Karlshof

Karlshof
Ortsschild an der Travemünder Allee

Karlshof ist Teil der Lübecker Vorstadt St. Gertrud.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schlözers Sommerhaus Karlshof

Die Siedlung geht zurück auf den russischen Generalkonsul und Kaufmann in Lübeck Karl von Schlözer (1780-1859), der im Jahr 1845 vier Parzellen Land in der Israelsdorfer Feldmark von der Stadt Lübeck pachtete um dort ein Sommerhaus zu errichten.[1] Er erhielt die Erlaubnis, diese Ansiedlung Karlshof zu nennen.[2] Schlözers Schwester Dorothea von Schlözer war die erste Frau in Deutschland, die einen Doktortitel erlangte. Das Sommerhaus wurde am 6.Mai 1898 an die Stadt Lübeck verkauft und ab 1900 als Dienstwohnung für den städtischen Förster genutzt.

Karlshof und die Luftfahrt

Vor dem Ersten Weltkrieg befand sich der Lübecker Flugplatz ab 1912[3] in Karlshof auf dem Gebiet der heutigen Sportplätze an der Travemünder Allee. 1912 landeten hier die Luftschiffe LZ 11 „Viktoria Luise“ und LZ 13 Hansa, für 1913 wird von einem Orientierungsflug für Motorflugzeuge nach Schwerin und Wismar berichtet und 1914 wird der Landeplatz Militärflugplatz. Der Flugplatz Karlshof wurde insgesamt von 1912 bis 1919 betrieben. Nach der Fertigstellung des Flugplatzes Lübeck- Blankensee im Jahre 1917 wurde der Flugbetrieb nach und nach dorthin verlagert. Zur Erinnerung an diese Zeit wurden die Straßen rund um den Flugplatz nach bedeutenden Flugpionieren benannt (s.dort).

Siedlungsgeschichte

Karlshof wurde durch die Siedlungsbewegung ab 1920 erschlossen und als Wohnstadtteil entwickelt. Insbesondere wurden zwischen 1920 und 1928 von der Gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaft Lübeck mehr als 100 Siedlungshäuser in Karlshof gebaut. Heute ist Karlshof eine Lübecker Vorstadtsiedlung, die in den 1950er Jahren weiter stark mit Einfamilienhäusern bebaut wurde. Im oberen Forstmeisterweg, im oberen Torneiweg sowie im Hertzweg wurden von der Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat in den 1950er Jahren mehrere Wohnblocks errichtet. Die Siedlung liegt im Nordosten Lübecks an der Travemünder Allee und grenzt im Nordosten an den Stadtteil Israelsdorf

Kirche

St. Stephanus mit Gemeinderaum

Zur Siedlung Karlshof gehört die ev.-luth. Kirche St.Stephanus (geweiht 1956) nebst Kindergarten am Holzvogtweg/Ecke Dornierstraße.

Schule

Grundschule Lauerholz

Im Jahr 1966 wurde zwischen Holzvogtweg und Torneiweg die Grundschule Lauerholz eröffnet, die heute in Kooperation mit der Grundschule Israelsdorf geführt wird. Die neue Schule ersetzte das alte Gebäude im Glashüttenweg, das 1950 bis 1966 genutzt wurde; später wurde das staatliche Eichamt hier untergebracht.

Sportstätten

Blick auf den Fußballplatz des FC Phönix Lübeck

An der Travemünder Allee zwischen Zeppelinstraße und Jungborn befinden sich an der Stelles des ersten Lübecker Flugplatzes seit 1919 städtische Fußballplätze des Vereins Phönix Lübeck (gegr. 1903) sowie seit 1926 die Anlage des "Lübecker SV von 1913" bzw. des "Lübecker Sportvereins Gut Heil von 1876" incl. Turn-, Tennishalle sowie einiger Tennisplätze.

Straßennamen

Straßenschilder in Karlshof

Im ursprünglichen (nordöstlichen) Teil erinnern die Straßennamen an die Gründerzeit (Schlözerstraße , Hofweg)

Weiter westlich (im Mittelteil) finden sich forstwirtschaftliche Namen (Forstmeisterweg , Jägersteig , Wildhüterweg , Holzvogtweg)

Im westlichen Randgebiet wurden bedeutende Physiker/Naturwissenschaftler geehrt (Albert-Einstein-Straße , Max-Planck-Straße , Celsiusweg , Fahrenheitweg)

Am südlichen Rand finden sich die Namen bedeutender Flugpioniere (Dornierstraße , Eckenerstraße , Zeppelinstraße , Lilienthalstraße). Die Straße Torneiweg geht zurück auf die schon im Mittelalter gebräuchliche Flurbezeichnung tourneysveld, was als Hinweis auf eine alte Turnierstätte gedeutet werden kann.

Die Straße Glashüttenweg geht zurück auf eine gleichnamige Fabrik, die hier 1841 bis ca. 1871 bestand. Bereits seit dem 16.Jahrhundert hieß dieser Weg hinunter zur Trave Weg zur Treidelhütte, da auf der 1882 abgetrennten Teerhofsinsel die Unterkunft des Treidelmeisters lag.

Industrie

In den 1970er Jahren wurde durch die Straße Glashüttenweg das neue Industriegebiet An der Hülshorst/Niels-Bohr-Ring erschlossen , in dem sich Betriebe des Maschinenbaus und der Verpackungsindustrie ansiedelten. Insbesondere die Firmen Wepa (Wellpappen-und Papierfabrik) und H. & J. Brüggen KG (Cerealien, Müslis und weitere Getreideprodukte) im oberen Glashüttenweg sowie die Fa.Lubeca, später Fa. Schmalbach-Lubeca (Blech-und Kunststoffverpackungen aller Art) boten Hunderte von Arbeitsplätzen.

Heute

Dieses Gebiet umfasst heute ca. 1 km² Fläche und bietet ca. 6300 Menschen ein Zuhause zusammen mit Israelsdorf und Gothmund.

Das Gewerbegebiet am Glashüttenweg und der Hafenstraße beherbergt u.a. ein Hochregallager der Firma Brüggen, den örtlichen Firmensitz des Windenergieherstellers Vestas und die Zentrale der Konditorei Junge.

Prägnantes Bauwerk: Hochhaus am Forstmeisterweg (Ende 1960er Jahre erbaut)

Literatur und Anmerkungen

  1. Dieses Gebiet am Rande des Schellbruches wurde auch Scha(a)fbrücke genannt
  2. Hubertus Neuschäffer : Gutshäuser und Herrenhäuser in und um Lübeck, Wachholtz-Verlag , 1988
  3. Vorher wurde der Exerzierplatz Wesloe genutzt. 1911 landete dort das Lenkluftschiff Parceval VI.
  • Uwe Müller: St. Gertrud. Chronik eines vorstädtischen Wohn- und Erholungsgebietes. Heft 2 der Kleine Hefte zur Stadtgeschichte herausgegeben vom Stadtarchiv Lübeck 1986. ISBN 3-7950-3300-4
53.89366666666710.72425

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