- Armenisch-Katholische Kirche
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Die Armenisch-katholische Kirche (armenisch.Հայ Կաթողիկե Եկեղեցի) ist eine katholische Ostkirche mit Armenischem Ritus. Sie bildet den mit dem Papst von Rom unierten Zweig des armenischen Katholikats von Sis in Kilikien.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das armenische Katholikat im Königreich Kleinarmenien war erstmals von 1198 bis zu dessen Untergang 1375 mit der Römisch-Katholischen Kirche freundschaftlich verbunden. Die Kirchenunion wurde 1439 auf dem Konzil von Florenz erneuert, hatte jedoch nur in Kaffa auf der Krim längeren Bestand.
Unter Papst Pius IV. und Katholikos Michael I. von Etschmiadsin wurden Beziehungen zwischen beiden Kirchen wiederaufgenommen. 1563 erhielten die Armenier in Rom die Kirche Santa Maria Egiziana übereignet. In der Folgezeit wurde Rom mit seinen beiden Apostelgräbern zu einem Pilgerziel von Armeniern und zu einem Zufluchtsort bei Verfolgungen, insbesondere für katholisch gesinnte armenische Mönche, Priester und Bischöfe. 1713 ernannte Papst Clemens XI. den nach Rom geflohenen Erzbischof Krikor von Edessa (Katholikat Etschmiadsin) zum armenischen Weihbischof in Rom. In dieser Eigenschaft erhielt er Nachfolger bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Als die Anzahl der armenisch-katholischen Christen im Nahen Osten immer weiter zunahm, ließ sich 1740 der katholisch gesinnte armenische Erzbischof Abraham Ardzivian von Aleppo durch seine Anhänger zum (Gegen-) Katholikos des kleinarmenischen Katholikats von Sis (Kilikien) wählen. 1742 erhielt er in Rom das Pallium aus den Händen von Papst Benedikt XIV. Der vom osmanischen Staat nicht anerkannte armenisch-katholische „Patriarch von Kilikien“ (Amtsname: Petrus) nahm schließlich seinen Sitz im 1749 gegründeten Kloster Bzommar bei Beirut im Libanon und besaß kirchliche Jurisdiktion allein im Südteil des Osmanischen Reiches (Kilikien, Syrien, Mesopotamien, Palästina und Ägypten).
Für die armenisch-katholische Gemeinschaft in und um Konstantinopel (Istanbul) wurde 1759 ein besonderes Vikariat beim dortigen Apostolischen (= päpstlichen) Delegaten eingerichtet. In zivilrechtlichen Angelegenheiten, auch bei Taufe, Eheschließung und Beerdigung, unterstanden alle katholischen Armenier dem armenisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel bis 1829 der osmanische Staat ein „Katolik millet“ anerkannte. Gegenüber dem Staat wurde es von einem Patrik, zunächst einem gewählten Priester ohne Bischofsrang, vertreten. Die kirchliche Jurisdiktion hingegen lag bei einem armenisch-katholischen Erzbischof-Primas von Konstantinopel (Istanbul), der unter Papst Pius IX. fünf Suffragane erhielt.
Mit der päpstlichen Bulle Reversurus aus dem Jahr 1867 wurde die Kirchenprovinz Konstantinopel mit dem kilikischen Patriarchat vereinigt und der Patriarchalsitz nach Istanbul verlegt. Nach der Armenier-Verfolgung am Ende des Ersten Weltkriegs, in der die armenisch-katholische Kirche zehntausende Gläubige, 130 Priester und sieben Bischöfe verlor, wurde er 1928 wieder nach Bzommar vergeben.
In der armenischen Diaspora kam es im 17. Jahrhundert zu Unionen kleinerer Gruppen mit Rom, vor allem in Galizien (Lemberg, 1635) und Rumänien.
Im heutigen Armenien entstand eine armenisch-katholische Gemeinschaft erst im 19. Jahrhundert durch Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich.
Unter den Päpsten Pius IX. und Pius X. kam es zu erheblichen innerkirchlichen Auseinandersetzungen über die Frage der Mitwirkung von Laien bei Bischofsbestellungen. In diesem Zusammenhang trat neben anderen Malachia Ormanian zur Armenischen Apostolischen Kirche über.
Gegenwart
Heute zählt die Armenisch-katholische Kirche rund 500.000 Gläubige in 15 Bistümern oder Missionen. Ihnen dienen mehr als 100 Priester und 125 Nonnen. Amtierendes Oberhaupt ist Patriarch-Katholikos Nerses Bedros XIX.. Er residiert im Kloster Bzommar (Libanon).
Die katholischen Armenier leben größtenteils in den Staaten des Nahen Ostens. Auch in Nordamerika befindet sich eine große Diaspora, welche über eine eigene Eparchie verfügt. Im Jahre 1991 wurde ein Ordinariat für katholische Armenier mit Sitz in Gjumri (Armenien) gegründet, das später um Georgien und Osteuropa erweitert wurde. Des Weiteren gibt es seit 1710 die Erzeparchie Aleppo in Syrien, seit 1850 die Eparchie Ispahan im Iran, seit 1885 die Eparchie Iskanderiya für Ägypten, seit 1925 das Ordinariat Griechenland, seit 1928 die Erzeparchie Istanbul, seit 1929 das Erzbistum Beirut, seit 1954 die Erzeparchie Bagdad im Irak, seit 1960 die Eparchie Sainte-Croix-de-Paris, seit 1989 die Eparchie San Gregorio de Narek in Buenos Aires und seit 1981 das Exarchat von Lateinamerika und Mexiko. Die ehemals 5.000 Gläubige starke Diözese in Lemberg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöscht und zählt heute nur etwa 20 bis 30 Mitglieder. Heute befinden sich in Venedig und in Wien jeweils ein armenisch-katholisches Kloster der Mechitaristen, benannt nach dem Ordensgründer Mechitar von Sebasteia. Beide Klöster betreuen jeweils eine armenisch-katholische Gemeinde am Ort.
Liturgie
Die Liturgie der Armenisch-katholischen Kirche folgt dem armenischen Ritus. Die Liturgiesprache selbst ist Armenisch. Nach dem Zweiten Vatikanum kam es zu einer Liturgiereform mit dem Ziel, armenisch-katholische Sonderentwicklungen zu beseitigen und Unterschiede zur Mutterkirche zu vermindern.
Armenische Weihbischöfe in Rom
- 1713–1721 Krigor Melchior, Erzbischof von Edessa (Katholikat Etschmiadsin)
- 1721– Vertanes, Erzbischof von Kaisareia
- 1760–1767 Joseph Adjemian
- 1767–1774 Simon Oumoudian, ab 1728 Bischof von Ankyra (Katholikat Etschmiadsin), ab 1766 in Italien
- 1774 Samuel, Bischof von Bursa
- 1774–1785 Paul Leonian, Erzbischof von Akhaltskha
- 1785–1795 Stephanos Aftandil von Akhaltskha
- 1795–1815 Athanasios Sarafian
- 1815–1832 Gregorios Paguinian, Erzbischof
- 1832–1838 Paul Marouchian, Erzbischof
- 1838–1852 Ignatios Papazian, Mechitarist
- 1852–1876 Eduard Hurmuzian, Erzbischof, Mechitarist
- 1876–1882 Alexander Baldjian, Erzbischof, Wiener Mechitarist
- 1885–1901 Johannes Kupelian, Erzbischof
- Haroutioun Roubian, Erzbischof
- 1933–1952 Sergios Der Abrahamian, armenischer Titularerzbischof von Chalcedon dei Armeni (* 13. Februar 1868 in Armenien; † 4. Juli 1952 in Rom)
- 1952–1962 Krikor Hindié (* 2. Februar 1891 in Aleppo, 1933–1952 Armenischer Erzbischof von Aleppo, † 17. April 1962 in Rom)
Siehe auch
Literatur
- S. Weber: Die katholische Kirche in Armenien. Herder, Freiburg 1903 (veraltet)
- Peter Halfter: Das Papsttum und die Armenier im frühen und hohen Mittelalter. Von den ersten Kontakten bis zur Fixierung der Kirchenunion iJ. 1198. Böhlau, Köln 1996. ISBN 3-412-15395-8
- Gabriella Uluhogian: Abraham Petros Ardzivian, primo patriarca armeno-cattolico. In: Studi e Ricerche sull'Oriente Cristiano 6,1 (1983) 3-17.
- Nerses M. Setian: Gli Armeni cattolici nell'impero ottomano. Cenni storico-giuridici (1680-1867). Don Bosco, Roma 1992.
- Gregorio Hoffmann: II vicariato Apostolico di Constantinopoli (1453-1830) (Orientalia Christiana Analecta 103). Roma 1935.
- Hovhannes J. Tcholakian: L'église arménienne catholique en Turquie. Ohan Matbaacilik, Istanbul 1998.
- John Whooley: The Armenian Catholic Church: A Study in History and Ecclesiology. In: Heythrop Journal 45 (2004) 416-434.
- Pierpaolo Genova: La chiesa armena cattolica al Concilio Ecumenico Vaticano II.In: Studi e Ricerche sull'Oriente Cristiano 17 (1994) 29ff.
Weblinks
- Homepage der Armenisch-Katholischen Kirche (auf Armenisch und Englisch)
- Diözesen der Armenisch-Katholischen Kirche im Orient
- Armeniapedia - Armenian Catholic Church (auf Englisch)
- One Magazine (CNEWA) - A New Start for Armenia’s Catholics (auf Englisch)
- Geschichte der armenisch-katholischen Kirche (auf Englisch)
- catholica-unio.de
Einzelnachweise
Kategorien:- Rom-unierte Kirche
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- Armenische Diaspora
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