Anatexit

Anatexit
Migmatitischer Gneis (Handstück: 10 mal 20 cm)

Als Migmatit (oder Anatexit) bezeichnet man ein partiell aufgeschmolzenes, grob gemengtes, metamorphes Gestein. Der Prozess der Aufschmelzung wird als Anatexis bezeichnet.

Migmatite werden zuweilen auch als Mischgneise bezeichnet, weil sie partiell aus Orthogneisen (magmatischer Herkunft) und Paragneisen (sedimentärer Herkunft) bestehen können. Die Übergänge von Paragneisen zu Orthogneisen sind heutzutage (2008) gegebenenfalls mit einem Elektronenmikroskop bestimmbar. Migmatite weisen oft ein Fließgefüge oder ein gebändertes Aussehen auf.

Inhaltsverzeichnis

Gliederung nach Gefüge

Nach Mehnert (1968) werden Migmatite nach vier Gefügeelementen unterschieden:[1]

  • Das Paläosom ist derjenige Anteil eines Migmatits, der nicht der partiellen Aufschmelzung unterlag, und daher die genetisch älteren Feststoff-Phasen des Gesteins beinhaltet. Dennoch kann das Paläosom während der Aufschmelzung mit der Gesteinsschmelze chemisch reagieren. Anders als die mobile Schmelze ist das Paläosom ortsgebunden. Seine Zusammensetzung und sein Gefüge zeugen von dem hochgradig metamorphen Ausgangsgestein, das vor der Anatexis vorlag.
  • Als Neosom bezeichnet man die ehemals flüssige, aufgeschmolzene Phase des Gesteins, also die jüngere Bildung.
    • Ist das Neosom reich an Quarz und Feldspäten, z.B. Plagioklas und Alkalifeldspat und damit von heller (meist roter) Farbe, nennt man es Leukosom. Das Leukosom ähnelt schon sehr einem magmatischen Gestein.
    • Hat es eine dunkle Färbung und ist damit reich an Cordierit, Biotit und Hornblende, nennt man es Melanosom. Diese Anteile bilden meist lagige Schlieren und Klumpen oder sind sogar nebelartig aufgelöst. Da es sich beim Melanosom um den schwer schmelzbaren Überrest des Ausgangsgesteins handelt, aus dem das Leukosom ausgetreten ist, wird es auch als Restit bezeichnet.

Unterscheidungen nach Metamorphosegrad

Nur partiell aufgeschmolzene Migmatite werden auch als Metatexite bezeichnet. Das sind Gesteine, deren Neosom-Anteile aplitischen, pegmatitischen oder leukogranitischen Typs sind. In der weiteren Steigerung, fast vollständig aufgeschmolzene Migmatite, die schon fast als magmatisch gelten dürfen, aber noch eine geringe Einregelung zeigen, heißen Diatexite.
Als Syntexis bezeichnet man die Anatexis verschiedener Ausgangsgesteine.

Auftreten und Vorkommen

Das Auftreten von Migmatiten granitischer Zusammensetzung weist auf Minimaltemperaturen der Metamorphose von 650 °C hin. Basische Gesteine schmelzen generell erst bei höheren Temperaturen.
Typisch ist ihr Vorkommen in hochmetamorphen Bereichen von Grundgebirgsbereichen mit älteren, mindestens proterozoischen Gesteinen. Für Europa sind als herausragende Referenzen das Baltische Schild und das Moldanubikum zu nennen.

In Mitteleuropa kommen Migmatite im Schwarzwald (besonders am Kandel und am Schauinsland) und im Oberpfälzer/Bayerischen Wald vor, in den Alpen zum Beispiel im Tessin (in der Simano Decke kurz nördlich der insubrischen Naht).

Literatur

  • Roland Vinx: Gesteinsbestimmung im Gelände. München (Elsevier) 2005 ISBN 3-8274-1513-6
  • Wolfhard Wimmenauer: Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Stuttgart (Enke) 1985 ISBN 3-432-94671-6

Natursteinsorten

  • Paradiso (Indien, Tamil)
  • Brasil Tropical (Brasilien, Minas Gerais)
  • Multicolor Red (Indien)
  • Aurora Borealis (Norwegen, Finnland)

Siehe auch

Literatur

  • Siegfried Matthes, Martin Okrusch: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer, Berlin 2005, ISBN 3540238123. 
  • Rainer Groschopf et al.: Erläuterungen zur Geologischen Karte Freiburg i. Br. und Umgebung 1:50000.. Geol. L.-Amt Baden Württemberg, Stuttgart 1977. 

Einzelnachweise

  1. Migmatites and the origin of granitic rocks. Elsevier, Amsterdam 1968. 

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