Siedlung (Städtebau)

Siedlung (Städtebau)
Die Gesamtanlage der Hufeisensiedlung in Berlin
Luftbild der Weißenhofsiedlung in Stuttgart

Der Begriff Siedlung beschreibt im städtebaulichen Sinne eine zusammenhängende und aufeinander abgestimmte Gruppierung von Gebäuden nach einem entworfenen Plan. Dabei handelt es sich in erster Linie um Stadterweiterungen, entstanden im Zuge des Wachstums der Städte seit 1890. Die Gebäude bilden dabei als Ensemble eine Einheit. Ältere Siedlungen stehen heute vielerorts als Gesamtanlage unter Ensembleschutz.

Entwicklung

Das rasante Wachstum der Städte durch die Zuwanderung aus dem ländlichen Raum und steigende Geburtenzahlen führte vielerorts zu schlechten Wohnverhältnissen. Der berüchtigte Berliner Block mit seinen engen häufig kaum mit Tageslicht beschienenen Innenhöfen galt als negatives Beispiel. Auf der anderen Seite gab es bereits damals sogenannte Werkssiedlungen die von den Industriellen für ihre Mitarbeiter direkt neben Fabriken oder Bergwerken errichtet wurden. Ein besonderes Beispiel hierfür ist die nach den Idealen der Gartenstadt errichtete Margarethenhöhe in Essen.

Beispiele der 1920er Jahre sind die in Berlin durch Genossenschaften errichteten Siedlungen wie die Hufeisensiedlung von Bruno Taut oder Onkel Toms Hütte. In Frankfurt am Main gab es das Wohnungsbauprogramm Neues Frankfurt, durch das unter anderem die Römerstadt, die Heimatsiedlung und die Siedlung Bornheimer Hang entstanden. Federführend bei diesen Projekten war der Architekt und Stadtplaner Ernst May.

Gebaut wurden dabei Reihenhäuser, Einfamilienhäuser aber auch Mehrfamilienhäuser mit 2–5 Geschossen.

Auf der einen Seite wurde mit diesen Siedlungen dringend benötigter Wohnraum geschaffen, auf der anderen Seite konnte der Wohnstandard angehoben werden. Dies geschah durch verbesserte Hygienische Verhältnisse, wie eigene Toiletten und Waschmöglichkeiten oder auch durch eigene Gärten.

Siedlerhäuser der NS-Mustersiedlung Ramersdorf, 1934

Im nationalsozialistischen Deutschland spielte der Siedlungsbau eine große Rolle als Gegenpol zu den als „bolschewistisch“ abgelehnten Mietskasernen und den als liberal kritisierten Villen. In Siedlungen wie der Mustersiedlung Ramersdorf sollten die Siedler in kleinen Einfamilienhäusern mit Kleinviehhaltung und Nutzgarten isoliert werden, so dass das Entstehen revolutionärer Strömungen verhindert werden sollte. Die Siedlungshäuser wurden in der Regel aus Fertigbauteilen erstellt und konnten aufgrund ihrer großen Ausdehnung nach Bombenangriffen leicht wiederhergestellt werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in vielen deutschen Städte Siedlungen in einem deutlich größeren Maßstab als Ersatz für die im Luftkrieg zerbombten Häuser gebaut. Die Charta von Athen fand dabei häufig Anwendung. Die Ideen der Trennung der Funktionen Arbeit und Wohnen sowie von weniger eng beieinander stehenden Gebäuden wurden umgesetzt.

In den 1960er und 1970er Jahren entstanden Großsiedlungen wie Neuperlach oder Marzahn, die heute häufig als Problemgebiete gesehen werden, bzw. über ein negatives Image in der Bevölkerung verfügen.

Siehe auch


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