Jürgen Graf (Geschichtsrevisionist)

Jürgen Graf (Geschichtsrevisionist)

Jürgen Graf (* 15. August 1951 in Basel) ist ein Geschichtsrevisionist schweizerischer Herkunft, der den Holocaust leugnet.

Graf studierte Skandinavistik, Anglistik und Romanistik und arbeitete zunächst als Lehrer in der Schweiz, später in Taiwan als Dozent an einer Universität. Nach seiner Rückkehr nach Basel arbeitete er als Befrager von Asylbewerbern für das schweizerische Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf dem zur Empfangsstelle umfunktionierten Rheinschiff „Basilea”. Seine Erfahrungen schilderte er in dem Buch „Das Narrenschiff”, das zu einem „Rundumschlag gegen den Missbrauch des Asylrechts“ wurde und ihm den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit einbrachte. Wirtschaftlich war das Buch ein Erfolg.[1]

1991 lernte Graf den Revisionisten Arthur Vogt und damit den Revisionismus kennen, dem er sich überzeugt anschloss. Graf versuchte, ein Standardwerk des Revisionismus zu schreiben. 1993 erschien sein Buch „Der Holocaust auf dem Prüfstand. Augenzeugenberichte versus Naturgesetze“, worin er den Holocaust leugnet. Graf verschickte es an viele Journalisten und Parlamentarier und wurde als bekennender Negationist bekannt. In Folge dessen wurde er fristlos aus dem Schuldienst entlassen.[2]

Anschließend fand Graf eine Anstellung an einer nichtstaatlichen Schule in Basel, an der er Ausländern Deutschunterricht gab. 1998 wurde auch dieses Arbeitsverhältnis beendet, da Graf wegen Holocaustleugnung eine Haftstrafe verbüßen musste.

In Veröffentlichungen sowie auf zahlreichen, von rechtsextremistischen und neonazistischen Gruppierungen organisierten Veranstaltungen verbreitet Graf seine Thesen über seine Meinung, der Holocaust habe nicht stattgefunden. In dieser Sache tritt er auch häufig als Referent auf internationalen Veranstaltungen auf. Aufgrund holocaustleugnender Aktivitäten wurde Graf in mehreren Gerichtsverfahren – in Deutschland, Frankreich und der Schweiz – wegen Volksverhetzung, Aufstachelung zum Rassenhass, Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und Beleidigung zu Geld- und Haftstrafen verurteilt.

Jürgen Graf gilt als fanatisch. Seine umfangreiche Veröffentlichungsliste lässt hier nur die Erwähnung einiger Bücher zu:

  • Der Holocaust auf dem Prüfstand (1992)
  • Der Holocaust-Schwindel (1993)
  • Auschwitz – Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust (1994)
  • Todesursache Zeitgeschichtsforschung (1995)
  • Riese auf tönernen Füssen: Raul Hilberg und sein Standardwerk über den „Holocaust” (1999)
  • Treblinka: Vernichtungs- oder Durchgangslager? (2002)

In dem Buch „Todesursache Zeitgeschichtsforschung”, das auch unter dem Titel „Der Holocaust im Klassenzimmer” erschienen ist, stellt Graf in für jugendliche Leser aufbereiteter Form Szenen eines Unterrichts dar, in welchem Mädchen und Jungen gemeinsam mit der Lehrerin über den Holocaust diskutieren und dabei von ihrer ursprünglichen Überzeugung, dass es den Völkermord in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gegeben hat, abrücken. Der Titel „Todesursache Zeitgeschichtsforschung” bezieht sich hierbei auf den Tod der Lehrerin, dessen Umstand am Ende des Buches vage umschrieben wird und die aufgrund ihrer Unterrichtsführung vorher vom Schuldienst entlassen wurde.

Graf hat darüber hinaus zahlreiche Aufsätze für die belgisch-flämische Organisation „Vrij Historisch Onderzoek” der Gebrüder Verbeke in Antwerpen geschrieben, steht in engem Kontakt mit anderen Holocaustleugnern wie Germar Rudolf und Ernst Zündel und hat eine eigene Homepage im Internet.

Graf hat sich seiner letzten Haftstrafe durch Flucht entzogen; erst flüchtete er nach Weissrussland, dann siedelte er nach Russland um, wo er in Moskau lebt. Er arbeitet eng zusammen mit dem Marokkaner Ahmed Rami von Radio Islam, dessen Bücher er übersetzt.

Einzelnachweise

  1. Alex Baur: Heil in Moskau. In: Weltwoche 29/05
  2. Vom «Asylexperten» zum «Auschwitz-Leugner». Wie die «Schweizerzeit» Jürgen Graf Beachtung schenkte, Neue Zürcher Zeitung vom 30. Dezember 1999

Weblinks

Die Website von Jürgen Graf wird in der deutschsprachigen Wikipedia aus Rechtsgründen nicht verlinkt.


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