Andamanische Sprachen

Andamanische Sprachen
Karte mit Völkern und Sprachen

Die andamanischen Sprachen sind die Sprachen, die von der Urbevölkerung der Andamanen-Inseln gesprochen werden. Diese Sprachen gehören zu der ältesten Sprachschicht Südasiens und sind nach heutiger Einschätzung mit keiner anderen Sprachgruppe verwandt. Allerdings gab es einen Versuch von Joseph Greenberg, sie mit den Papua-Sprachen und den ausgestorbenen tasmanischen Sprachen zu einer MakrofamilieIndopazifisch“ zusammenzufassen. Diese Hypothese wird heute von fast allen Sprachwissenschaftlern abgelehnt.

Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

13 andamanische Sprachen sind bekannt geworden, von denen allerdings neun seit der Kolonisierung ausgestorben sind. Die restlichen vier werden von nur noch etwa 500 Andamesen gesprochen.

Die andamanischen Sprachen werden in der Literatur in der Regel als eine genetische Einheit dargestellt (z.B. van Driem 2001, Lynch 1998). Jedoch sind die Belege für die genetische Verwandtschaft der groß- und kleinandamanischen Sprachen äußerst dürftig, wenn überhaupt vorhanden. Es könnte sich also auch um zwei getrennte Sprachfamilien handeln (Abbi 2006: 93).

Die nah verwandten großandamanischen Sprachen durchliefen einen Konvergenzprozess, der letztlich auf eine einzige, gemeinsame "gemischte" Sprache Großandamanisch hingeführt hat, deren Aussterben allerdings auch schon bald bevorsteht. Die Verwandtschaft des Jarawa und Onge ist zweifelsfrei nachgewiesen, wenn auch die Trennung der beiden Sprachen schon vor langer Zeit erfolgt ist. Die Zuordnung des Sentinel(esischen) zum Kleinandamanischen ist bisher nur aus arealen Gründen erfolgt. Es gibt keine Untersuchungen der sentinelesischen Sprache, da ein friedlicher Kontakt zu den Sentinelesen bisher nicht möglich war.

Andamanisch 13 Sprachen, davon 9 ausgestorben, zusammen 450 Sprecher

  • Großandamanisch
    • Nord
      • Aka-Bo † (2010 ausgestorben), Aka-Jeru †, Aka-Kora †, Aka-Cari †
    • Süd
      • A-Pucikwar (8-10 Sprecher, ethnisch 50), Aka-Kede †, Aka-Kol †, Oko-Juwoi †, Aka-Bale †, Aka-Bea †
  • Kleinandamanisch
    • Jarawa (250), Onge (Önge) (100), Sentinel (100) (Zuordnung unsicher)

Nach neueren Pressemitteilungen ist die letzte Sprecherin der Aka-Bo-Sprache und damit des Nord-Großandamanischen, Boa Sr., 2010 im Alter von etwa 85 Jahren gestorben[1]. Die Sprecherzahlen stammen aus Abbi 2006.

Tsunami 2004

Dem Tsunami von Dezember 2004 sind nach Abbi 2006 keine andamesischen Ureinwohner zum Opfer gefallen, aber ihre Lebensumstände haben sich teilweise dramatisch geändert. Die etwa 50 großandamanischen A-Pucikwar wurden nach dem Tsunami umgesiedelt.

Literatur

  • Anvita Abbi: Endangered Languages of the Andaman Islands. Lincom Europa, München 2006, ISBN 3-89586-866-3 (Lincom Studies in Asian Linguistics 64).
  • John Lynch: Pacific Languages. An Introduction. University of Hawaii Press, Honolulu HI 1998, ISBN 0-8248-1898-9.
  • S. Manoharan: A descriptive and comparative Study of Andamanese Language. Ministry of Human Resource Development – Anthropological Survey of India, Calcutta 1989.
  • M. V. Portman: A Manual of the Andamanese Languages. Allen, London 1887 (1st Reprint. Manas Publications, Delhi 1992, ISBN 81-7049058-8; 2nd Reprint. ebenda 2007, ISBN 978-81-7049-058-6).
  • George van Driem: The Languages of the Himalayas. An Ethnolinguistic Handbook of the greater Himalayan Region, containing an Introduction to the symbiotic Theory of Language. 2 Bände. Brill, Leiden u. a. 2001, ISBN 90-04-10390-2 (Handbook of Oriental Studies. Section 2: India. Vol. 10).
  • Michael Witzel: The Numeral System of Jarawa Andamanese. In: Mother Tongue. Bd. 7, 2002, ISSN 1087-0326, S. 265–272.

Quellen

  1. Nach Auskunft der indischen Linguistin Anvita Abbi, Die Welt, 6. Februar 2010, Seite 6.

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