Jürgen Graf (Journalist)

Jürgen Graf (Journalist)

Jürgen Graf (* 29. Dezember 1927 in Berlin; † 20. Oktober 2007 ebenda) war ein deutscher Hörfunkjournalist, einer der „Reporter der ersten Stunde“ des RIAS. Später agierte er auch als Fernsehmoderator bei verschiedenen ARD-Sendern.

Leben

Graf war Sohn eines Fabrikanten. Er wuchs in Berlin-Dahlem auf, besuchte zunächst das Berliner Heinrich-von-Kleist-Gymnasium, von 1937 bis 1939 verschiedene private Internate in der Schweiz (Davos und Arosa).

Im Zweiten Weltkrieg lebte er von 1940 bis 1943 in Schondorf am Ammersee, war dort unter anderem als Luftwaffenhelfer eingesetzt und hatte die Schule mit dem sogenannten Reifevermerk („Kriegsabitur“) beendet.

Nach Kriegsende war Graf zunächst von Mai bis Juli 1945 Reporter beim sowjetischen Berliner Rundfunk, ab 11. August 1945 bei der „US Information Control Division“ am Aufbau des zunächst „DIAS“, später „RIAS“ genannten Rundfunksenders in Berlin beteiligt. Beim RIAS blieb er in der Folge 37 Jahre und brachte es dort 1964 zum Hauptabteilungsleiter Politik und Zeitgeschehen. Er erhielt für dieses langjährige Wirken im Sender den Spitznamen „Mr. RIAS“.

Von 1949 bis 1951 studierte Graf vier Semester Germanistik und Publizistik an der FU Berlin.

Graf war häufig „an der vordersten Nachrichtenfront“ zu finden. Bekannt wurde er vor allem durch seine mehrere Stunden langen Live-Reportagen vom Bau der Berliner Mauer 1961 und vom Berlin-Besuch des US-Präsidenten John F. Kennedy 1963; letztere war die erste Live-Rundfunkreportage überhaupt aus einem fahrenden Pkw.

Seit 1952 wirkte er auch als ständiger freier Mitarbeiter bei etwa 600 eigenen Fernsehsendungen in der ARD (NDR Hamburg, Südwestfunk Baden-Baden, Sender Freies Berlin). Bekannt wurde er in diesem Medium vor allem durch seine langjährige Moderation des Jugend-Quizformats „Die sechs Siebeng'scheiten“ in der ARD (von 1958 bis 1979 moderierte er 260 Folgen, damals Rekord in Europa).

Am 1. Mai 1982 ging er aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Pension. Graf hatte sich Mitte der 1960er Jahre während eines Reportageaufenthaltes in Vietnam eine Virus-Hepatitis zugezogen, die sich im Lauf der Jahre so verschlimmerte, dass 1998 eine Lebertransplantation durchgeführt wurde. Anfang des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts wurde er zudem mehrfach an den Herzkranzgefäßen operiert.

Graf gehörte dem SFB-Rundfunkrat an, seit der Pensionierung war er Mitglied und später Vorsitzender der Stiftung „RIAS Berlin Kommission“. Er war auch Vorsitzender der internationalen Jury zur Vergabe des „RIAS Medien-Preises“.

Darüber hinaus engagierte sich Graf jahrzehntelang in Organisationen der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Er war stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Checkpoint Charlie Stiftung, Mitglied der Kuratorien der American Academy in Berlin und des Atlantikbrücke e.V., der „Initiative Berlin–USA“, sowie der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Los Angeles. Auch in der „Gesellschaft der Freunde der Bundeswehr“ und im Vorstand des Förderervereins der Stadt Rheinsberg war er aktiv.

Graf war zweimal verheiratet, beide Ehen wurden jedoch wieder geschieden. Er hinterlässt zwei erwachsene Kinder, Christian und Daniela.

Ehrungen (Auswahl)

Weblinks


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