- Jüdisches Museum
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Ein jüdisches Museum dokumentiert die Geschichte und Kultur des Judentums nach musealen Gesichtspunkten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
19. Jahrhundert
Eine Präsentation sakraler Objekte etwa zu Schauzwecken galt dem Judentum ursprünglich als Profanierung, unbrauchbar gewordene heilige Schriften wurden nicht vernichtet, sondern in einer Geniza verborgen oder auf dem Friedhof bestattet.
Im 19. Jahrhundert erfolgte in Europa eine allgemeine Verschiebung der Bedeutung religiöser Objekte vom Ritual- zum Kunstgegenstand. Im Zuge der jüdischen Emanzipation und Säkularisierung begannen auch jüdische Gemeinden mit der Präsentation ihrer profanierten "Altertümer" im Museum oder kleineren Ausstellungen. Französische Juden beteiligten sich mit Exponaten jüdischer Kultur und Religion auf der Pariser Weltausstellung (1878), britische Juden auf der Londoner Weltausstellung (1887).
Zur Konzeption eigenständiger Museen gründete sich 1895 die "Gesellschaft für Sammlung und Konservierung von Kunst und historischen Denkmälern des Judentums" in Wien, woraufhin mit dem Wiener Jüdischen Museum das weltweit erste jüdische Museum (mit etwa 400 Objekten) eröffnet wurde. Dem schloss sich die Gründung zahlreicher jüdischer Museen an, zumeist unter Federführung jüdischer Gemeinden. Judaika gelangten fortan auch in die Ausstellungsbestände von Heimat-, Kunst- und Volkskundemuseen.
20. Jahrhundert
In den Novemberpogromen 1938 wurden neben den Synagogen auch die jüdischen Museen vernichtet oder beraubt. Objekte des Wiener Jüdischen Museums wurden 1939 in das Naturhistorische Museum verbracht und dort für eine antisemitische Ausstellung instrumentalisiert. Das 1906 gegründete Jüdische Museum in Prag funktionalisierte die SS nach seiner Schließung 1943 mit geraubtem jüdischen Inventar aus Böhmen und Mähren zum "Jüdischen Zentralmuseum der SS" um. Nach dem 2. Weltkrieg staatlich grundlegend erneuert zählt es heute zu den meistbesuchten Museen der Stadt. Ähnliches gilt für das jüdische Museum in Budapest.
Inzwischen haben sich an Orten mit jüdischer Tradition weltweit jüdische Museen etabliert. Nicht ohne Kritik von jüdischer Seite: Zum einen von den Orthodoxen, die eine illegitime Profanierung jüdischen Zeremonialgeräts beklagen, zum anderen von den Assimilierten, die in der Auswahl und Präsentation der Exponate vielfach eine erneute Ausgrenzung, Stereotypisierung oder eine Reduzierung jüdischer Kulturgeschichte auf das religiöse Zeremoniell befürchten.
Eine besondere Bedeutung als Gedenkort kommt den Holocaustmuseen zu.
Weblinks
- Bernhard Purin: "Jüdische Altertümer" – vom Ritualgegenstand zum Museumsexponat http://www.erinnern.at/e_bibliothek/gedenkstatten/238_B_Purin_Museologie.pdf
Siehe auch
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