Kartäusermühle (Erfurt)

Kartäusermühle (Erfurt)
Kartäusermühle, rechts unten ist noch der Wassereinlauf erkennbar.
Kartäusermühle

Die Kartäusermühle ist eine ehemalige, vom Wasser der Gera betriebene Ölmühle am Südwestrand der Altstadt der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt. Der bereits im Mittelalter an dieser Stelle begonnene Mühlenbetrieb wurde 1935 eingestellt, zu DDR-Zeiten war sie Sitz der PGH Elektrohandwerk Licht und Kraft Erfurt.

Lage

Die Kartäusermühle liegt am Walkstrom, einem der drei heute die Stadt Erfurt durchfließenden Flussarme der Gera. Weiter nach Südwesten schließt sich im ursprünglichen Sumpfbereich der im 15. Jahrhundert urbar gemachte und seit dem 17. Jahrhundert zu einem ländlichen Lustgarten umgebaute Dreienbrunnenpark an, in dem sich die Gera in ihre drei Arme Bergstrom, Walkstrom und den im 19. Jahrhundert angelegten Flutgraben teilt. Nordwestlich davon schließen sich die Hügel der früheren Zitadelle Cyriaksburg, des heutigen Geländes der Erfurter Gartenbauausstellung, an, während sich weiter südlich der Steigerwald etwa 100 Meter über das Tal der Gera erhebt.

Geschichte

Die erste Mühle am Abzweig der Hirschlache vom Walkstrom, eines im frühen 12. Jahrhundert künstlich angelegten Kanals, ist bereits im Jahr 1291 nachweisbar. Die Hirschlache wurde im 19. Jahrhundert verrohrt und verschwand mit dem Bau des Juri-Gagarin-Rings.

Im Jahr 1434 wurde die Mühle von Gottschalk Paradies, Mönch im nahe gelegenen Kartäuserkloster, erworben, weshalb die Mühle auch teilweise Paradiesmühle genannt wurde. Im Verlauf der Jahrhunderte entstanden an dieser Stelle immer wieder neue Gebäude, man geht davon aus, dass es zum heutigen Gebäude mindestens drei Vorgängerbauten gab.

1826 wurde eine „Bezifferung der Grundstücke“ der Stadt Erfurt eingeführt. Dabei wurde die Kartäusermühle die Nr. 1 von damals 3050 Grundstücken. Diese Zählung gilt heute allerdings nicht mehr.

Die heute vorzufindenden Gebäude wurden 1872 errichtet. Dabei wurde neben der eigentlichen Mühle auch eine Raffinerie eingerichtet, um das gewonnene Rohöl vor Ort gleich weiter zu verarbeiten.

Mit dem Aufkommen der Elektrizität und entsprechender, billig und ganzjährig vom Wasserlauf unabhängiger elektrischer Antriebe wurde der Betrieb der Mühle im beginnenden 20. Jahrhundert zunehmend unrentabel. Schließlich musste sie 1935 ihren Betrieb einstellen. Die noch verbliebenen Mühlsteine verschwanden um 1950.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Hauptgebäude als Wohnhaus, in dem unter anderem auch der Maler und Graphiker Alfred Hanf wohnte und seine Werkstatt hatte. Später zog in die Gebäude die PGH Elektrohandwerk Licht und Kraft Erfurt ein, die sich nach der Wende auflöste. Seitdem stehen die Gebäude leer.

Im Jahr 2006 wurde die Liegenschaft von einer Architektur- und Bauprojektgesellschaft erworben, die sie bis 2013 zu einem Wohn- und Geschäftsobjekt umbauen will, wobei die Denkmalschutzauflagen bei den inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden beachtet werden müssen.[1]

Einzelnachweise

  1. Lust auf Erfurts Haus Nummer 1. Anzeigensonderveröffentlichung der Thüringischen Landeszeitung, 16. Juni 2009
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