- Kalktrichterofen
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Der Kalktrichterofen am Eskesberg im Wuppertaler Stadtbezirk Elberfeld-West (Quartier Varresbeck) ist ein historisches Industriedenkmal aus dem 19. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Kalkbrennerei
Die Technik der Kalkgewinnung aus Kalkstein ist schon in vorgeschichtlicher Zeit nachgewiesen. Bereits im Mesopotamien des 5. Jahrtausends vor Christus sind Ummauerungen um die Feuerstellen belegt, in Mitteleuropa bei den Kelten im 6. Jahrhundert v. Chr. Die großen Kalkvorkommen auf der Linie Wuppertal-Hagen-Iserlohn lassen vermuten, dass auch der Kalkabbau in dieser Gegend sehr alt ist. Kalköfen sind in der Gegend ab etwa 800 belegt. Die Bauern der Gegend brannten Kalk aus dem dicht unter der Erdoberfläche vorkommenden Kalkstein (= Calciumcarbonat) für den eigenen Bedarf: als Dünger und für die Herstellung von Mörtel. So ist anzunehmen, dass auch die Bauern des Hofes Eskesberg bereits Kalk brannten. Die Öfen wurden mit Holz befeuert, die Technik entwickelte sich von einfachen Gruben im Erdreich über erste primitive Hangöfen, bei denen ein eigener Zugang für die Befeuerung in den Hang gegraben wurde, zum Prinzip des Trichterofens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Mit dem Beginn der Industrialisierung stieg der Bedarf an Kalk erheblich. Durch die Erfindung der Eisenbahn und den Beginn des industriellen Kohleabbaus war ausreichend Brennmaterial vorhanden, um auch die Kalkproduktion zu industrialisieren. Der letzte erhaltene Großtrichterofen aus dieser Zeit ist jener am Eskesberg.
Funktionsweise des Trichterofens
Bei der Kalkgewinnung wird aus dem Kalkstein – Calciumcarbonat – bei einer Temperatur zwischen 900 und 1.250 °C Kohlendioxid gelöst, und Calciumoxid – Kalk – bleibt übrig (Chemische Summenformel: CaCO3 – CO2 = CaO). Der Trichterofen besteht aus einem Trichter, bei dem durch Heizkammern etwa in der Mitte die Temperatur von 1.100-1.250 °C konstant aufrechterhalten wird. Eine Rampe, die in einer Schleife über ein Viadukt auf das Dach des Gebäudes führt, ermöglicht die Anlieferung des Kalksteins. Dieser wird zusammen mit der Kohle von oben in den Trichter eingefüllt, die chemische Reaktion erfolgt in der Mitte (der sogenannten „Brennzone“), die aufsteigenden heißen Gase aus der Brennzone erhitzen die nachsickernde Kohle. Bis zum Austritt des Trichters kühlt der entstandene Branntkalk ab und wird dort entnommen. Dieser Ablauf ermöglicht einen kontinuierlichen Betrieb der Anlage.
Geschichte des Wuppertaler Kalktrichterofens
Belege für den Zeitpunkt der Erbauung des Ofens gibt es nicht. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1889, als der Besitzer des Ofens, Emil Lipken in der Beek, bei der Stadt den Antrag für die Errichtung eines Ringofens im benachbarten Kalksteinbruch einreichte. Als Erbauungszeit werden heute jedoch die Jahre um 1850 angenommen.
Der Kalktrichterofen am Eskesberg blieb bis 1942 in Betrieb. Etwa in dieser Zeit wurde er zum Luftschutzbunker umgewandelt und stillgelegt, unter anderem wohl deshalb, weil der arbeitende Trichter durch die weit sichtbare Glut ein einfaches Angriffsziel für feindliche Flugzeuge war. Der benachbarte, effektivere Ringofen blieb bis 1956 in Betrieb, bis die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke die gesamte Produktion am Standort einstellten und den Ringofen abbauten. Der ältere ehemalige Kalktrichterofen blieb jedoch unberührt. Das Gelände wurde 1957 der Stadt Wuppertal übereignet. Die Grube des Kalksteinbruchs wurde in den 50er und 60er Jahren als Müllkippe benutzt und, als sie voll war, mit Erde überdeckt. Das Gelände wurde von Vegetation überdeckt und renaturierte zunehmend.
1978 entdeckten zwei Mitglieder der „Bürgerinitiative Naherholungsgebiet DIE BEEK“ das Gebäude wieder. Seine Bedeutung als Industriedenkmal wurde sofort erkannt, allerdings dauerte es bis in die Achtziger Jahre, bis das Gebäude umfassend saniert wurde: 1989 wurde der Kalktrichterofen nach rund drei Jahren Bauzeit in die Obhut des Fuhlrott-Museums übergeben.
Literatur
- Paul Reising: Der Kalkofen am Eskesberg. Blütezeit, Verfall und Restaurierung eines Industriedenkmals, Düsseldorf (Beton-Verlag) 1989, ISBN 3-7640-0253-0
Weblinks
- Eintrag in der Wuppertaler Denkmalliste
51.2583333333337.1061111111111Koordinaten: 51° 15′ 30″ N, 7° 6′ 22″ O
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