- Kampe (Mythologie)
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Kampe (griechisch Καμπή eigentlich „Krümmung“, hier: „Raupe“) ist in der griechischen Mythologie ein weibliches Ungeheuer, das auf Befehl des Kronos die Kyklopen und Hekatoncheiren im Tartaros bewachte.[1] Als Zeus die Hilfe der Eingekerkerten im Kampf gegen die Titanen benötigte, erschlug er die Kampe.
Ein phantasievolle Beschreibung des Ungeheuers findet sich in den Dionysiaka des Nonnos von Panopolis:
- Kampe,
- dieses in vielen Gestalten sich windende Untier. Wohl tausend
- fremdartig sich von den Schlangenfüßen kriechend zur Höhe
- reckende Wesen entfachten den Kampf in wildem Gewimmel,
- spritzten ihr Gift in die Weite. Rings um des Ungetüms Nacken
- sproßten fünfzig verschiedene Köpfe reißender Bestien,
- brüllten zum Teil mit Löwenhäuptern, vergleichbar dem grausen
- Antlitz der Sphinx, der in Rätseln sprechenden Jungfrau; zum andern
- Teile versprühten sie Schaumflocken unter den Hauern von Ebern,
- ähnelten beinahe völlig dem Anblick der Skylla mit ihrer
- Meute aus zahlreichen Köpfen wild kläffender Hunde: Des Untiers
- Körper erschien in der Mitte als doppelgestaltiges Mädchen,
- trug statt der Haare ein dichtes Geflecht giftsprühender Schlangen;
- ihr hochragender Leib, von der Brust bis zum Ansatz der Schenkel
- voller hart starrender Schuppen, glich den Meerungeheuern
- täuschend; die Klauen an ihren weithin sich spreizenden Händen
- waren gekrümmt, so scharf wie eine gebogene Sichel;
- oben vom Nacken herunter über den riesigen Rücken
- kroch, an den Hals des Mädchens geklammert, sich frei um sich selber
- drehend, ein großer Skorpion mit eisgehärtetem Stachel.
- Derart vielfältig gestaltet, wand die Kampe sich vorwärts,
- konnte das Festland, die Lüfte, die Tiefe der Salzflut durchstreifen,
- konnte mit einem düsteren Schwingenpaar aufwärts sich heben,
- dabei Unwetter bringen und wilde Orkane erregen,
- eine schwarzflüglige Tartarosnymphe; flackerndes Feuer
- ließ aus den Augen hervor in die Weite Funken verstieben.
- Dionysiaka, 18. Gesang. Vers 237-263. Übersetzung von Dietrich Ebener.[2]
Es wurde vermutet, dass die von Nonnos beschriebene Kampe eine umgestaltete babylonische Tiamat sei. Vermutlich wurde Kampe mit der Echidna identifiziert, der sie jedenfalls von der Beschreibung her ähnelt.[3]
Im Lexikon des Hesychios von Alexandria (K.614) wird bemerkt, dass der Dichter Epicharmos die Kampe als ketos, also als Seeungeheuer bezeichnet hat.[4]
Nach Diodor wurde Kampe nicht von Zeus, sondern von Dionysos erschlagen.[5]
Quellen
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 1.6 (1.2.1.1f. Wagner)
- ↑ Nonnos: Werke in zwei Bänden. Aus dem Griechischen übertragen und herausgegeben von Dietrich Ebener. Aufbau-Verlag, Berlin u. Weimar 1985. Bd. 1. S. 273-274
- ↑ Joseph Eddy Fontenrose: Python: A Study of Delphic Myth and Its Origins. 1974. S. 243.
- ↑ Maximilian Mayer: Die Giganten und Titanen in der antiken Sage und Kunst Weidmann, Berlin 1887. S. 232-34.
- ↑ Diodor Bibliotheke 3.72
Weblinks
- Drakaina Kampe - Theoi Project (engl.)
Kategorie:- Kreatur der griechischen Mythologie
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