Karlsgraben

Karlsgraben
Die verschiedenen Projekte zur Verbindung von Rhein, Main und Donau
Reste der Fossa Carolina

Die Fossa Carolina (auch Karlsgraben) war eine Verbindung zwischen Schwäbischer Rezat und Altmühl und damit zwischen den großen Flusssystemen von Rhein/Main und Donau. Der Karlsgraben ist damit in gewisser Weise Vorläufer des Ludwigskanals und des Main-Donau-Kanals. Die Fossa Carolina musste die europäische Wasserscheide überwinden.

Die gängige Theorie geht davon aus, dass Karl der Große im Jahr 793 bei dem heutigen Ort Graben bei Treuchtlingen einen etwa 3.000 m langen Kanal ausheben ließ. Ziel der Unternehmung war die Verbesserung der Verkehrssituation für die Händler, die den Weg über Rhein und Main nach Weißenburg mit ihren Schiffen befuhren. Der bequeme Handelsweg endete aber bis zum Bau des Kanals an der europäischen Hauptwasserscheide bei Treuchtlingen. Durch den Kanal war es möglich, dass Händler aus beiden an den Kanal grenzenden Flusssystemen in das jeweils andere gelangen und so ihren Handlungsradius ausdehnen konnten. Das in der Literatur häufig zu findende Argument, der Kanal sei aus militärischen Gründen gebaut worden, um Karls Kriegsflotte von der Donau wieder in den Rhein zu bringen, ist heute nicht mehr haltbar. Strategische Motive spielten keine Rolle, zumal dem König und späteren Kaiser Karl in beiden Flusssystemen genug Schiffe für militärische Operationen zur Verfügung standen.[1]

Chronisten schrieben, dass unglückliche Boden- und Witterungsverhältnisse zum Abbruch des Projekts führten. Auch diese Aussage kann heute als Fehlinformation betrachtet werden. Die zeitgenössischen Quellen berichten in der Mehrheit von einem fertigen und benutzbaren Kanal. Dass er sich dennoch nicht durchsetzen konnte und schon kurz nach seinem Bau wieder aufgegeben wurde, lag an dem großen Aufwand, den die Kanalpassage erforderte. Die Mühen lohnten sich für die Händler im täglichen Geschäft offensichtlich nicht.[1]

Eine ebenfalls überholte Theorie der Entstehung deutete den Karlsgraben als eine Baumaßnahme zur Beschäftigung der nahegelegenen römischen Garnison in Weißenburg-Biriciana (90–253 n. Chr.), um zugleich eine schiffbare Verbindung zu anderen Truppenteilen am Niederrhein zu schaffen. Gegen diese These spricht insbesondere, dass der durch den Graben entstandene Schifffahrtsweg teilweise auf nicht-römischem Gebiet gelegen hätte. Dieser Gefahr hätten sich die Römer wohl kaum ausgesetzt, zumal es für sie kein Problem gewesen wäre, auch dieses kleine Gebiet noch zu erobern.

Kanalbauten bestanden in der damaligen Zeit wegen der noch unbekannten Kammerschleuse aus einer Reihe von dammbegrenzten Teichen, wobei die Niveauunterschiede auf Rutschen oder Rollen überwunden wurden. Beim Karlsgraben wurde zusätzlich zur Wasserversorgung der Scheitelebene seitlich abgesetzt noch ein Stausee erbaut. Darüber hinaus wurde jüngst an der Altmühl bei Treuchtlingen ein frühmittelalterlicher Damm entdeckt, der mit der Fossa Carolina in Verbindung gebracht werden kann. Er diente vermutlich zur Stauung der Altmühl, um die Wassermenge am Übergang zum Kanal konstant zu halten.[2] Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass eigens zur Versorgung des nördlichen Kanalabschnittes mit Wasser das Bachbett der jungen Rezat verlegt wurde.[3] Damit war der Karlsgraben für die zu jener Zeit üblichen Binnenschiffe durchaus geeignet.

Noch heute sind von dem Projekt eine etwa 500 m lange Wasserfläche und angrenzende Erdwälle erhalten.

Siehe auch: Fossa Eugeniana

Trivia

In der Folge "Die Leiche im Karlsgraben" der ZDF-Fernsehserie "Ihr Auftrag, Pater Castell" wird hier ein Theologieprofessor ermordet aufgefunden.

Weblinks

Quellen

  1. a b Ralf Molkenthin: Straßen aus Wasser, Technische, wirtschaftliche und militärische Aspekte der Binnenschiffahrt im Mitteleuropa des frühen und hohen Mittelalters. LIT Verlag, Münster 2006, S. 54–81, ISBN 3-8258-9003-1
  2. Konrad Spindler: Der Kanalbau Karls des Großen. Seine Reflexion in den mittelalterlichen Quellen und der aktuelle archäologische Forschungsstand In: Konrad Spindler (Hrsg.): Mensch und Natur im mittelalterlichen Europa. Archäologische, historische und naturwissenschaftliche Befunde. Wieser Verlag, Klagenfurt 1998, S. 47–100, ISBN 3-85129-268-5
  3. Robert Koch: Fossa Carolina. Neue Erkenntnisse zum Schifffahrtskanal Karls des Großen. In: Konrad Elmshäuser (Hrsg.): Häfen, Schiffe, Wasserwege. Zur Schiffahrt des Mittelalters. Bremerhaven 2002. S. 54–70.

48.98388888888910.9216666666677Koordinaten: 48° 59′ 2″ N, 10° 55′ 18″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fossa Carolina — Reste der Fossa Carolina in Graben Die verschiedenen Projekte zur Verbin …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Lochner — (* 30. November 1832 in Burtscheid; † 22. Januar 1900 in Aachen) war ein Aachener Tuchfabrikant. Er trug erheblich zum Stadtbild Aachens bei. Die Lochnerstraße in Aachen ist nach seinem Vater benannt. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben und… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Aachen-Mitte (I–O) — Die Liste der Baudenkmäler in Aachen Mitte (I–O) enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet von Aachen Mitte, Stadtbezirk Mitte, in Nordrhein Westfalen (Stand: 1. März 2010). Diese Baudenkmäler sind in Teil A der Denkmalliste der …   Deutsch Wikipedia

  • Aachener Kleinbahn-Gesellschaft — Auf dem ASEAG Gelände erinnert ein zurückgekaufter Triebwagen an die ehemalige Aachener Straßenbahn Die Aachener Straßenbahn bediente von 1880 bis 1974 im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) das Stadtgebiet Aachen und das gesamte Umland,… …   Deutsch Wikipedia

  • Aachener Straßenbahn — Auf dem ASEAG Gelände erinnert ein zurückgekaufter Triebwagen an die ehemalige Aachener Straßenbahn Die Aachener Straßenbahn bediente von 1880 bis 1974 im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) das Stadtgebiet Aachen und das gesamte Umland,… …   Deutsch Wikipedia

  • Straßenbahn Aachen — Der aus Mainz zurückgekaufte TW 1016 steht heute als Denkmal auf dem ASEAG Gelände und erinnert an die Aachener Straßenbahn. Die Straßenbahn Aachen bildete von 1880 bis 1974 das Rückgrat des Öffentlichen Personennahverkehrs im Stadtgebiet Aachen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Tore und Türme der Aachener Stadtmauer — Stadtansicht Aachens von 1576 mit den beiden Mauerringen und den Toren und Türmen Die Tore und Türme der Aachener Stadtmauer waren auf die beiden Mauerringe der Aachener Stadtmauer verteilt und dienten zur besseren Verteidigung dieser Mauer. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Dietfurt (Treuchtlingen) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Franken (Land) — Der Fränkische Rechen – Das Wappen Frankens Franken ist eine Region im Süden Deutschlands, die sich hauptsächlich über den Norden Bayerns, das nordöstliche Baden Württemberg und Südthüringen erstreckt. Sie umfasst nur den östlichen Teil des… …   Deutsch Wikipedia

  • Grönhart — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”