- Kapitalbilanz
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Du kannst helfen, indem Du die dort genannten Mängel beseitigst oder Dich an der Diskussion beteiligst.Die Kapitalbilanz (auch Kapitalbewegungsbilanz) ist eine Kennzahl der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Sie ist eine Teilbilanz der Zahlungsbilanz und umfasst Kapitalbewegungen von Inländern, das heißt Änderungen in den Beständen der Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland. Der Saldo der Kapitalbilanz stellt eine wichtige ökonomische Größe zur Bewertung der Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft dar.
Inhaltsverzeichnis
Hauptkategorien der Kapitalbilanz
- Direktinvestitionen sind grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen (Aktien, Kapitalanteile, langfristige Darlehen) von 10 % und mehr des Kapitals, kurzfristige Finanzbeziehungen, reinvestierte Gewinne sowie von Eignern bereitgestellte Kreditmittel. Zusätzlich zählt der grenzüberschreitende Erwerb und Veräußerung von Immobilien ebenfalls zu den Direktinvestitionen.
- Wertpapieranlagen sind Anlagen in langfristige Schuldverschreibungen und in Dividendenpapiere sofern sie nicht unter die Direktinvestition fallen. Ebenfalls werden Geldmarktfonds und Geldmarktpapiere einbezogen.
- Finanzderivate fallen unter die Rubrik der verbrieften und nicht verbrieften Optionen und Finanztermingeschäfte. Seit 1999 wird diese Position getrennt von den Wertpapieranlagen ausgewiesen, weil es sich hier um Produkte handelte, welche auf nicht organisierten Märkten gehandelt werden können.
- Kreditverkehr ist die Bezeichnung für viele unterschiedliche Finanzaktionen außerhalb der Wertpapieranlagen und Direktinvestitionen (bspw.: kurz- und langfristige Finanzbeziehungen inländischer Unternehmen).
- übrige Anlagen (z. B.: Entwicklungshilfekredite)
Systematik
Die Kapitalbilanz enthält alle Vermögenstransaktionen. Dabei unterscheidet man zwischen Anlagen von Inländern im Ausland (Auslandsaktiva) und Anlagen von Ausländern im Inland (Auslandspassiva).
Als Kapitalexporte werden Zunahmen von Forderungen gegen Ausländer sowie Abnahmen von Verbindlichkeiten gegenüber Ausländern verstanden und erscheinen als negative Position in der Kapitalbilanz.
Kapitalimporte sind wiederum alle Abnahmen von Forderungen gegen Ausländer und Zunahmen von Verbindlichkeiten gegenüber Ausländern und stellen eine positive Position in der Kapitalbilanz dar.
Für sämtliche Kapitaltransaktionen ist zu beachten, dass sie in der korrekten Unterkategorie der Kapitalbilanz aufgeführt werden. Es ist ebenfalls zwischen kurz- und langfristigen Kapitalbewegungen zu unterscheiden.
Eingliederung in die Zahlungsbilanz
- Zahlungsbilanz
- Leistungsbilanz
- Kapitalbilanz
- Inländische Nettokapitalanlagen im Ausland
- Direktinvestitionen
- Wertpapieranlagen
- Kredite (und sonstige Anlagen)
- Ausländische Nettokapitalanlagen im Inland
- Direktinvestitionen
- Wertpapieranlagen
- Kredite (und sonstige Anlagen)
- Inländische Nettokapitalanlagen im Ausland
- statistisch nicht erfasste Transaktionen
- Devisenbilanz (Veränderung der Währungsreserven)[1]
Die Zahlungsbilanz ist formal stets ausgeglichen, da alle Transaktionen doppelt verbucht werden. Käufe und Verkäufe von Gütern und Vermögen (Wirtschaft) werden mittels kurz- oder langfristiger Kredite „bezahlt“.[2] In der Kapitalbilanz erfolgt somit eine Gegenbuchung oder es wird eine Barzahlung über den Devisenmarkt vorgenommen. Diese Veränderung der Währungsreserven wird in der Devisenbilanz ausgewiesen.
In manchen Lehrbüchern wird auch zwischen Kapitalbilanz im weiteren Sinne und Kapitalbilanz im engeren Sinne (auch Kapitalverkehrsbilanz) unterschieden. Hierbei bildet die Kapitalbilanz im engeren Sinne mit der Devisenbilanz die Kapitalbilanz im weiteren Sinne.
Ein negatives Vorzeichen in der Kapitalbilanz bedeutet, dass mehr Kapital von Inländern ins Ausland transferiert wurde. Dieser Sachverhalt beschreibt einen Nettokapitalexport (Kapitalbilanzdefizit), die Forderungen gegenüber Ausländern sind gestiegen.
Ist dagegen ein positives Vorzeichen in der Kapitalbilanz vorhanden, wurde mehr Kapital von Ausländern ins Inland gezahlt. Dies beschreibt den Sachverhalt eines Nettokapitalimport (Kapitalbilanzüberschuss), die Verbindlichkeiten gegenüber Ausländern sind gestiegen.
Beispiele
- (a) Ein deutscher Exporteur liefert für 4 Mio. € Äpfel nach Bulgarien auf Basis eines 90-Tage-Kredites (d. h.: der bulgarische Importeur geht eine Verbindlichkeit über 4 Mio. € ein)
- (b) Ein Deutscher erhält ein Dividendenzahlung von einer ihm gehörenden Fabrik im Ausland in Höhe von 2 Mio. €, welche er wieder zur Reinvestition für diese Fabrik nutzt.
- (c) Ein deutscher Importeur kauft für 15 Mio. € Waschmaschinen von einem amerikanischen Hersteller und bezahlt diesen Kauf mit Hilfe eines Kredites von einer amerikanischen Bank, die dieses Geschäft finanziert.[3]
a b c insgesamt Leistungsbilanz - 9 Handelsbilanz −11 Exporte +4 +4 Importe −15 −15 Dienstleistungsbilanz Zinsen Dividenden +2 +2 Kapitalbilanz +9 Netto- Auslandsinvestition −2 −2 Netto- Kredite kurzfristig −4 +15 +11 Netto-Kredite langfristig Zahlungsbilanz 0 Laut Angaben des Internationalen Währungsfonds[4] waren 2006 per Saldo (Kapitalexporte minus -importe) die größten Kapitalexporteure China, Japan, BRD und Russland mit Anteilen an allen Netto-Kapitalexporten der Welt von 13,5 %, 12,2 %, 8,8 % und ebenfalls 8,8 %.
Mit Abstand der größte Netto-Kapitalimporteur waren 2006 die USA mit 63,7 % gefolgt von Spanien 7,4 %, Großbritannien 4,1 % und Australien mit 3,0 % jeweils an den Netto-Importen der Welt.
Literatur
- Dieter Brümmerhoff: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. 7. Auflage. Oldenbourg Verlag, 2002, ISBN 3-486-25948-2.
- Olivier Blanchard: Macroeconomics. 3. Auflage. International Edition.
- Jeffrey D. Sachs, Felipe Larrain Bascunan: Makroökonomik in globaler Sicht. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1995, ISBN 3-486-22709-2.
- Heinz-Peter Spahn: Makroökonomie. 2. Auflage. Springer, 1998.
Einzelnachweise
- ↑ Heinz-Peter Spahn: Makroökonomie. 2. Auflage. Springer, 1998.
- ↑ Spahn: Makroökonomie. 2. Auflage. Springer.
- ↑ Jeffrey D. Sachs, Felipe Larrain B.: Makroökonomik In globaler Sicht. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1995, S. 240.
- ↑ Statistical appendix. S. 141 (PDF-Datei; 1,29 MB; englisch).
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