Andaman and Nicobar Islands

Andaman and Nicobar Islands
Andamanen und Nikobaren
Status: Unionsterritorium
Hauptstadt: Port Blair (121.000 Einwohner)
Fläche: 8.249 km²
Einwohner: 415.000 (2008)
Bevölkerungsdichte: 50 Einwohner je km²
Sprachen: Hindi, Englisch (Amtssprachen); Bengalisch, Tamil, Telugu, Malayalam, Nikobaresisch, Andamanische Sprachen
Religionen: Hinduismus (69,2 %), Christentum (21,7 %), Islam (8,2 %), andere
Website: www.and.nic.in
Karte
Karte der Andamanen und Nikobaren mit Details von Port Blair

Die Andamanen und Nikobaren (Hindi: अंडमान और निकोबार द्वीप समूह, englisch: Andaman and Nicobar Islands) sind ein indisches Unionsterritorium, 1.255 km südöstlich von Kolkata und 1.190 km östlich von Chennai. Sie erstrecken sich von 6°45' bis 13°41' Nord, ungefähr entlang des 93. östlichen Längengrades westlich der thailändischen Küste und nordwestlich von Sumatra. Der 10. Breitengrad mit dem Ten Degree Channel trennt die nördlichen Andamanen von den Nikobaren. In seiner Hauptstadt Port Blair lebt etwa ein Viertel der etwa 356.152 Einwohner (Stand 2001).

Das Andamanische Meer mit dem Nord-Preparis-Kanal trennt das Territorium vom östlich gelegenen Myanmar. Zum Staatsvogel wurde die Andamanische Holztaube (Macropygia rufipennis) gewählt, das Staatstier ist der Dugong, der einheimische Padauk-Baum repräsentiert die Flora.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Territorium beider Inselgruppen ist seit prähistorischer Zeit besiedelt. Im späten 17. Jahrhundert wurden Teile der Andamanen von den Marathen annektiert. Europäisch kolonisiert wurden die Andamanen ab 1789 durch die Britische Ostindien-Kompanie. Auf die Inselgruppe der Nikobaren erhob Dänemark seit 1756 Anspruch. Parallel dazu war sie zwischen 1778 und 1784 österreichische Kolonie. 1869 wurde sie Teil von Britisch-Indien.

Vor der Unabhängigkeit Indiens dienten die Andamanen und Nikobaren aufgrund ihrer Abgeschiedenheit als Sträflingskolonien für Mitglieder der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Das in dieser Zeit in Port Blair erbaute Cellular Jail, eines der ersten Gefängnisse mit Einzelzellen, hält heute im Range eines Nationaldenkmals die Erinnerung an diesen Umstand wach. Das Gebäude mit seinen ehemals sieben radial angeordneten Zellentrakten diente später jedoch auch dem Strafvollzug an unpolitischen Delinquenten.

Die japanische Besetzung im Zweiten Weltkrieg - durch die Indian National Army unter Führung von Subhash Chandra Bose - und die nachfolgende Errichtung des militärischen Hauptquartiers der INA verweist auf die militärstrategische Bedeutung der Inselkette. Indien trägt dem heute mit nicht geringer Präsenz von Marine, Luftwaffe und Armee (u.a. ein Gurkharegiment) Rechnung. Der regierende Repräsentant der Zentralregierung, der Vizegouverneur (Lieutenant Governor), ist in der Regel ein hochrangiger Militärangehöriger.

Am 26. Dezember 2004 wurden durch ein Erdbeben im Indischen Ozean (9,0 auf der Richterskala) und die dabei entstehenden Tsunamiwellen auf den Andamanen und Nikobaren verheerende Schäden angerichtet und tausende Bewohner getötet. Die Anzahl der Inseln hat sich dadurch verändert.

Geografie

Klimadiagramm von Port Blair

Es herrscht tropisches Klima vor, die Wassertemperatur beträgt ganzjährig etwa 24 °C, die der Luft schwankt zwischen 18 °C und 34 °C. Ein leichter Wind macht die hohe Luftfeuchtigkeit (ca. 66 bis 85 %) erträglich. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge, bedingt durch den Monsun in Port Blair beträgt 3.180 mm an rund 150 Regentagen.

Ein Großteil der 572 Inseln mit insgesamt 8.249 km² (Andamanen 6.408 km², Nikobaren 1.841 km²) ist mit Regenwald bestockt. Die höchste Erhebung ist Saddle Peak auf Great Andaman mit 730 m Höhe, sowie der Mount Thullier auf Great Nicobar Island (642 m). Die größten Eilande sind Middle Andaman Island (1.536 km²) und Great Nicobar Island (1.045 km²), das kleinste Ross Island mit 0,8 km². Die Inselkette stellt Gipfel eines untermeerischen Gebirgszuges dar, der Teil der alpiden Orogenese von den Pyrenäen bis nach Indonesien ist. Der Ursprung des stark gefalteten Sedimentgesteins reicht bis in die Kreidezeit zurück. Daneben gibt es einige Korallenatolle und zwei Inseln verdanken ihre Entstehung vulkanischen Ereignissen.

Strenge Fischerei- und Jagdvorschriften schützen die außergewöhnliche Artenvielfalt der Meeresfauna. Beachtenswert sind auch die Mangrovenvorkommen auf den Inseln. 27 der weltweit 60 Spezies wurden hier festgestellt und beschrieben.

Städte

Städte (Stand: Volkszählung 2001)

Stadt Einwohner
Port Blair 100.186
Garacharma 9.431
Bombuflat 6.790

Bevölkerung

Zum Zeitpunkt der indischen Volkszählung 2001 lebten im Unionsterritorium Andamanen und Nikobaren 356.152 Menschen, davon 314.084 auf den Andamanen und 42.068 auf den Nikobaren. Nur 36 Inseln sind bewohnt, ein Drittel der Bevölkerung konzentriert sich allein auf die Hauptstadt Port Blair. Die Bevölkerungsdichte gehört mit 43,2 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den niedrigsten der indischen Bundesstaaten und Unionsterritorien.

Ethnografie

Die Urbevölkerung der Andamanen bilden die sprachlich, genetisch und kulturell miteinander verwandten Völker der Großandamaner, Jarawa, Onge und Sentinelesen. Sie sind dunkelhäutig und kraushaarig (sogenannte Negritos) und leben als Jäger und Sammler. Die Kontakte zu der Mehrheitsbevölkerung sind unterschiedlich stark ausgeprägt; die Sentinelesen leben gar in völliger Isolation und lehnen jeden Kontakt zur Außenwelt ab. Die Ureinwohner der Nikobaren, die Nikobaresen und Shompen, sind im Gegensatz zu den Andamanern von mongolider Erscheinung.

Seit 1981 hat sich die Einwohnerzahl hauptsächlich durch Immigration vom indischen Festland verdoppelt. So stellt die nicht-indigene Bevölkerung mittlerweile die große Mehrheit der Bevölkerung; Angehörige der Stammesbevölkerung (scheduled tribes) machen laus dem Zensus von 2001 nur noch 8,3 % der Einwohner des Unionsterritoriums aus. Während die andamanische Urbevölkerung vom aussterben bedroht ist und nur noch wenige hundert Menschen zählt, stellen die Ureinwohner auf den Nikobaren noch fast zwei Drittel der Bevölkerung.

Sprachen

Sprachen auf den Andamanen und Nikobaren[1]
Sprache Sprachfamilie Anteil
Bengali Indoarisch 26,0 %
Hindi Indoarisch 18,4 %
Tamil Dravidisch 17,8 %
Telugu Dravidisch 12,9 %
Malayalam Dravidisch 8,2 %
Nikobaresisch Austroasiatisch 8,0 %

Von den Sprachen der Urbevölkerung gehören die nikobaresischen Sprachen, die von den Nikobaresen gesprochen werden, zur Sprachfamilie der austroasiatischen Sprachen. Die Sprache der Shompen ist eine isolierte Sprache, d. h. eine Verwandtschaft mit anderen Sprachen konnte bis heute nicht nachgewiesen werden. Ebenso sind die andamanischen Sprachen, die nur noch von wenigen hundert Ureinwohnern der Andamanen gesprochen werden, nach heutigem Kenntnisstand mit keiner anderen Sprachfamilie verwandt.

Als Ergebnis der Zuwanderung werden auf den Andamanen und Nikobaren heute mehrheitlich unterschiedliche Sprachen des indischen Festlandes gesprochen. Die größten Sprachen sind Bengali (26,0 %), Hindi (18,4 %), Tamil (17,8 %), Telugu (12,9 %) und Malayalam (8,2 %). Nikobaresische Sprachen werden von 8,0 % der Bevölkerung gesprochen. Als Amtssprachen dienen Englisch und Hindi.

Religion

Unter den Einwohnern der Andamanen und Nikobaren stellen Hindus mit 69,2 % die Mehrheit. Daneben gibt es eine größere Zahl von Christen (21,7 %) sowie eine kleinere muslimische Minderheit (8,2 %).

Wirtschaft

Eine wichtige Einnahmequelle der Inseln ist der Tourismus, jedoch ist für die Einreise neben einem Visum für Indien eine zusätzliche Sondergenehmigung nötig, über die man sich vor einer Reise frühzeitig informieren sollte. Nur die Andamanen sind für Touristen frei zugänglich; die Nikobaren sind reines Naturschutzgebiet und Militärbasis der indischen Armee. Beste Reisezeit ist Oktober bis Mai.

Neben der Förderung von Diamanten, Nickel, Gold, Selen und Sulfat ist vor allem der Export von Nutzholz als Wirtschaftsfaktor zu nennen. Mit der Chatham Sawmill befindet sich eines der größten Sägewerke Südasiens in der Nähe der Inselhauptstadt. Einzigartig dürften die Arbeitselefanten sein, die schwimmend ihre Einsatzorte auf den benachbarten Inseln erreichen.

Trotz des Anbaus von Reis, Kaffee, Bananen und Kokospalmen sowie Viehzucht, ist das Archipel auf zusätzliche Versorgung vom Festland angewiesen. Außer der Landwirtschaft ist die Fischerei ein weiterer Erwerbszweig.

Verkehr

Es bestehen regelmäßige Schiffs- und Flugverbindungen von Port Blair nach Kolkata und Chennai. Gelegentlich besteht auch eine Schiffsverbindung nach Visakhapatnam (Stand 2004).

Einzelnachweise

  1. Prozentuale Anteile nach der indischen Volkszählung von 2001

Siehe auch

Weblinks

(jeweils in englischer Sprache)


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