- Kaliumjodid
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Kristallstruktur __ K+ __ I- Kristallsystem kubisch Raumgruppe Koordinationszahlen K[6], I[6] Allgemeines Name Kaliumiodid Andere Namen Kaliumjodid, Iodkali
Verhältnisformel KI CAS-Nummer 7681-11-0 ATC-Code Kurzbeschreibung weißer, kristalliner Feststoff Eigenschaften Molare Masse 166,00 g·mol−1 Aggregatzustand fest
Dichte 3,13 g·cm−3[1]
Schmelzpunkt Siedepunkt 1330 °C[1]
Dampfdruck 100 Pa (730 °C)
Löslichkeit gut in Wasser (1430 g/L bei 20 °C[1]) und Alkohol (45 g/L)
Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [1] keine Gefahrensymbole R- und S-Sätze R: keine R-Sätze S: keine S-Sätze Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Kaliumiodid ist das weiße, unter starker Abkühlung sehr leicht in Wasser lösliche Kalium-Salz der Iodwasserstoffsäure. Kaliumiodid wird im Labor zur Herstellung von Iod-Kaliumiodid-Lösung (Lugolsche Lösung) verwendet. Es dient auch zur Herstellung von Silberiodid und zur Produktion von Pharmazeutika. Iodiertes Speisesalz enthält Kaliumiodat.
Inhaltsverzeichnis
Synthese
Zur Synthese von Kaliumiodid reagiert Kalilauge mit Iod:
Durch Glühen des Iodid-Iodat-Gemisches mit Kohle lässt sich auch das Kaliumiodat (KIO3) zu Kaliumiodid reduzieren:
Sehr reines Kaliumiodid erhält man aus Kaliumhydrogencarbonat mit Iodwasserstoffsäure.[2]
Verwendung
Analytik
In der klassischen analytischen Chemie wird Kaliumiodid zum qualitativen Nachweis von Blei als Blei(II)-iodid verwendet, nachdem jenes in der Salzsäuregruppe abgetrennt wurde. Es wird auch zur quantitativen Analyse in der Iodometrie als Titrator (Maßlösung) bei der Titration von Kupfer benötigt.
Kaliumiodid-Stärke-Papier gestattet den unspezifischen Nachweis vieler gelöster oder gasförmiger Oxidationsmittel. Zur Untersuchung von Gasen wird es angefeuchtet. Oxidationsmittel oxidieren das Iodid zum Iod, welches mit Stärke die bekannte dunkle Einlagerungsverbindung ergibt. Erfasst werden unter anderem: Ozon, Stickoxide, Wasserstoffperoxid, Chlor, Brom.
Strahlenschutz
Kaliumiodid hat auch im Strahlenschutz eine Bedeutung. In Form von Tabletten (umgangssprachlich als „Jodtabletten“ bezeichnet) wird Kaliumiodid bei Strahlenunfällen vorbeugend verabreicht. Die durch das Kaliumiodid bewirkte Iodblockade führt zu einer Verminderung der Aufnahme radioaktiven Iods (Iod-137) in die Schilddrüse um den Faktor 90 und darüber.[3] Die Iodblockade sollte möglichst schon vor der Aufnahme des radioaktiven Iods erfolgen, spätestens jedoch innerhalb von zwei Stunden danach. Bei späterer Einnahme kann Kaliumiodid immerhin noch die Verweildauer des Radioiods im Körper verkürzen. Jedoch sollte eine Erstanwendung nicht später als einen Tag nach der Aufnahme von radioaktivem Iod erfolgen, da sonst dessen Ausscheidung verzögert und die Verweildauer im Körper erhöht wird.[4]
In der Schweiz wird Kaliumiodid präventiv an die Bevölkerung im Umkreis von 20 km um Kernkraftwerke abgegeben. Das schweizerische Bundesamt für Gesundheit ordnet bei einem Unglücksfall die Einnahme der Kaliumiodidtabletten über Sirenenalarm und Radiomitteilungen an.[5]
In ganz Österreich werden Kaliumiodid-Tabletten mit einem Wirkstoffgehalt von 65 mg für Kinder und Jugendliche bevorratet. Eine Packung enthält 10 Tabletten und ist in jeder Apotheke zu einem geringen Preis erhältlich. Erziehungsberechtigte erhalten diese Tabletten für ihre Kinder gratis.[6]
Deutsche Energieversorger haben 2004 für den Unglücksfall 137 Millionen Tabletten bestellt. Wie und zu welchem Zeitpunkt diese Tabletten ausgegeben werden, liegt in der Verantwortung der Länder. Die Kaliumiodid-Tabletten werden in der Regel bei Gemeinden im Umkreis kerntechnischer Anlagen vorgehalten, um im Katastrophenfall an die Bevölkerung ausgegeben zu werden.[7]
In Abhängigkeit von der zu erwartenden Dosis sollten über behördliche Anordnung Kaliumiodidtabletten einnehmen:
- Kinder und Jugendliche
- Schwangere und Stillende
- Erwachsene bis 45 Jahren
Für die Gruppe der über 45-jährigen wird die Einnahme von Kaliumiodidtabletten in der Regel nicht in Betracht gezogen, da das Risiko zur Auslösung einer Schilddrüsenüberfunktion überwiegend größer eingeschätzt wird, als der positive Effekt des Schutzes vor der Strahlenbelastung. Der Grund liegt in einer erhöhten Iod-Empfindlichkeit dieser Altersgruppe, die in ihrer Kindheit und Jugend – vor Einführung der Speisesalziodierung im Jahre 1963 – teilweise unter Iodmangel gelitten hat. Bei den übrigen Altersgruppen besteht diese erhöhte Empfindlichkeit nicht.[8]
Als Eingreifrichtwerte gelten gemäß Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation eine Organdosis von 50 mSv für Kinder bis 12 Jahre und Schwangere bzw. 250 mSv für Jugendliche und Erwachsene von 13–45 Jahren.[9]
Kaliumiodidtabletten dürfen nur auf ausdrückliche Anordnung der Gesundheitsbehörde eingenommen werden. Eine vorsorgliche Einnahme ist völlig sinnlos.
Kaliumiodidtabletten sind keine universell wirksamen „Strahlenschutztabletten“. Sie schützen bei zeitgerechter Einnahme nur die Schilddrüse vor Radioiod, das durch Atmung oder Nahrung in den Körper gelangt. Sie schützen nicht gegen andere radioaktive Substanzen und nicht gegen direkte Strahlung, die von außen auf den Körper einwirkt. Zusätzlich erforderliche Schutzmaßnahmen (z. B. vorübergehender Aufenthalt in geschlossenen Räumen, Nahrungsmittelkontrolle, Dekontamination) werden dadurch keineswegs überflüssig![10]
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen! Nachweis
Kaliumiodid wird mit Silbernitrat nachgewiesen, hierbei fällt Silberiodid als gelblicher Niederschlag aus.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Sicherheitsdatenblatt (Merck)
- ↑ G. Brauer (Hrsg.), Handbook of Preparative Inorganic Chemistry 2nd ed., vol. 1, Academic Press 1963, S. 290.
- ↑ Schicha, H.: Iodblockade der Schilddrüse. In: Medizinische Maßnahmen bei Strahlenunfällen. Veröffentlichungen der Strahlenschutzkommission, Band 27, herausgegeben vom Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart Jena New York, 1994, S. 187–205
- ↑ Reiners, Chr.: Prophylaxe strahleninduzierter Schilddrüsenkarzinome bei Kindern nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Nuklear Medizin 33, 1994, S. 229–234
- ↑ http://www.kaliumiodid.ch
- ↑ http://www.oeaz.at/zeitung/3aktuell/2002/11/haupt/haupt11_2002imfa.html
- ↑ http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,281336,00.html
- ↑ http://www.ssk.de/werke/volltext/1996/ssk9604.pdf
- ↑ Weltgesundheitsorganisation (WHO): Guidelines for Iodine Prophylaxis following Nuclear Accidents. Published on behalf of the WHO Regional Office for Europe by FADL, Copenhagen, 1989
- ↑ Strahlenschutz Ratgeber, Verhalten bei Kernkraftwerksunfällen / Anleitung für vorbeugende Maßnahmen, Bundesministerium für Inneres, Abteilung für Zivilschutz, Herrengasse 7, 1014 Wien, Sechste überarbeitete und erweiterte Auflage, Juni 2001.
Weblinks
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