Karolingische Zeit

Karolingische Zeit
Stammbaum der Karolinger

Karolinger ist der Name des Herrschergeschlechts der westgermanischen Franken, das ab 751 im Frankenreich die Königswürde innehatte. Sein berühmtester Vertreter war Karl der Große, von dem die späteren karolingischen Herrscher abstammten. Nach der Teilung des Karolingerreichs regierten die Karolinger im Ostfrankenreich bis zu ihrem dortigen Aussterben im Jahr 911, im Westfrankenreich mit einer Unterbrechung bis zum Dynastiewechsel von 987, der die Kapetinger an die Macht brachte. Im Herzogtum Niederlothringen herrschte noch bis ins frühe 11. Jahrhundert ein Seitenzweig der westfränkischen Karolinger. Mit diesem starb das Karolingergeschlecht im Mannesstamm aus (wenn man nur die nachfolgeberechtigten ehelichen Söhne berücksichtigt). Nicht thronfähige Nachkommen unehelicher Kinder der karolingischen Herrscher sowie Nachkommen Karls des Großen in weiblicher Linie überlebten jedoch in großer Zahl.

Inhaltsverzeichnis

Name

Als die Karolinger regierten, wurden sie in den Quellen oft als Nachkommen Karls des Großen bezeichnet, aber den Begriff "Karolinger" als Bezeichnung für einen Abstammungsverband gab es noch nicht. Diese Bezeichnung wurde erst nachträglich eingeführt, wobei man offenbar auf die Rolle Karls des Großen als Urahn der späteren Karolinger und auf den Leitnamen Karl Bezug nahm. Im Ostfrankenreich tauchte erst in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts bei dem Geschichtsschreiber Widukind von Corvey die Bezeichnung Karoli ("Karle") auf; er nannte um 965 den 911 gestorbenen letzten ostfränkischen karolingischen König, Ludwig das Kind, ultimus Karolorum apud orientales Francos ("letzter der Karle bei den Ostfranken"). In Frankreich, wo die Herrschaft der Karolinger 987 geendet hatte, bezeichnete bald darauf der Geschichtsschreiber Richer von Reims die Könige der Vergangenheit als "Karle". Daraus wurden später die lateinischen Namensformen Karlenses, Karlingi, Karolini und Karolingi, woraus dann das deutsche Wort "Karolinger" abgeleitet wurde.

Geschichte

Ahnherren der Karolinger waren Arnulf von Metz aus dem Geschlecht der Arnulfinger und Pippin der Ältere aus dem Geschlecht der Pippiniden. Die Karolinger herrschten bereits ab 639 mit Unterbrechungen im Frankenreich, jedoch nicht als Könige, sondern nur als Hausmeier der Merowinger, deren alleiniger Anspruch auf die Königswürde weiterhin respektiert wurde. Bis zur Mitte des achten Jahrhunderts konnten die Karolinger ihre Macht so weit ausbauen, dass sie sich schließlich des nominellen merowingischen Königtums entledigen konnten. Pippin der Jüngere wurde 751 mit päpstlicher Unterstützung von den fränkischen Adligen zum König der Franken akklamiert, der letzte Merowinger wurde abgesetzt. Dieser Dynastiewechsel bedeutete eine mit dem Gedanken des Gottesgnadentums begründete Abweichung von der Vorstellung des Geblütsrechts, die aber weiterhin lebendig blieb und nun auf die neue Dynastie übertragen wurde. Der bekannteste Karolinger, Karl der Große, begründete ein neues römisches Kaisertum, als er am 25. Dezember 800 in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gesalbt und gekrönt wurde.

Auf Karl den Großen folgte 814 Ludwig der Fromme als Kaiser, da Karls ältere Söhne Karl der Jüngere und Pippin der Bucklige bereits vor Karl verstarben. Noch zu Lebzeiten Ludwigs des Frommen erhoben sich seine Söhne Lothar I., Ludwig II., Pippin und Karl II. der Kahle in verschiedenen Koalitionen gegen ihren Vater und bekämpften sich gegenseitig (siehe: Innerdynastische Kämpfe der Karolinger 830–842), wobei der Rang des Kaisers, den Lothar seit 817 als Mitkaiser seines Vaters inne hatte, nie in Frage gestellt wurde. 843 einigten sich die drei übrig gebliebenen Brüder Lothar I., Ludwig II. und Karl II. im Vertrag von Verdun auf eine Teilung der Herrschaft, jedoch nicht des Reiches. Nachdem Lothars Söhne ohne Erben verstorben waren, wurde die Herrschaft im Vertrag von Meerssen 870 zwischen Karl II. und Ludwig II. erneut geteilt. Karl III. der Dicke, König von Ostfranken, einte 885 kurzfristig beide Teile Frankens. Als Kaiser folgten ihm Arnulf von Kärnten und Ludwig III. der Blinde. Danach erloschen die Karolinger als Kaisergeschlecht.

Das Geschlecht der Karolinger beherrschte in unterschiedlichen Konstellationen bis 987 Mitteleuropa und prägte die frühmittelalterliche Welt entscheidend. Ausgehend vom fränkischen Erbschaftsrecht, welches keinen automatischen Primat des Erstgeborenen vorsah, wurde das Frankenreich nach dem Tode Karls des Großen mehrfach geteilt. Der Vertrag von Verdun 843 kann als der Ausgangspunkt der Länderentstehung Frankreichs und Deutschlands angesehen werden. Mit den Teilungen und dem Vertrag von Coulaines im westlichen Frankenreich ging ein Machtzuwachs des fränkischen Adels einher, der stets versuchte, Teilungspläne zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Waren es die Karolinger, die das Angesicht Europas so prägten, dass ihr Einfluss noch auf über 1200 Jahre hinaus sichtbar sein sollte, so liegt in ihrer Herrschaft auch der Ursprung der föderativen und dezentralen Verfassung und Herrschaftsausübung auf dem Gebiet des heutigen Deutschland begründet.

Als die ostfränkische Linie 911 mit Ludwig dem Kind ausstarb, folgten erst mit dem Frankenherzog Konrad I. ein Konradiner und ab 919 mit dem Herzog der Sachsen Heinrich I. die Liudolfinger nach, die später Ottonen genannt wurden. Im Westfrankenreich waren noch bis 987 Karolinger an der Macht, dann wurden sie von den Kapetingern verdrängt.

Der Stil der Baukunst dieser Zeit, eine Form der Vorromanik, wird „karolingischer Baustil“ genannt. Die zur Zeit Karls des Großen entstandene Buch- und Verwaltungsschrift wird als karolingische Minuskel bezeichnet.

Herrscher

Pippinidische und karolingische Hausmeier

Karolingische Könige

Karolingische Kaiser

Könige des Ostfrankenreichs

Könige Italiens

Könige von Lothringen

Könige des Westfrankenreichs

Könige von Aquitanien

Könige von Niederburgund

Herzöge von Niederlothringen

Sonstige Herrscher

Siehe auch

Literatur

  • Hans Hubert Anton: Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit. Röhrscheid, Bonn 1968 (=Bonner historische Forschungen Bd. 32).
  • Arno Borst: Die karolingische Kalenderreform. Hahn, Hannover 1998, ISBN 3-7752-5446-3.
  • Arno Borst: Der Streit um den karolingischen Kalender. Hahn, Hannover 2004, ISBN 3-7752-5736-5.
  • Johannes Laudage, Lars Hageneier und Yvonne Leiverkus: Die Zeit der Karolinger. Primus Verlag, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-15830-X.
  • Rosamond McKitterick: The Carolingians and the written word. Cambridge 1989, ISBN 0-521-30539-X, 0-521-31565-4.
  • Rosamond McKitterick: The Frankish kings and culture in the Early Middle Ages. Variorum, Aldershot 1995, ISBN 0-86078-458-4.
  • Walter Mohr: Die Karolingische Reichsidee. Münster 1962.
  • Pierre Riché: Dictionnaire des Francs. Bd. 2: Les Carolingiens. Ed. Bartillat, 1997, ISBN 2-84100-125-3.
  • Pierre Riche: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. DTV 4559, München 1991, ISBN 3-421-06375-3.
  • Rudolf Schieffer: Die Karolinger. 4. Auflage, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-019099-7.

Weblinks


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