- Jüdisches Zentralmuseum
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Das Jüdische Museum in Prag in Josefov enthält eine umfangreiche Sammlung synagogaler Gegenstände jüdischer Gemeinden aus Böhmen und Mähren.
Inhaltsverzeichnis
Historie
Das Museum 1906-1939
Das Museum wurde im Jahre 1906 durch den Historiker Hugo Lieben und Augustin Stein, dem Vertreter der tschechischen jüdischen Gemeinde und späterem Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Prag gegründet.
Ursprüngliche Zielstellung war die Erhaltung wertvollen Kultgerätes jener Prager Synagogen, die im Zuge der Rekonstruktion der jüdischen Gemeinde Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen wurden.
Das Museum bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges
Mit der deutschen Besetzung von Böhmen und Mähren wurde das Museum am 15. März 1939 geschlossen. Im Zuge der in dieser Zeit erfolgenden Schließungen der Synagogen suchten die dort ansässigen Juden, ihre synagogalen Gegenstände zum Schutz vor Plünderungen nach Prag zu schaffen, um sie zu katalogisieren und zu lagern.
Aus dem jüdischen Rathaus in Prag erging 1942 eine schriftliche Anordnung an 153 Gemeinden, sämtliche beweglichen sakralen Güter verpackt in das Prager Museum zu schaffen. Neben Torarollen verschickte man große Mengen Leuchter, Toramäntel, Toravorhänge sowie den Inhalt ganzer Archive. Auf diese Weise sammelte man ungefähr 100.000 synagogale Gegenstände an, die von bis zu 40 Mitarbeitern katalogisiert wurden.
Die Nationalsozialisten gestalteten 1942 das Museum als Jüdisches Zentralmuseum zur Sammlung des aus den liquidierten jüdischen Gemeinden und Synagogen Böhmens und Mährens beschlagnahmten sakralen Geräts. Die Gründung erfolgte auf Vorschlag Augustin Steins. Nach zähen Verhandlungen genehmigten die Nazis das Projekt zur Einrichtung des Zentralmuseums, wenn auch aus völlig anderen Motiven als die Gründer des Museums.
Das Jüdische Zentralmuseum wurde von der SS als „Museum einer untergegangenen Rasse“ in Prag errichtet und am 6. April 1943 eröffnet.
Kurz nach dem Beschluss der Wannseekonferenz über die Endlösung der Judenfrage restaurierte man in Prag die Synagogen und wandelte sie in das als Jüdisches Zentralmuseum bekanntgewordene Museum um. SS-Untersturmführer Karl Rahm genehmigte am 30. November 1942 das Exposé der ersten Ausstellung „Jüdisches Leben von der Wiege bis zum Grab“. Ob Rahms Vorgesetzte Adolf Eichmann sowie der in Prag lebende Reinhard Heydrich von dem Projekt Kenntnis hatten, ist nicht dokumentiert. Einer Studie zufolge war die Gruppe „Wirtschaft“ im Amt des Reichsprotektors informiert.
Durch massiven Druck gelang es, innerhalb von vier Monaten die Ausstellung fertigzustellen. Sie wurde von SS-Sturmbannführer Hans Günther abgenommen, auf dessen Anweisung hin eine Ergänzung um das „blutige Ritual“ des koscheren Schächtens erfolgte. Er veranlasste, dass die Ausstellung lediglich für ihn und sein Gefolge zugänglich war. Dem normalen Besucher blieb sie verschlossen.
Insgesamt wurden bis 1944 vier Ausstellungen organisiert. Die fünfte, die das Thema „Geschichte der Juden in Böhmen und Mähren“ tragen sollte, konnte nicht mehr ausgerichtet werden, da zu viele der jüdischen Mitarbeiter, darunter der damalige Leiter Dr. Polak, entweder bereits deportiert oder inhaftiert waren.
Ziele des Museums
Mit der Errichtung des Museums verbanden die Juden die Absicht, ihre wertvollen religiösen Gegenstände vor Vandalismus und Plünderung zu schützen. Man erhoffte, sie später zurück zu erhalten, ein Ziel, das mit fortschreitender Verfolgung immer unrealistischer erschien.
Über die Motive der Nationalsozialisten ist wenig bekannt, da der größte Teil der Unterlagen von den Besatzern vor ihrem Abzug aus Prag vernichtet wurde. Gesichert sind lediglich der Name Museum einer untergegangenen Rasse sowie eine vom Januar 1945 stammende überlieferte Bestätigung der unter Denkmalschutz stehenden Gräber auf dem jüdischen Friedhof.
Die Exposition erschöpfte sich nicht in der Reproduktion der herrschenden antisemitischen Propaganda. Sie bot vielmehr einen vergleichsweise realistischen und wissenschaftlich objektiven Einblick in das religiöse Leben der Juden Böhmen und Mährens. Studien legen nahe, dass das Museum zur Schulung interner SD-Kader eingerichtet worden sei.
Das Museum nach dem Zweiten Weltkrieg
Die auf weniger als 1000 Mitglieder geschrumpfte jüdische Gemeinde fand nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein noch vollständig erhaltenes Museum vor. Dieses bestand unter anderem aus einer Synagoge, acht Gemeindehäusern und 50 Warenhäusern. Alle waren überladen mit den zuvor dort gesammelten synagogalen Gegenständen aus Böhmen und Mähren.
Hana Volavkova wurde im Jahre 1950 die erste Leiterin des heute als „Staatliches Jüdisches Museum“ bekannten Museums.
Im Jahre 1950 wurde das Museum der Stadt angeboten. Eine private Weiterführung war aufgrund der Überalterung der Gläubigen sowie der geringen Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde nicht mehr möglich. Heute präsentiert das Museum neben der klassischen Ausstellungsform mit Hilfe von elektronischen Medien das aktuelle jüdische Leben in der Tschechischen Republik. Zusätzliche Musikveranstaltungen locken jährlich etwa 500.000 Besucher in die Räume.
Literatur
- Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag: Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus, Veröffentlicht von Campus Verlag, 2002, ISBN 3593370603, 503 Seiten.
Weblinks
- „Museum der untergegangenen Rasse“
- Seminar für Osteuropäische Geschichter, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- jewishmuzeum.cz
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