- Kalenderentwurf
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Als Kalenderentwürfe werden im allgemeinen Versuche bezeichnet, den Gregorianischen Kalender zu verbessern oder durch einen neuen Kalender zu ersetzen.
Inhaltsverzeichnis
Kritik am Gregorianischen Kalender
Die Gregorianische Kalenderordnung ist im Wesentlichen wegen ihrer fortgeschrittenen Schaltjahr-Regelung allgemein anerkannt. Die seit der Augusteischen Kalender-Reform im Jahre 8 der christlichen Zeitrechnung beibehaltene Struktur der inneren Ordnung des Kalender-Jahres weist jedoch mehrere Kritikpunkte auf: Zum einen ist die Länge der Monate mit 28, 29, 30 und 31 Tagen sehr unterschiedlich. Die Verteilung der kurzen und langen Monate im Jahreslauf ist unregelmäßig. Weiterhin korrespondieren die Jahre und die Monate nicht mit dem siebentägigen Wochenzyklus: Der Neujahrstag (und auch jeder andere Tag) ist in jedem Folge-Jahr von einem anderen Wochentag geprägt. Dadurch entstehen 14 verschiedene Jahreskalender – sieben Varianten des Gemeinjahres, welches an jedem Wochentag beginnen kann und ebenso viele Schaltjahr-Varianten.
Außerdem wurde die Nummerierung der Jahre, d.h. die Festlegung der Epoche, vom Gesichtspunkt der konfessionellen Neutralität aus kritisiert.
Anforderungen an einen weltweit geltenden und kulturneutralen Kalender
Von verschiedenen Seiten werden unterschiedliche Anforderungen an einen derartigen neuen Kalender gestellt, die sich großenteils widersprechen. Einige sind rein ästhetischer Natur, andere sind eher konservativ, um die Akzeptanz oder Kompatibilität mit dem bisherigen oder Festkalendern zu sichern.
- Astronomischer Bezug
- Die meisten Kalender-Entwürfe orientieren sich mehr oder weniger stark an den Umlaufzeiten der Erde um die Sonne (Jahr) und des Mondes um die Erde (Monat und Woche) sowie an der Zeit für die Erddrehung um die eigene Achse (Tag). Da hier innerhalb der nächsten Jahrmillionen keine ganzzahligen Verhältnisse zu erzielen sind, hat jeder Entwurf einen bestimmten Schwerpunkt. Eine dauerhafte Übereinstimmung der Zeitpunkte von Sonnenwenden und Tagnachtgleichen mit Monats- bzw. Quartalsgrenzen sind in Folge der nicht-harmonischen Gegebenheiten der Himmelsmechanik in einem arithmetischen Kalender nicht möglich. Dies wird zum Beispiel daran deutlich, dass der Nordsommer um einige Tage länger ist als der Nordwinter.
- Harmonie
- Die meisten Entwürfe haben unter anderem das Ziel, die Zahl von Tagen pro Woche, von Tagen und Wochen der Monate oder Quartale, sowie der Tage, Wochen und Monate pro Jahr entweder gleich, oder in einer einfachen Abfolge zu halten. Diese Ziele werden in einem Falle (Una-Tero-Kalendaro) unter der Bedingung verfolgt, zum Zwecke der Vermeidung unnötiger Akzeptanz-Probleme die geringst-möglichen Änderungen an dem bestehenden Kalender vorzunehmen.
- Datum-Wochentag-Korrelation
- Oft wird gleichzeitig der sog. perpetuelle Kalender bevorzugt, bei dem in jedem jahr das gleiche Datum auf den gleichen Wochentag fällt.
- Wochenlänge und Anzahl der Monate
- Vor allem von religiöser Seite wird gefordert, dass die traditionelle Wochenlänge von 7 Tagen beibehalten wird, oft ist dies verknüpft mit der Beibehaltung der Zahl von 12 Monaten (vgl. Sternzeichen). Aus Zahlen-ästhetischen oder ökonomischen Gründen wurden aber auch andere Zahlen vorgeschlagen, etwa 5, 6, 8 oder 10 Tage pro Woche und 10 oder 13 Monate pro Jahr.
- Schaltobjekt
- Für einen perpetuellen Kalender ist es notwendig, entweder eine Schaltwoche oder Tage außerhalb des Wochenzyklus einzuführen. Letzteres wird insbesondere von jüdischen Organisationen abgelehnt. Bei größeren Zahlendiskrepanzen sind im altgriechischen und im jüdischen Kalender Schaltmonate, oft von unregelmäßiger Länge, interkaliert worden.
- Schaltregel
- Es gibt sowohl Verfechter rein arithmetischer Schaltregeln, da auch sogenannte "astronomische Konstanten" bei sehr langen Zeiträumen eben nicht mehr konstant sind, als auch Verfechter astronomischer Regeln, insbesondere bei Kalendern, die auch oder gerade die Mondphasen berücksichtigen. Um den Übergang zu einem neuen Kalendersystem zu erleichtern, zielen einige Entwürfe auf eine Kompatibilität mit dem gregorianischen Kalender ab. Dies gilt auch für manche Kalender mit Schaltwochen, die sich dazu an ISO 8601 orientieren.
- Neutralität
- Die historische Bindung des aktuellen Kalenders an bestimmte Religionen (z. B. abrahamitische Wochenlänge, Tages- und Monatsbenennung, christliche Jahreszählung) wird vielfach kritisiert.
Vergleich einiger Kalenderentwürfe
Dem Gregorianischen Kalender werden die beiden vorübergehend bereits umgesetzten Reformkalender aus Frankreich und der Sowjetunion sowie mehrere noch nicht umgesetzte Kalenderentwürfe anhand einiger Kriterien gegenübergestellt.
Tage pro Monate pro Jahr Woche u.
Monat in
PhaseSchalt-
objektSchaltregel Jahres-
VariantenGemein-
jahrSchalt-
jahrMonat Woche Gregorianischer Kalender 365 366 28 (29), 30, 31 7 12 nein Tag arithmetisch 14 Wochenkalender 364 371 — 7 — nein Woche arithmetisch 2 Französischer Revolutionskalender 365 366 30 10 12 ja Tag astronomisch 2 Sowjetischer Revolutionskalender 365 366 30 5 12 ja Tag ? 2 C & T 364 371 30, 31 (7) 7 12 (13) nein Woche arithmetisch 2 Symmetry454-Kalender 364 371 28, 35 7 12 ja Woche arithmetisch 2 Weltkalender 365 366 30, 31 7 12 nein Tag arithmetisch 2 Una-Tero-Kalendaro 365 366 29, 30, 31 7 12 nein Tag arithmetisch 2 Int. Ewiger Kalender 365 366 28 7 13 ja Tag arithmetisch 2 Positivisten-Kalender 365 366 28 7 13 ja Tag arithmetisch 2 Sexagesimal-Kalender 365 366 60 6 6 ja Tag astronomisch 2 Triangular-Kalender 365 366 36 6 10 ja Tag arithmetisch 2 Der Mädler-Kalender bleibt in der julianisch-gregorianischen Tradition, perfektioniert aber, mit „alle 128 Jahre“ die astronomische Schaltregel der ausnahmsweisen Gemeinjahre.
Siehe auch
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