23. Königlich Bayerisches Infanterie-Regiment „König Ferdinand der Bulgaren“

23. Königlich Bayerisches Infanterie-Regiment „König Ferdinand der Bulgaren“

Das 23. Infanterie-Regiment „König Ferdinand der Bulgaren“ war, zusammen mit dem 22. Infanterie-Regiment, ein Verband der 5. Infanterie-Brigade der bayerischen Armee. Das Regiment war disloziert untergebracht: Stab und I. Bataillon in Landau in der Pfalz, II. Bataillon in Germersheim, III. Bataillon auf dem Truppenübungsplatz Lechfeld.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Aufstellung und Entwicklung

Das Regiment wurde am 1. April 1897 aus den IV. Halbbataillonen des 4., 8., 17. und 18. Infanterie-Regiment in Landau in der Pfalz (Stab, I. Bataillon) und Saargemünd (II. Bataillon) aufgestellt. Erster Kommandeur war Joseph Pfeffer, der das Kommando am 24. August 1898 an Hermann Gemmingen Freiherr von Massenbach übergab. An der China-Expedition (1900) und der Niederschlagung des Herero-Aufstandes (1905) in Deutsch-Südwestafrika nahmen Angehörige des Regiments teil. Im Jahr 1911 nahm das Regiment die Maschinengewehr-Kompanie des 18. Infanterie-Regiments auf. 1913 wurde das III. Bataillon, zuvor das III. Bataillon des 21. Infanterie-Regiments, im Lager Lechfeld aufgestellt. Am 22. Oktober 1913 wurde Oberst Rudolf Dänner zum Regimentskommandeur ernannt. Im Jahr 1914 erfolgte die Aufstellung eines Ersatz-Bataillons in Kaiserslautern. Stationiert war dieses in der 1913, im neubarocken Stil erbauten, sogenannten 23er Kaserne. (die bis heute von der US-Armee genutzte Kleber-Kaserne).

Erster Weltkrieg

1914

Im Ersten Weltkrieg trat das Regiment, als Teil der 6. Armee, in Gefechtsstärke von 70 Offizieren und 3.200 Unteroffiziere und Mannschaften sowie 230 Pferden (Stand: 2. August 1914) an und verblieb an der Westfront bis zum Waffenstillstand am 11. November 1918. Am 19. August 1914 gelang es dem II. Bataillon bei Liedersingen, in den Rücken der französischen Kräfte vorzustoßen. 400 Franzosen konnten gefangengenommen werden. Am 20. August 1914 musste das I. Bataillon bei Mörchingen Verluste durch ein französisches MG, das mit einer Rotkreuzflagge getarnt war, hinnehmen. Am 22. August 1914 erreichte es noch Maixe, blieb aber vor Franconville und Fraimbois im Feuer des französischen Gegenangriffs liegen. Am 25. August 1914 erbeutete die 12. Kompanie eine französische Fahne, am selben Tag verlor die Regiments-Musik in Remenoville alle ihre Instrumente. Während der Schlacht an der Somme bei Péronne Ende September 1914 wurde es von Péronne nach Herbécourt befohlen, um westlich von Herbécourt die linke Flanke der 3. Infanterie-Division zu decken. Anschließend war es für drei Wochen bei Maricourt eingesetzt. Am 30. Oktober 1914 stand das Regiment bei Comines bereit, um auf Ypern vorzustoßen. Am 30. abends erreichte es Hollebeke bei einem Geländegewinn von ca. 6 km. Bis zum 10. November 1914 blieb es wegen des zunehmenden Widerstands der Engländer und Franzosen sowie wegen Munitionsmangels 2 km vor der Ortschaft St. Eloi liegen.

1915

Am 14. März 1915 gelang es dem Regiment den sogenannten Lehmhügel bei St. Eloi in Besitz zu nehmen. Am 23. April 1915 übernahm Oberstleutnant Ludwig Friedmann die Führung des Regiments. Im Juni/Juli 1915 folgte der Einsatz auf der Vimy-Höhe. Mitte Oktober 1915 übernahm das Regiment das Hohenzollern-Werk, wo es allein am 15. Oktober 280 Tote zu beklagen hatte. Das Hohenzollern-Werk war im Schwerpunkt eines aufreibenden Minenkriegs, wo das Regiment monatelang ununterbrochen im Kampf stand.

1916

Am 26. August 1916 traf das Regiment westlich Martinpuich ein und ging dort in Stellung. Am 3. September 1916 trat das Regiment nach heftigstem feindlichen Trommelfeuer und Minensprengungen zum Gegenangriff auf eingebrochene Engländer im Foureauxwald an und konnte die Ausgangslage wiederherstellen. Nach Verlust des Waldes trat es am 8. September 1916 nochmals mit ähnlichem Ergebnis an. Am 15. September 1916 griffen die Engländer mit Tanks unterstützt auf einer Breite von 5 km an und warfen das Regiment aus seinen Stellungen. Das I. Bataillon wurde schon am selben Tag wegen zu großer Verluste heraus genommen. Am nächsten Tag war das Regiment zerschlagen. Im Winter 1916/17 befand sich das Regiment bei Armentières.

1917

Am 10. April 1917 wurde es vor Monchy le Preux geworfen, hielt drei von den Engländern vorgetragenen Angriffen unter schweren Verlusten stand und nahm dazu noch 350 Engländer gefangen. Englische Pioniere unterminierten die Stellungen des vorne eingesetzten I. Bataillons und löschten mit Sprengung am 7. Juni 1917 die 1., 2. und 3. Kompanie des Regiments aus. Nach den feindlichen Angriffen wurde der Rest des zerschlagenen Regiments zur Auffrischung nach Französisch-Lothringen verlegt. Trotzdem stand es ab 16. Juli 1917 dort, später bei Chemin des Dames, bis November wieder im Kampf. Über den Jahreswechsel 1917/18 konnte sich das Regiment in Sons und Chatillon erholen.

1918

Ab Anfang Februar 1918 war es zwischen Aisne und Aillette in Aufstellung. Am 23. März 1918 war das Regiment bei La Fère als Reserve eingesetzt und löste am 30. März 1918 bei Lassigny und Thiescourt Teile der erschöpften 1. Division ab. Am 31. März richtete sich das Regiment dort zur Verteidigung ein. Am 15. April 1918 löste Major Karl Clingenstein Oberstleutnant Friedmann ab und blieb Kommandeur des Regiments bis Kriegsende. Im Zuge der Kämpfe bei Noyon war es beim Angriff über den Matz-Bach beteiligt (8. bis 12. Juni 1918), wo es noch Wochen nachher südlich der Matz im ständigen Kampf gegen die neu herangeworfenen französischen Truppen stand. Das Regiment wurde am 13. August 1918 mit voller Wucht von den französischen Angriffsverbänden getroffen. Am 20. August 1918 gelangten die Reste des Regiments hinhaltend kämpfend nach Belval, tags darauf setzte man sich befehlsgemäß bis vor Noyon ab. Ab 29. August 1918 stand das abgekämpfte Regiment verzweifelt bei Chauny und ab 18. September 1918 bei Mörchingen, wo es schon 1914 schlechte Erfahrungen machte, im Gefecht. Von 27. September bis 11. November 1918 deckte es gegen amerikanische Kräfte bei Etain nahe Verdun unter schmerzlichen Verlusten den Rückzug. Anfang Dezember 1918 erreichten die Überreste des Regiments über Worms den Raum Würzburg.

Vom 23. Infanterie-Regiment ließen sich genaue Angaben zu Verlusten, Ersatz und Auszeichnungen nicht mehr ermitteln. Das unglückliche Regiment hatte mehr als 5.000 Tote zu beklagen und lag damit an der Spitze aller Regimenter der bayerischen Armee.

Tradition nach 1918

Die Tradition des Regiments übernahmen in der Reichswehr die 3. und 4. Kompanie des (bayerischen) Infanterie-Regiments 20 in Regensburg.

Literatur

  • Konrad Krafft von Dellmensingen, Friedrichfranz Feeser: Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914–1918. I. Band, Chr. Belser AG, Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1930
  • Günter Wegner: Deutschlands Heere bis 1918, Band 10 Bayern. Biblio Verlag, Osnabrück 1984

Weblinks


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