- Justizvollzugsanstalt Attendorn
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Das Kloster Ewig war eine 1420 gestiftete Niederlassung von Augustiner-Chorherren bei Attendorn. Es bestand bis zur Aufhebung im Jahr 1803. Heute bilden die ehemaligen Klostergebäude einen Teil der Justizvollzugsanstalt Attendorn.
Inhaltsverzeichnis
Klosterzeit bis 1803
Der Stifter war der Attendorner Kaufmann Heinrich Weke (auch Waiken genannt), im Zusammenhang mit zwei Höfen zu Listernohl an die Augustinerchorherren zu Neuss. Die ökonomische Grundlage des Klosters war das seit dem 13. Jahrhundert bestehende Rittergut Ewig mit einer Reihe von verpachteten Höfen und weiterem Besitz. Die Klostergebäude wurden in den Jahren 1412 bis 1429 errichtet. Das erste Oberhaupt der Gemeinschaft war Johannes Sewaldi aus dem Kloster Böddeken. Neben dem Prior lebten in dem neuen Kloster zwölf Brüder, in Anlehnung an die zwölf Jünger Jesu. Die Vogteirechte fielen 1674 an die Familie von Fürstenberg, welche damals auch die Burgen Schnellenberg, Waldenburg und Bilstein gehörten. Seit 1683 war dem Kloster Ewig das Augustinerinnenkloster Störmede unterstellt. Im Jahr 1726 wurden die Klostergebäude unter Einbeziehung einer älteren Kirche neu erbaut. Hierbei wurden ältere Gebäude abgerissen und das Ostportal mit figürlichen Schmuck ergänzt. Das Kloster bildete eine große, unregelmäßige Vierflügelanlage. Der lang gestreckte Hauptbau verfügt über Ecktürme und ein reiches Barockportal.
Archäologische Untersuchungen
Der komplette Grundriss der ehemaligen Kirche wurde mit insgesamt 10 Grabungsschnitten rekonstruiert. Die Kirchenfundamente lagen ca. 0,50m unter dem Eingangsniveau, wobei die nördliche Längsseite sich unter der heutigen Hofmauer befand. Im Hof befand sich der Klosterfriedhof. Reste einer älteren Klosterkirche befanden sich südlich des Südflügels. Zwei Ost-West und Nord-Süd verlaufenden Mauerzüge befanden sich unter dem Fußbodenniveau und bildeten einen großen Raum. Dieser Teil des Klosters wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts abgerissen, um der heute noch bestehenden Barockanlage Platz zu machen. Mit den Erkenntnissen der Gebäudereste hinter dem Südflügel zeigt sich ein völlig anderes Aussehen des ursprünglichen Klosters.
Mehrere Waffen des 14./15. Jahrhunderts wurden im Bereich der Gräfte an der Ostseite gefunden, von dem besonders ein Fragment eines Kettenhemdes, eine Sturmspitze, ein Auflagebügel für ein frühes Gewehr sowie der Lauf einer Büchse zu nennen sind. Weitere Keramikfunde aus Töpfereien von Siegburg und Köln belegen, dass in der Zeit des 16. Jahrhunderts das Kloster einen gewissen Wohlstand besaß. Für das gehobene Repräsentationsbedürfnis des damaligen Zeit spricht auch der Ausbau nach Osten mit dem Figurenportal, der Steinbrücke und den Gartenplastiken mit Steinvasen.
Handschriften
Im Augustinerkloster Ewig sind in den Schreibwerkstätten alte Handschriften kopiert worden. Das Bedeutendste aus dem Ewiger Skriptorium hervorgegangene Kodex ist ein Missale von 1472 für die Pfarrei Schönholthausen, welches heute im Diözesanmuseum Paderborn aufbewahrt wird.
Entwicklung nach der Säkularisation
Im Jahr 1803 wurde das Kloster säkularisiert, und der Besitz war zunächst eine hessische Staatsdomäne. Das Inventar wurde verkauft und die Kirche abgerissen. Unter preußischer Herrschaft ab 1816 wechselte der Gebäudekomplex mehrfach den Besitzer. 1819 Verkauf an den Freiherrn von Gaugreben. 1855 wurde die Gebäude an Friedrich von Schenk evrlauft. 1898 kaufte der preußische Staat den Besitz zurück. Er war Sitz einer Oberförsterei und staatliche Domäne. In den Jahren 1923 und 1931 wurde die Anlage durch Brände stark beschädigt und im Jahr 1944 im Tausch von der Familie Ramacher erworben. Im Jahr 1956 wurden die Anlagen für den Bau der Biggetalsperre gekauft. Neben Büros und Labors war dort ein Barackenlager für Arbeitskräfte untergebracht. Im Jahr 1967 gingen die Gebäude in den Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen über, das dort 1968 die erste offene Justizvollzugsanstalt des Landes einrichtete. Von 1978 bis 1988 wurde in verschiedenen Bauabschnitten der heutige Baukomplex errichtet, der am 25. November 1988 offiziell mit einer Feier der JVA-Attendorn übergeben wurde.
Literatur
- Heiko K. L. Schulze: Klöster und Stifte in Westfalen - Geschichte, Baugeschichte und Beschreibung, eine Dokumentation. In: Géza Jászai (Hrsg.):Monastisches Westfalen. Klöster und Stifte 800-1800. Münster, 1982. S.343f.
- Justizvollzugsanstalt Attendorn,1988, Umbau und Grundinstandsetzung des ehemaligen Klostergebaäude Ewig, Staatshochbauamt Attendorn.
Weblinks
- Informationen der Archäologie-AG des St.-Ursula-Gymnasiums Attendorn
- Informationen zur ökonomischen Basis
- Akten und Quellen im Westfälischen Staatsarchiv
51.1159722222227.8823611111111Koordinaten: 51° 6′ 57″ N, 7° 52′ 56″ O
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