Kapselendoskopie

Kapselendoskopie
Kapsel mit Kamera

Die Kapselendoskopie ist ein im Jahre 2000 vorgestelltes und 2001 erstmals allgemein angewendetes bildgebendes Verfahren vor allem zur klinischen Untersuchung des Dünndarms, der im Gegensatz zu Magen und Dickdarm relativ schwer mit von außen geführten Endoskopen erreichbar ist. Stattdessen wird hier eine frei schwimmende winzige Digitalkamera verwendet, die einschließlich Beleuchtung, Steuer- und Sendeelektronik sowie den Akkus in einer Kapsel von ca. 26 mm Länge und etwa 11 mm Durchmesser geschützt untergebracht ist.

Zur alleinigen Untersuchung des Magens wurde die sogenannte magnetgeführte Kapselendoskopie (Kapsel kann mittels magnetischer Führung an den gewünschten Magenabschnitten platziert werden) entwickelt.[1] Zu diesem seit dem Jahre 2010 auf dem Markt befindlichen Verfahren wurde bislang eine klinische Studie veröffentlicht.[2]

Inhaltsverzeichnis

Durchführung

Vor Beginn einer Kapselendoskopie ist eine gründliche Darmreinigung nötig. Diese Kapsel wird geschluckt und während ihrer sechs- bis achtstündigen Reise durch den Verdauungstrakt nimmt die Elektronik etwa zwei mal pro Sekunde ein Bild aus dem Darminnern auf und sendet es per Funk an eine am Körper mitgeführte, ebenfalls akkuversorgte Empfangs- und Speichereinheit. Der Patient kann sich somit während der Aufnahme der 50- bis 60000 Bilder frei bewegen; die Auswertung erfolgt später. Die Kapsel wird nur ein einziges Mal verwendet. Die Untersuchung kommt ohne ionisierende Strahlung aus. Für die Untersuchung der Speiseröhre gibt es Kapseln mit höherer Bildwiederholrate (bis zu 14 Bilder/Sek.).[3] Die Aufnahmedauer ist dabei wesentlich kürzer. Für die Untersuchung des Kolon gibt es ebenfalls eine Kapsel mit 4 Bildern/Sek.[4]

Indikation

Die übliche Indikation für die Kapselendoskopie ist die Blutungsquellensuche.[5]

Konkurrierende Verfahren

Eine alternative Methode ist die Doppelballon-Enteroskopie. Vorteile der Kapselendoskopie gegenüber der Doppelballon-Enteroskopie sind, dass sie weniger invasiv ist, eine Sedierung nicht notwendig ist und kein Risiko besteht, eine Blutung oder Perforation auszulösen.

Nachteil gegenüber der von außen geführten Endoskopie ist, dass keine Gewebeproben entnommen werden können. Außerdem ist die Kamera nicht steuerbar, sondern wird allein von den natürlichen Bewegungen des Darms vorangetrieben. Gezielte Aufnahmen eines krankhaften Prozesses sind somit nicht möglich. Eine Lokalisation von krankhaften Veränderungen ist mit der Kapselendoskopie nur sehr ungenau möglich, was gegenüber der Doppelballon-Enteroskopie ein Nachteil ist. Nicht angewendet werden darf die Kapselendoskopie bei bekannten Stenosen im Verdauungstrakt, da die Kapsel sonst stecken bleiben kann, und dies zu einem Darmverschluss führen könnte.

Einzelnachweise

  1. Die Reise ins Ich wird Realität: Siemens Healthcare und Olympus Medical Systems entwickeln ein neues System für schonende Magenspiegelungen mit Magnetsteuerung, Siemens Healthcare Sektor Pressemitteilung, Zugriff: 30. April 2010
  2. "Feasibility of stomach exploration with a guided capsule endoscope",Rey, J. F.; Ogata, H.; Hosoe, N.; Ohtsuka, K.; Ogata, N.; Ikeda, K.; Aihara, H.; Pangtay, I.; Hibi, T.; Kudo, S.; Tajiri, H.:
  3. PillCam ESO in Esophageal Studies: Improved Diagnostic Yield of 14 Frames per Second (fps) Compared with 4 fps,B. Koslowsky, H. Jacob1, R. Eliakim, S. N. Adler (DOI: 10.1055/s-2005-921034)
  4. The colon—the latest terrain for capsule endoscopy, Z. Firemana and Y. Kopelmana (DOI: 10.1016/j.dld.2007.07.050)
  5. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur Kapselendoskopie
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