- KKW Leningrad
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Kernkraftwerk Leningrad Koordinaten 59° 51′ 7,6″ N, 29° 3′ 4,3″ O59.852129.0512Koordinaten: 59° 51′ 7,6″ N, 29° 3′ 4,3″ O Land: Russland Daten Eigentümer: JSC Energoatom Konzern Betreiber: JSC Energoatom Konzern Projektbeginn: 1. März 1970 Kommerzieller Betrieb: 1. Nov. 1974 Aktive Reaktoren (Brutto):
4 (4000 MW) Eingespeiste Energie im Jahre 2006: 21.208 GWh Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 655.180 GWh Website: http://www.lnpp.ru Stand: 22. Juli 2007 Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation. Das Kernkraftwerk Leningrad (russisch Ленинградская АЭС) ist ein russisches Kernkraftwerk. Es liegt 80 km westlich von Sankt Petersburg an einer Bucht des Finnischen Meerbusens. Das Kraftwerk ist auch unter dem Namen der Arbeiterstadt Sosnowy Bor bekannt. In unmittelbarer Nähe des Kernkraftwerks Leningrad wird das Nachfolgekraftwerk Leningrad II gebaut. Auf dem Gelände steht ebenfalls das Kernkraftwerk Sosnowy Bor.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Kernkraftwerk besteht aus vier 1.000 Megawatt RBMK-Reaktoren, wobei die ersten beiden Blöcke der ersten Generation und der dritte und vierte Block der zweiten Generation von RBMK-Reaktoren entsprechen. RBMK-Reaktoren der ersten Generation werden für die gefährlichsten Reaktoren der Welt gehalten. Die ersten beiden Reaktoren gingen 1974 und 1975 ans Netz, der dritte und vierte Reaktor 1982. Im Block 1 kommt der erste jemals gebaute Reaktor vom Typ RBMK-1000 zum Einsatz. Geplant wurde die Anlage ab 1967, der erste Reaktor 1973, der letzte 1981 in Auftrag gegeben. Der Eigentümer und Betreiber des Kernkraftwerkes ist das staatliche Unternehmen Rosenergoatom. Laut der für das Kernkraftwerk zuständigen Behörde Rosatom ist das Kernkraftwerk auf die Erzeugung von jährlich ca. 28 Milliarden Kilowattstunden Strom ausgelegt, 2004 erzeugte es laut Rosatom 24,279 Milliarden Kilowattstunden. 28 % des erzeugten Stroms werden in die Gegend von Sankt Petersburg geliefert und decken 50 % deren Strombedarfs. 25 % des erzeugten Stroms werden nach Finnland exportiert.
2003 wurden Aufrüstungsarbeiten am Reaktor 1 des Kernkraftwerkes durchgeführt. Die russische Atomenergiebehörde, verlängerte die Betriebserlaubnis der Reaktoren 1 und 2 um 10-15 weitere Jahre.[1] Die Aufrüstung von Block 3 des Kraftwerkes auf MKER-Technik wurde nach einen Jahr Betriebsstop am 12. Mai 2008 abgeschlossen. Dadurch verlängerte sich die Betriebszeit des Blockes um weitere 20 Jahre.[2]
Das Partnerkraftwerk von Leningrad ist das deutsche Kernkraftwerk Isar.
Umweltschäden
Laut russischen Umweltschützern der Organisation Green World zu folge haben Kiefern in einem Umkreis von fünf Kilometer von Sosnowy Bor drei Mal häufigere Zellerneuerungen als 30 Kilometer entfernt stehende. Dies sei ein deutliches Zeichen für schlechte Umweltbedingungen. Auch eine Langzeitstudie des Institutes für landwirtschaftliche Radiologie und Agrarökologie hat Schäden am Kieferbestand um Sosnowy Bor nachgewiesen. Hinzu kommen große Schäden durch das warme Abwasser, welches in die Koporskaja-Bucht im finnischen Meerbusen gepumpt wird. Das warme Wasser bietet eine hervorragende Grundlage für Blaualgen, mehrere zig Millionen Fische sterben jährlich in den Wehren, was die Nahrungskette und das gesamte Ökosystem des Finnischen Meerbusens stark beschädigt. Hinzu kommt die Belastung durch verrottende Holzspäne, die dem Kühlwasser beigemischt werden, um Undichtigkeiten im Wärmetauscher abzudichten.[3]
Störfälle und Gefahren
Bereits 1974 gab es die ersten Störfälle, bei denen unter anderem drei Menschen zu Tode kamen und hoch radioaktives Wasser in die Umwelt gelangte. Im Jahr darauf (1975) gab es einen größeren Störfall, bei dem sogar Brennelemente schmolzen, der Graphitblock glücklicherweise jedoch kein Feuer fing. 1992 brach eine Brennstoffröhre in Block 3. Die daraus entstandene radioaktive Wolke trieb zunächst nach Finnland, dann zurück und bis nach Zentralrussland. Spätestens seit diesem Vorfall wird davon ausgegangen, dass der Kiefernwald um das Kernkraftwerk verseucht ist.[4]
Am 15. Dezember 2005 morgens um 3:00 Uhr explodierte einer der Schmelzöfen. Radioaktivität wurde nicht freigesetzt, jedoch wurden durch den Metallauswurf mindestens drei Arbeiter verletzt, von denen mindestens einer an seinen Verletzungen starb. Das Büro von Greenpeace in Sankt Petersburg wies in diesem Zusammenhang nochmals auf die Gefahr hin, die eine Metallhütte auf dem Gelände eines Kernkraftwerks erzeugt. In der Metallhütte wurden leicht radioaktive Metalle aus dem Kernkraftwerk wiederverwertet. Der Reaktor 2 war zum Zeitpunkt des Unfalls auf Grund von Reparaturarbeiten heruntergefahren. Als Grund für den Unfall wurden Verstöße gegen die Unfallschutzbestimmungen angegeben.[5]
Am 15. August 2006 wurde der erste Reaktorblock wegen eines Kurzschlusses automatisch vom Netz genommen und heruntergefahren.
Am 28. Oktober 2006 kam es aufgrund markanten Wetters zu einer automatischen Abschaltung des zweiten Blocks. Grund dafür war ein Kurzschluss um 6:58 Uhr am Turbogenerator Nummer 4 im 330 kV-Netz. Um 7:15 Uhr kam es zum Stopp des Turbogenerators Nummer 3. Daher musste der ganze Block 2 abgeschaltet werden.[6]
Nach dem Abschluss der Aufrüstung von Block 3 am 12. Mai kam es am 15. Mai 2008 zur automatischen Abschaltung nach einem Fehler im System. Der Reaktor soll nach der Fehlerbeseitigung wieder angefahren werden. In den Nachrichten wurde eine Falschmeldung verbreitet, nach welcher der Block 3 des Kraftwerkes explodiert sei. Diese beruhte auf Angaben von Hackern, die Manipulationen an der Rosatom-Homepage vorgenommen hatten. Die Hacker schrieben eine Pressemitteilung, in der es hieß, dass der Block 3 des Kraftwerkes explodiert sei und dass die Umgebung auf eine Evakuierung vorbereitet würde. Am 20. Mai kamen auf Grund dieser Falschmeldung viele Reporter zu dem Kraftwerk. Es wurde die Norm von 0,13 mSv/h nicht überstiegen. Kurz nach der Falschmeldung der Medien wurde vom Katastrophenschutz eine Pressemitteilung ausgegeben, dass es sich um eine Falschmeldung handelte. Die Verantwortlichen wurden ermittelt und festgenommen, da sie den Raum Sankt Petersburg in Panik versetzt hatten.[7] [8]
Leningrad II
Das Kernkraftwerk Leningrad II soll das alte Kraftwerk mit den 4 RBMK-Blöcken ablösen. Im Mai 2006 legte der Chef der russischen Atomenergieagentur Rosatom Pläne für einen Neubau mit sechs Reaktorblöcken vor. Diese sollen einerseits bis spätestens 2019 die derzeitigen vier Blöcke ersetzen, andererseits den wachsenden Energiebedarf des Raums Sankt Petersburg standhalten. Geplant sind sechs Reaktoren vom Typ WWER-1160. Jeder Block soll eine Leistung von 1160 MW haben. Die Bauarbeiten haben am 30. August 2007 begonnen. Der WWER-1160 wird der erste seiner Art sein und darauf wird wahrscheinlich eine Baureihe folgen. Der WWER-1160 basiert auf Erfahrungen während des Baus der Reaktoren in Tianwan und Kudankulam. Die Ausschreibung zum Bau des neuen Kraftwerkes am 28. Februar hat Atomstroiexport gewonnen. Die Kosten werden 136,8 Milliarden Rubel betragen. Die Inbetriebnahme des ersten Blocks soll laut Rosatom 2013 erfolgen. [9][1]
Daten der Reaktorblöcke
Das Kernkraftwerk Leningrad hat vier Blöcke:
Reaktorblock[10] Reaktortyp Netto-
leistungBrutto-
leistungBaubeginn Netzsyn-
chronisationKommer-
zieller BetriebAbschal-
tungLeningrad 1 RBMK-1000 925 MW 1.000 MW 01.03.1970 21.12.1973 01.11.1974 (2018 geplant)[1] Leningrad 2 RBMK-1000 925 MW 1.000 MW 01.06.1970 11.07.1975 11.02.1976 (2020 geplant)[1] Leningrad 3 RBMK-1000 925 MW 1.000 MW 01.12.1973 07.12.1979 29.06.1980 (2009 geplant)[1] Leningrad 4 RBMK-1000 925 MW 1.000 MW 01.02.1975 09.02.1981 29.08.1981 (2011 geplant)[1] Quellen
- ↑ a b c d e f World Nuclear Association - "Nuclear Power in Russia"
- ↑ http://www.rosenergoatom.ru/eng/press/news/article/?article-id=37F64D1D-67F5-41A1-9CD4-3B8662D43E98
- ↑ Seite der Umweltschutzorganisation Bellona (engl.)
- ↑ Reyl, Kernkraftwerk Leningrad
- ↑ Schmelzofen explodiert
- ↑ Mehr - Sturm in Sankt Petersburg: AKW schaltet sich ab
- ↑ The administration of Leningrad NPP and Sosnovy Bor have commented on the rumors about accident at LNPP
- ↑ Rosatom 15. Mai 2008: Presscenter 3rd unit of Leningrad NPP has been stopped, radiation background is within norm (englisch)
- ↑ Artikel bei Rosatom über den geplanten Bau des Kernkraftwerkes Leningrad II am 12. März 2008
- ↑ Power Reactor Information System der IAEA: „Russian Federation: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
Siehe auch
- Liste der Kernkraftwerke
- Liste der Kernkraftanlagen
- Liste der RBMK
- Liste der kerntechnischen Anlagen in Russland
- Kernkraftwerk Leningrad II
Weblinks
- Kernkraftwerk Leningrad bei Betreiber Energoatom (russisch)/englische Version
- Das Kernkraftwerk auf einer deutschen Privat-Webseite
- Das Kernkraftwerk auf der Webseite der Umweltschutzorganisation Bellona (englisch)
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