Kaspische See

Kaspische See
Kaspisches Meer
Satellitenaufnahme des Kaspischen Meeres
Satellitenaufnahme des Kaspischen Meeres
Geographische Lage: Aserbaidschan, Kasachstan, Iran, Russland, Turkmenistan
Zuflüsse: Wolga, Ural, Kura, Terek
Abflüsse: abflusslos
Städte am Ufer: Baku, Astrachan, Ramsar
Daten
Koordinaten 41° N, 51° O41517Koordinaten: 41° N, 51° O
Kaspisches Meer (Russland)
DEC
Kaspisches Meer
Höhe über Meeresspiegel 28 m unter dem Meeresspiegel
Fläche 386.400 km² [1]dep1
Seelänge 1.200 km
Seebreite 435 km
Volumen 78.700 km³dep1
Maximale Tiefe 995 m, Seegrund 1.023 m unter dem Meeresspiegeldep1
Mittlere Tiefe 184 mdep1
Besonderheiten größter See der Erde,
zweittiefste Kryptodepression,
Erdölförderung, fischreich

Das Kaspische Meer (auch Kaspisee, persisch دریای خزر/درياي مازندران, azeri Xəzər dənizi, russisch Каспийское море) ist der größte See der Erde. Es liegt in West-Asien und im äußersten Osteuropa ohne natürliche Verbindung zu den Ozeanen innerhalb der großen Aral-Kaspi-Senke. Im Norden grenzt es an Russland und Kasachstan, im Süden an den Iran, im Westen an Aserbaidschan und im Osten an Turkmenistan.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Kaspische Meer, das in einer weitläufigen und bis zu 1.023 m tiefen Kryptodepression liegt, befindet sich unter anderem zwischen dem trockenliegenden Teil der großen Kaspischen Senke im Norden, der Kasachensteppe im Nordosten, dem großen Tiefland von Turan im Osten, dem Elburs im Süden und dem Kaukasus im Westen. Aserbaidschan (Küstenlänge: ca. 800 km), Iran (Küstenlänge: 750 km), Kasachstan (Küstenlänge: 1894 km), Russland (Küstenlänge: ca. 960 km) und Turkmenistan (Küstenlänge: 1768 km) grenzen an ihn.

Das Kaspische Meer ist, je nach Definition, Teil der Grenze von Europa und Asien und zerteilt somit Eurasien in zwei Kontinente. Zum Verlauf dieser Grenze der ineinander übergehenden Erdteile siehe unter Innereurasische Grenze.

Die Fläche des Kaspischen Meeres beträgt 386.400 km², damit ist es die größte von Land umschlossene Wasserfläche der Erde beziehungsweise deren größter See und so größer als beispielsweise Deutschland. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1200 km, seine West-Ost-Ausdehnung umfasst 435 km (im Mittel 300 km). Während der große Nordteil im Mittel nur etwa 6 m tief ist, beträgt seine tiefste Stelle im Süden 995 m; weil seine Wasseroberfläche 28 m unter dem Meeresspiegel liegt, befindet sich dieses Tiefenmaximum 1.023 m unter dem Meeresspiegel: Dies ergibt die zweittiefste Kryptodepression der Erde.

Das Kaspische Meer besitzt keine natürliche Verbindung zu den Ozeanen. Es ist also eigentlich ein See und trägt die Bezeichnung „Meer“ nur aufgrund seiner enormen Größe. Über die Wolga, den Wolga-Don-Kanal und den Don besteht aber eine schiffbare Verbindung über das Asowsche Meer zum Schwarzen Meer.

Das Kaspische Meer weist zahlreiche Inseln auf. Die Mehrzahl der Inseln ist klein und unbewohnt, aber es gibt auch einige bewohnte. Viele der Inseln nahe Aserbaidschan sind wegen ihrer Ölvorkommen bedeutsam.

Die Bulla-Insel, vor der Küste Aserbaidschans, hat bedeutende Erdölvorkommen. Das gleiche gilt für die Pirallahı-Insel. Hier gab es einen der ersten Erdölfunde in Aserbaidschan, und hier fand die erste Ölbohrung im Kaspischen Meer statt.

Nargin, die größte Insel in der Baku-Bucht, ist ein früherer sowjetischer Militärstützpunkt. Ashuradeh liegt am östlichen Ende der Miankaleh-Halbinsel, nordöstlich der Gorgan-Bucht, nahe der Iranischen Küste. Ashuradeh wurde durch einen Kanal von der Halbinsel getrennt.

Verschiedene Inseln, speziell nahe Aserbaidschan, erlitten durch die Ölproduktion enorme Umweltschäden, beispielsweise Vulf, obwohl dort immer noch Robben leben.

Im Nordosten des Kaspischen Meeres liegen die Tjulenji-Inseln.

Entstehungsgeschichte

Zum Ende der Eiszeiten, als die gewaltigen Eis-Massen der Gletscher abzutauen begannen, füllte sich neben dem Seebecken nicht nur die Kaspische Senke nach und nach mit Wasser, auch die sich nördlich daran anschließende Manytschniederung wurde geflutet, so dass das Kaspische Meer in Richtung Westen über diese Niederung mit dem Schwarzen Meer verbunden war. In Richtung Osten bestand innerhalb der Aral-Kaspi-Senke auch eine Verbindung zum Aralsee. Eine Verbindung zum Ozean (Weltmeere) bestand jedoch nicht, da das Schwarze Meer zum Zeitpunkt seiner Verbindung mit dem Kaspischen Meer nach gängiger Lehrmeinung vom Mittelmeer getrennt war.

Der fallende und steigende Meeresspiegel

Die Seefläche ging von Anfang der 1930er Jahre bis in die 1980er Jahre gewaltig zurück; zu Beginn dieses Zeitraums soll die Seefläche etwa 420.000 km² groß gewesen sein. Das Absinken des Seespiegels vollzog sich vor allem in den Jahren 1930–1941 und 1970–1977 mit einer Intensität von 16 beziehungsweise 14 cm pro Jahr. Die Wassermassen, die dem See durch die Wolga, den Ural und die Kura zugeführt wurden, reichten damals nicht aus, um seinen Wasserinhalt aufrecht zu erhalten; die Wasserentnahme zu Bewässerungszwecken war an seinen wenigen Zuflüssen enorm groß und die Verdunstung, die auf der riesigen Wasserfläche entstand, ließ seinen Inhalt und damit seine Größe ständig schrumpfen.

Die Kara-Bogas-Bucht, eine ehemals sehr flache, aber große, östliche Ausbuchtung des Kaspischen Meeres, wurde an der schmalsten Verbindungsstelle 1980 durch einen Damm abgeriegelt, weil in diesem trockenen, heißen Gebiet die Verdunstung besonders hoch war. Nach dem Dammbau kam es zur völligen Austrocknung der Lagune und zur Umwandlung in eine für die Umwelt gefährlichen Salzwüste. Da der Einbau von Schleusen in den Jahren 1985-1991 die Situation nicht wesentlich verbesserte, wurde der Damm 1992 wieder beseitigt.

Zwischen 1978 und 1994 stieg der Seespiegel anhaltend und intensiv an mit einer jährlichen Rate von 14 cm bis 40 cm. Das führte in dieser Zeit zu weiträumigen Überschwemmungen des Festlandes in einer Breite von 5-25 km und über eine Länge von 1500 km. Dadurch wurden 2 Millionen Hektar Land überflutet.

Der immer noch andauernde Anstieg des Meeresspiegels wird von Wissenschaftlern mit verstärkten geologischen Aktivitäten am Boden des Kaspischen Meeres erklärt. Der Forscher G. Titarenko rechnet damit, dass der Anstieg des Meeresspiegels noch 200 Jahre anhalten und bereits in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts zu einer Steigung des Meeresspiegels um 40 Meter über der Hochwassermarke des Jahres 1994 führen wird.

Der Anstieg des Meeresspiegels hat die Anrainerstaaten vor die Notwendigkeit gestellt, die Siedlungen und Industrieanlagen in den überfluteten Gebieten zu schützen. Das Meer bedroht besonders die Gebiete intensiver Erdöl- und Erdgasförderung und die Industriedeponien mit Gefahrgut.

Besonderheiten

Das Kaspische Meer bei Ramsar (Iran), Reste von Sichtschutzwänden, die die Strände zwischen Männern und Frauen abteilten.

Salzgehalt

Im Norden, wo die beiden Hauptzuflüsse einmünden, ist der Salzgehalt (Salinität) nur sehr gering; in Richtung Süden, wo es kaum noch nennenswerte Zuflüsse gibt, steigt er stetig an: Das Maximum fand sich mit bis zu 30 % an den Salzlagerstätten in der Kara-Bogas-Bucht (Kara-Bogas-Gol) in Turkmenistan. Im Mittel beträgt der Salzgehalt 1,1 bis 1,3 %.

Bodenschätze

Unter dem Seeboden befinden sich insbesondere bei Baku sehr große Reserven an Erdöl und Erdgas. Geologen vermuten zwischen 15 und 50 Milliarden Barrel Erdöl auf dem Grund und an den Küsten des Kaspischen Meeres [2]. Optimistische Schätzungen lauten auf bis zu 100 Milliarden Barrel, die einen Wert von fünf Billionen US-Dollar verkörpern sollen.

In der Kara-Bogas-Bucht wird Salz abgebaut.

Fauna

Eine kulinarische Spezialität des Kaspischen Meeres ist der Stör, aus dem Kaviar gewonnen wird. Außerdem gibt es reichlich z. T. endemische Heringsverwandte und wilde Karpfen.

Völkerrechtlicher Status

Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres

Der internationale Status des Kaspischen Meeres ist bis heute nicht endgültig geklärt. Deshalb wurde von den Anrainerstaaten, Aserbaidschan, Iran, Kasachstan, Russland und Turkmenistan 1992 die Kooperationsgemeinschaft Kaspischer Staaten gegründet. Ziel ist ein Abkommen zum Schutze und zur Nutzung des Kaspischen Meeres.

Vor diesem Schritt gab es nur zwei gültige Verträge aus den Jahren 1921 und 1940 zwischen dem Iran und der Sowjetunion zur Regelung der Schifffahrt und der Fischerei. In ihnen wurde das Kaspische Meer als Binnengewässer mit dem Recht der gemeinsamen Nutzung definiert.

Die neuen Anrainer Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan sehen darin eine Benachteiligung für sich und möchten, dass das Kaspische Meer als internationales Gewässer behandelt wird. Hintergrund dieser Forderungen sind vor allem die Förderrechte für Erdöl und Erdgas.

Käme es zu jenem Status, den Russland und der Iran favorisieren, würde es zu einer Aufteilung der Bodenschätze unter den Anrainern zu gleichen Teilen kommen. Käme jedoch (entsprechend der überwiegenden Meinung der Völkerrechtler) das internationale Seerechtsabkommen von 1994 zur Geltung, hätte jeder Anrainer das alleinige Recht der Ausbeutung seiner Zone. Unterstützung finden die drei neuen Anrainerstaaten durch die westlichen Staaten und deren Mineralölkonzerne, die keine Beteiligung Russlands oder des Irans möchten. Die Staaten konnten sich bis heute nicht einigen, bei der Erschließung neuer Erdölfelder sind sich mittlerweile die neuen Staaten auch nicht mehr einig.

Zuflüsse

Das Kaspische Meer bei Baku (Aserbaidschan)

Zu den größten Zuflüssen des Kaspischen Meeres zählen (alphabetisch sortiert):

* auch Sepid Roud bzw. Kisil Usen genannt

Häfen und Städte

Siehe auch

Literatur

  • Gundula Bahro: Die ökologische Krise des kaspischen Meeres und der Kaspiregion. Seite 161 ff. mit Literaturangaben in: Ernst Giese, Gundula Bahro, Dirk Betke: Umweltzerstörungen in Trockengebieten Zentralasiens (West- und Ost-Turkestan). Ursachen, Auswirkungen, Maßnahmen. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998.
  • V. A. Zubakov: History and Causes of Variations in the Caspian Sea Level: the Miopliocene, 7.1—1.95 Million Years Ago. In: Water Resources. 28/2001, S. 249–256, ISSN 0097-8078
  • H. J. Dumont: The Caspian Lake: History, biota, structure, and function. In: Limnology and Oceanography, 43(1), 1998, 44–52 (online einsehbar)

Einzelnachweise

  1. caspian environment programme
  2. CRS Report for Congress

Weblinks


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