Andon Bedros Hassunian

Andon Bedros Hassunian

Andon Bedros IX. Hassunian (alias: Antoine-Pierre IX. Kardinal Hassun) (* 15. Juni 1809 in Istanbul; † 28. Februar 1884 in Rom) war ein Patriarch von Kilikien der Armenisch-katholischen Kirche und Kardinal der römischen Kirche.

Leben

Hassun wurde am 7. Juni 1842 zum Titularerzbischof von Anazarbus (Kilikien) und Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des armenisch-katholischen Erzbischof-Primas von Konstantinopel bestellt und am 19. Juni 1842 durch Giacomo Filipo Kardinal Fransoni, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, zum Bischof geweiht. Am 2. August 1846 übernahm er die Kathedra seines Vorgängers.

Am 5. Juni 1847 errichtete er die noch heute aktive armenisch-katholische Kongregation der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis Mariens. In den Jahren um 1853/54 kam es zu heftigen innerkirchlichen Diskussionen um Mitwirkungsrechte armenischer Priester und Laien bei der Bischofs- und Patriarchenwahl, in die Papst Pius IX. energisch zugunsten der Privilegien des Episkopats und des römisch-päpstlichen Stuhles eingriff.

Nach dem Tod des kilikischen Patriarchen Petrus VIII. Der Asdvadzadurian († 1866) wurde Hassun mit römischer Unterstützung am 14. September 1866 in Bzommar durch eine Synode von Bischöfen, entgegen bisheriger Gewohnheit ohne Beteiligung von Priestern und Laien, zum Patriarchen von Kilikien gewählt und am 12. Juli 1867 durch Papst Pius IX. bestätigt. Gleichzeitig wurden beide armenisch-katholischen Jurisdiktionen im Osmanischen Reich, das Patriarchat und das Konstantinopler Erzbistum, vereinigt und die Residenz des Patriarchen von Bzommar nach Konstantinopel (Istanbul) verlegt. Hassun nahm am 1. Vatikanischen Konzil teil und unterstützte, als einziger Patriarch der Katholischen Ostkirchen, die 1870 erklärten Dogmen über Unfehlbarkeit und Universalprimat des römischen Papstes. Als Reaktion auf die Ereignisse kam es innerhalb der armenisch-katholischen Kirche für mehrere Jahre zu Unruhen und Kirchenspaltung, zum zeitweiligen oder definitiven Übertritt mehrerer Bischöfe und Mönchspriester, darunter Malachia Ormanian, zur armenisch-orthodoxen Kirche sowie zum Entzug der staatlichen Anerkennung Hassuns als Oberhaupt der armenisch-katholischen Kirche im Osmanischen Reich. Am 13. Mai 1871 wurde er vom Staat abgesetzt und aus Konstantinopel verbannt. Den alten Patriarchalsitz in Bzommar übernahmen Dissidenten und setzten einen Gegenpatriarchen ein. 1878 berief der auf Befriedung bedachte Papst Leo XIII. Hassun nach Rom, bewog ihn zum Amtsverzicht und erhob ihn am 13. Dezember 1880 zum Kardinal-Presbyter mit der Titelkirche Ss. Vitale, Valeria, Gervasio e Protasio. Bald darauf trat Hassunian offiziell vom Patriarchenamt zurück und starb am 28. Februar 1884.

Sein Nachfolger wurde der gleichfalls aus Konstantinopel stammende Stephanus Petrus X. Azarian (1881–1899).

Literatur

  • L. Petit: Art. Arménie. In: Dictionnaire de Théologie Catholique 1, 2 (1902) 1888–1968, bes. 1911–1919.
  • Fr. Tournebize, Art. Arménie. In: Dictionnaire d'Histoire et de Géographie Ecclésiastique 4 (1930) 299–301.
  • John Whooley: The Armenian Catholic Church: A Study in History and Ecclesiology. In: Heythrop Journal 45 (2004) 416–434, bes. 418–421.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Krikor Bedros VIII. Asdvadzadourian Patriarch der Armenisch-Katholischen Kirche
1866–1881
Stephan Bedros X. Azarian

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