folge hatte, dass es vor allem 1936 gehäuft zu Schwangerschaften kam. Allein bei 900 der BDM-Mitglieder, die in jenem Jahr vom Reichsparteitag in Nürnberg zurückkehrten, wurden anschließend Schwangerschaften festgestellt. [11]
Schlesien, Pommern und Ostpreußen waren die Schwerpunktregionen für den Landdienst, der nach 1936 noch weiter ausgebaut wurde. In Schulungs- und Umschulungszentren wurden nicht mehr nur Grundlagen für die Binnenkolonisation des ländlichen Raums gelegt, sondern es wurde auch eine Basis für die Neukolonisierung des nichtdeutschen Ostens hergestellt, den das „Herrenvolk“ als „Lebensraum“ nach den Kriegsplänen des NS-Regimes erobern sollte. [12]
Führung und Schulung
Wie in der HJ galt auch im BDM, dass Jugend durch Jugend geführt werden sollte. Allerdings bedingte die in der NS-Ideologie fixierte nachgeordnete Stellung des weiblichen Geschlechts, dass BDM-Führerinnen in der Regel nicht eine den HJ-Führern vergleichbar starke Stellung erlangten. Schon auf ihre weltanschauliche Unterweisung wurde minderer Wert gelegt. So stand die 1939 in Braunschweig eröffnete Jugendführungsakademie den Mädchen nur während einer kurzen Zeit offen, in der nicht genügend geeignete Jungen für die Kursteilnahme zur Verfügung standen.[13]
Die strenge Trennung der Zuständigkeiten bewirkte, dass selbst eine höhere BDM-Führerin einem einfachen Hitlerjungen keinen Befehl erteilen konnte. Die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink dagegen hatte in NSDAP-Amtsleiter Erich Hilgenfeldt ihren männlichen Vorgesetzten.[14] An der Spitze von BDM und JM stand die „Reichsreferentin“, die der Reichsjugendführung unterstellt war. Diesen Posten bekleideten von 1930 bis 1937 Trude Mohr und von 1937 bis 1945 Dr. Jutta Rüdiger.
Die Schulung der Mädel fand an den Heimabenden statt. Zu deren Unterstützung gab es die monatlich erscheinende Mädelschaft, gemäß Titelblatt „Blätter für Heimabendgestaltung im Bund Deutscher Mädel“. Den Führerinnen standen zur ideologischen und praktischen Orientierung „Führerinnenblätter“ zur Verfügung, die auf Gauebene herausgegeben wurden. Sie hatten auch an Wochenendschulungen teilzunehmen, die im Winter monatlich stattfanden. Dazu wurde vom Amt für weltanschauliche Schulung (WS.) der Reichsjugendführung (RJF.) Material zur „Wochenendschulung“ herausgegeben, das bis zur Ringführerin einschließlich verteilt wurde.
Die Sonderausgabe vom September 1937 umreißt das Ziel dieser Wochenendschulungen wie folgt: „Es muß erreicht werden, daß ... die Führerin das unbedingt sichere Gefühl der Geborgenheit innerhalb der Gemeinschaft der anderen Führerinnen bekommt. Wie wichtig das ist, zeigt sich besonders bei Führerinnen, die, dauernden Angriffen ausgesetzt, in kleinsten Standorten arbeiten müssen. Sie müssen allmählich eine klare und unerschütterliche weltanschauliche Haltung bekommen, um ihren Mädeln etwas sein zu können. Sie sollen weiter durch die Wochenendschulung zur selbständigen Arbeit erzogen werden, um aus sich selbst heraus (aus eigener Arbeit und eigener Haltung), unter Hinzuziehung der Mappen der RJF. einen Heimabend gestalten zu können.“
Weitere Sonderausgaben wurden zu den Sommerlagern herausgegeben. Außerdem kursierten Liederbücher wie „Wir Mädel singen“.
Mitglieder und Organisationsformen
Die Mitgliedschaft in BDM/JM war seit 1936 für Mädchen des entsprechenden Alters obligatorisch. Junge Frauen von 17 bis 21 Jahren konnten dem 1938 gegründeten Werk Glaube und Schönheit beitreten, das ein altersgemäßes Programm bot und die Zeit bis zum Eintritt in die Nationalsozialistische Frauenschaft überbrücken sollte.
Anfang des Jahres 1939 betrug die Mitgliederzahl des BDM insgesamt 3 425 990. In den „Blutmäßigen Anforderungen“ wurde 1939 der Ariernachweis zur Voraussetzung für die Zugehörigkeit zum BDM/JM gemacht. Für Jüdinnen, die seit den Anfängen der NS-Machtübernahme diskriminiert und ausgegrenzt, durch die Nürnberger Gesetze staatsbürgerlich entrechtet und seit der „Reichskristallnacht“ zunehmend verfolgt worden waren, bedeutete dies den endgültigen Ausschluss.
Nicht nur die Mitwirkung in Partei und Staat, auch das normale Berufsleben war von der HJ- beziehungsweise BDM-Zugehörigkeit mitbestimmt. So schrieb 1933 der Landeshandwerksmeister von Hessen an seine Kollegen: „Die Jungen und Mädel, die die weltanschauliche Schulung der HJ in sich aufnehmen, haben einzig und allein die Anwartschaft darauf, in die Lehre des Handwerks aufgenommen zu werden. Von Euch erwarte ich, daß Ihr nur solche Lehrlinge und Lehrmädchen aufnehmt, die den Organisationen der Jugend des Führers angehören…“[15]
Wie die männliche Hitler-Jugend waren auch BDM und Jungmädelbund sowohl nach Alter als auch horizontal (nach Regionen) und vertikal (nach Verbandsgrößen) untergliedert:
Deutsches Jungvolk Hitlerjugend Jungmädel Bund Deutscher Mädel Gebiet Obergau Bann Untergau Jungstamm Stamm Jungmädelring Mädelring Fähnlein Gefolgschaft Jungmädelgruppe Mädelgruppe Jungzug Schar Jungmädelschar Mädelschar Jungenschaft Kameradschaft Jungmädelschaft Mädelschaft Eine „Mädelschaft“ umfasste etwa 10 bis 15 Mädchen, eine „Mädelschar“ 3 Mädelschaften, eine „Mädelgruppe“ wiederum 3 Mädelscharen, ein „Mädelring“ 4 Mädelgruppen (etwa 360 bis 540 Mädchen). Der „Untergau“ kam auf 5 Mädelringe, der „Obergau“ auf etwa 25 Untergaue und der „Gauverband“ etwa auf 5 Obergaue (insgesamt etwa 225 000 bis 337 500 Mädchen). Vom Obergau ab waren für BDM und JM gemeinsame Dienststellen eingerichtet.
Kriegszeit und Auflösung
Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wurden BDM-Mitglieder als Lazarett-, Luftschutz- und Landhelferinnen und auf vielfältige andere Weise außerhalb des Waffendienstes in den Kriegseinsatz einbezogen.
Nach dem Ende des Polenfeldzugs erhielten BDM-Mitglieder in dem annektierten westpolnischen Reichsgau Wartheland neue Aufgaben. Innerhalb des Pflichtjahres oder bei freiwilligen Einsätzen hatten sie den nach der Vertreibung von etwa einer Million Polen dort neu angesiedelten etwa 350 000 „volksdeutschen“ Bauern aus anderen Regionen Polens bei der Haushaltsführung, im Umgang mit der deutschen Sprache sowie bei der Kindererziehung zu helfen: „Zur Unterstützung bei der nationalsozialistischen Resozialisation wurden nach und nach 19 000 BDM-Mitglieder und deren junge Führerinnen aus dem Reich ins ‚Wartheland’ geholt und in 160 Sonderlagern konzentriert. Ihr Einsatz dauerte vier bis sechs Wochen und erfolgte in Gruppen von bis zu 15 Mädchen. Jede Gruppe betreute vier oder fünf Dörfer und arbeitete dabei oftmals mit der SS zusammen, die kurz zuvor die polnischen Einwohner vertrieben hatte.“[16] Die Begegnung mit den Polendeutschen verlief häufig ernüchternd für die jungen Mädchen, die mit verbreitetem Analphabetismus, mangelnder Hygiene und Alkoholabhängigkeit konfrontiert wurden.[17]
Weitere Einsatzbereiche der BDM-Angehörigen im Verlauf des Krieges waren Erste-Hilfe-Maßnahmen für Verwundete in Krankenhäusern und Lazaretten, die Betreuung ankommender Flüchtlinge auf Bahnhöfen und die Unterstützung von im Bombenkrieg obdachlos Gewordenen. Etwa 3 000 Mädchen ließen sich vom BDM direkt zur SS abwerben und wurden zum Teil KZ-Aufseherinnen.[18]
Wenn BDM-Mädchen bei ihren Einsätzen, räumlich getrennt von ihren Familien, mit Männern, wie z. B. Soldaten der Wehrmacht, zusammen lebten und arbeiteten, ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten zu sexuellen Kontakten. Die kriegsbedingte Lockerung der Sexualmoral brachte den Bund Deutscher Mädel zunehmend in schlechten Ruf: „Der Volksmund interpretierte die Abkürzung BDM schließlich als ‚Bund Deutscher Matratzen’ oder ‚Bubi Drück Mich’.“[19]
Als Untergliederung der Hitler-Jugend wurde die Organisation Bund Deutscher Mädel nach Kriegsende durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 verboten und aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt.
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert nach Werner Klose: Generation im Gleichschritt. Die Hitlerjugend. Ein Dokumentarbericht. München unter anderem 1982, Seite 177–178. Bereits in Hitlers „Mein Kampf“ stand zu lesen: „Auch die Ehe kann nicht Selbstzweck sein, sondern muß dem einen größeren Ziele, der Vermehrung und Erhaltung der Art und Rasse dienen. […] Daher schon ist die frühe Heirat richtig, gibt sie doch der jungen Ehe noch jene Kraft, aus der allein ein gesunder und widerstandsfähiger Nachwuchs zu kommen vermag.“ (85.–94. Auflage, München 1934, Seite 275-276).
- ↑ Zitiert nach Klönne: Jugend im Dritten Reich. Lizenzausgabe. München 1995, Seite 83.
- ↑ Zitiert nach Kater, Seite 75.
- ↑ Zitiert nach Klönne: Jugend im Dritten Reich. Lizenzausgabe. München 1995, Seite 84.
- ↑ Zitiert nach Kater, Seite 91.
- ↑ Kater, Seite 74.
- ↑ Melita Maschmann: Fazit. Kein Rechtfertigungsversuch. Stuttgart 1963; zitiert nach Harald Focke / Uwe Reimer: Alltag unterm Hakenkreuz. Reinbek 1979, Seite 43.
- ↑ Kater, Seite 74.
- ↑ Adolf Hitler: Mein Kampf. 85.–94. Auflage. München 1934, Seite 454.
- ↑ Klönne: Jugend im Dritten Reich. Lizenzausgabe. München 1995, Seite 128.
- ↑ Kater, Seite 95, der auch einen Fall berichtet, wonach ein eben Mutter gewordenes BDM-Mädchen 13 Personen als mögliche Väter benannte. „Um wenigstens den schlimmsten Ausschweifungen Einhalt zu gebieten, wurde daraufhin dem BDM 1937 das Kampieren im Freien untersagt.“(ebenda)
- ↑ Kater, Seite 75–76
- ↑ Kater, Seite 92. Allerdings hat das Regime bereits von Kindesbeinen an intensiv propagandistisch eingewirkt, wie das folgende Tischgebet aus dem Fundus der NS-Volkswohlfahrt zeigt: „Führer, mein Führer, von Gott mir gegeben, / beschütz’ und erhalte noch lange mein Leben! / Hast Deutschland gerettet aus tiefster Not, / Dir danke ich heute mein täglich Brot. / Bleib’ lang noch bei mir, verlaß mich nicht, / Führer, mein Führer, mein Glaube, mein Licht! / Heil, mein Führer!“ (Zitiert nach J. Neuhäusler: Kreuz und Hakenkreuz. Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die Katholische Kirche und der kirchliche Widerstand. München 1946, Seite 251.)
- ↑ Kater, Seite 65.
- ↑ Zitiert nach Harald Focke / Uwe Reimer: Alltag unterm Hakenkreuz. Reinbek 1979, Seite 29.
- ↑ Kater, Seite 79.
- ↑ Kater, Seite 80.
- ↑ Kater, Seite 82
- ↑ Kater, Seite 97
Literatur
- Quellen
- G. Miller-Kipp (Hrsg.): „Auch Du gehörst dem Führer.“ Die Geschichte des Bundes Deutscher Mädel (BDM) in Quellen und Dokumenten. Weinheim und München 2001.
- Sekundärliteratur
- Dagmar Reese (Hrsg.): Die BDM-Generation. Weibliche Jugendliche in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus. Berlin 2007, ISBN 978-3-86650-530-8.
- Birgit Jürgens: Zur Geschichte des BDM (Bund Deutscher Mädel) von 1923 bis 1939. 2. Auflage. Frankfurt am Main 1996, ISBN 3631306024
- Michael H. Kater: Hitler-Jugend. Darmstadt 2005 (übersetzt von Jürgen Peter Krause).
- Martin Klaus: Mädchen im Dritten Reich. Der Bund deutscher Mädel. Köln 1998.
- Dagmar Reese: Mädchen im Bund Deutscher Mädel. In: Elke Kleinau, Claudia Opitz: Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung – Vom Vormärz bis zur Gegenwart. Band 2. Frankfurt am Main/New York 1996.
- Arno Klönne: Jugend im Dritten Reich – Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. Köln 1982.
- Gisela Miller-Kipp: „Der Führer braucht mich“ – Der Bund Deutscher Mädel (BDM): Lebenserinnerungen und Erinnerungsdiskurs. In der Reihe: Materialien zur Historischen Jugendforschung. Juventa Verlag, 2007, ISBN 3-779-91135-3.
- Dagmar Reese: Straff, aber nicht stramm – herb, aber nicht derb. Zur Vergesellschaftung von Mädchen durch den Bund Deutscher Mädel im sozialkulturellen Vergleich zweier Milieus. Weinheim/Basel 1989.
- Gabriele Kinz: Der Bund Deutscher Mädel: ein Beitrag zur außerschulischen Mädchenerziehung im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 1990. ISBN 978-3631425497
Weblinks
- Bernd Kleinhans: BDM – Bund deutscher Mädel auf Shoa.de
- Informationen zum BDM im „Lebendigen Museum“
- Susanne Wiborg: Claras Untergang. In: Die Zeit Nr. 17, 21. April 2005.
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