Kakie

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Klebende Hände, chinesisch Chi Sao (chin. 黐手, chǐshǒu, kant. chi sau), japanisch Kakie, bezeichnet in der Regel Partnerübungen chinesischer Kampfkünste (besonders essenziell im Wing Chun, aber auch in anderen Kung Fu-Stilen vertreten), die jedoch auch in einigen Stilen japanischer Kampfkünste (wie z. B. Goju-Ryu Karate) praktiziert werden. Dabei stehen die Partner sich gegenüber und drücken in einer kontinuierlichen Bewegungsschleife einander an den Armen, ohne den Kontakt zu verlieren. Es gibt dabei immer abwechselnd einen drückenden und einen empfangenden Partner. Die Übung ähnelt dem Tuishou der inneren Kampfkünste (z. B. des Taijiquan).

Inhaltsverzeichnis

Ausführung

Man folgt abwechselnd in direktem Kontakt den Arm- und Handbewegungen des Partners ohne eigene Aktion und unter geringer Kraftanwendung, erspürt die Bewegungen des Partners. In manchen Übungsinstanzen wendet der jeweils "passive" Partner überhaupt keine Gegenkraft aus.

Kraftintensität

Die richtige Stärke des Kontakts ist sehr wichtig. Bei zu starkem Druck wird Energie verschwendet und der drückende Partner kann vom Empfangenden aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Durch zu sanften Gegenkontakt (als empfangender Partner) würde man sich wegdrücken lassen. Die Kontaktart kann als anhaftend oder zuhörend beschrieben werden.

Trainingsergebnis

Nach einigem Üben stellt sich in diesem Kontakt ein zunehmend sicheres Gefühl für die aktuelle Statik, Dynamik und den Tonus (Körperspannung) des Partners ein, das von der Qualität her mit dem Lage- und Gleichgewichtsempfinden für den eigenen Körper vergleichbar ist. Besonders intensiv ist dieses gefühlte Lauschen möglich mit der Außenseite der Unterarme. In manchen (z. B. okinawischen) Schulen wird Kakie auch zur Abhärtung und als isometrisches Krafttraining eingesetzt.

Ziel

Das Ziel ist, ein körperliches Gefühl für die Aktionen des Kampfpartners zu entwickeln und die Fertigkeit, daraus Ansatzpunkte für eigene Aktionen zu finden. Aus dieser unmittelbaren Kenntnis heraus kann im Kampf eine Schwachstelle oder Blockade im Kraftfluss (Qi) des Partners erspürt und zu dessen Destabilisierung ausgenutzt werden.

Geistige Entwicklung

Die körperliche Übung der klebenden Arme wird auch dazu eingesetzt, den Geist zu trainieren: In den asiatischen Kampfkünsten ist neben der Beherrschung der Techniken auch die innere Ruhe und das innere Gleichgewicht elementarer Bestandteil. Diese innere Ruhe kann ihren Höhepunkt im Zustand des Wu wei erreichen. Der Begriff Wu wei begründet sich aus der daoistischen Auffassung vom Dao, dem umfassenden Wirk- und Schöpfungsprinzip. Es besagt, dass es nicht weise wäre, in das Walten dieses Prinzipes einzugreifen. Die letzte Wahrheit handelt gemäß dieser Lehre spontan ohne dass der Geist des Menschen in sie eingreifen müsste.

Je mehr das spüren ( fühlen ) der entstehenden Gefühle ( Reize ) der klebenden Arme (auch als Philosophie) verinnerlicht wird, umso mehr kann sich der Kämpfer auf seine natürlichen und spontanen Reaktionen verlassen, die nicht mehr nur durch visuelle Informationen oder gar das eigene Denken beeinflusst oder gesteuert werden. Es ist ein Zustand der inneren Stille, der zur richtigen Zeit die richtige Handlung ohne Anstrengung des Willens hervortreten lässt.

Anwendung als Technik

Die Kakie (Klebende Hände) können in erweitertem Sinn als Grundlagensystem der Nahdistanz in den Kampfkünsten angesehen werden oder als Folgesystem unter Umständen auch als Nahkampf-Technik(en) aufgefasst und angewendet werden. Dabei wird beispielsweise nach einer Abwehr der Kontakt zum Arm des Partners aufrechterhalten, um in der beschriebenen Weise Absichten oder Fehler des Partners zu erspüren und um eigene Aktionen einzuleiten. Insbesondere im Goju-Ryu Karate, aber auch Schulen anderer Stile werden umfangreiche und vielschichtige Folgetechniken trainiert, wie Befreiungen gegen Haltegriffe (Kumi), Schlagtechniken (Atemi) auf kurze Distanz, Greif- und Drucktechniken (Tuite), Gelenkhebel (Kansetsu), Vitalpunktstimulationen (Kyushojutsu) und viele weitere.


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