Kataclysmentheorie

Kataclysmentheorie

Die Kataklysmentheorie (lat. cataclysmus zu griech. kataklysmos: Überschwemmung) bezeichnet eine geowissenschaftliche Doktrin des 18. und 19. Jahrhunderts, die sich die innerhalb der Schichten der Erdkruste beobachtete Aufeinanderfolge von Lebewesen und Lebensgemeinschaften als Ergebnis von wiederholten weltweiten Katastrophen (Kataklysmen) (siehe Katastrophismus) mit jeweils nachfolgender Neuschöpfung dachte.

Der exponierteste Vertreter der Kataklysmentheorie war der französische Naturwissenschaftler Georges Cuvier. Der britische Geologe Charles Lyell führte dagegen den Grundsatz des Aktualismus in die Geologie ein, der besagt, dass in der Erdgeschichte nur solche Kräfte an der Gestaltung der Erde gewirkt hatten, die auch heute noch zu beobachten sind. Die oft abrupt wirkenden Übergänge zwischen verschiedenen Schichtfolgen und Faunenschnitte erklärt der Aktualismus nicht als Ergebnis plötzlicher und kurz andauernder weltumwälzender Katastrophen sondern als Überlieferungslücken und als Folge der außerordentlich langen Dauer geologischer Prozesse. Der Aktualismus war eine der Voraussetzungen für die Entwicklung der Evolutionstheorie von Charles Darwin.

Eine überraschende Wiederbelebung der Vorstellungen der Kataklysmentheorie und damit eine Relativierung des Prinzips des Aktualismus brachte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Erkenntnis, dass die Erde, wie andere Himmelskörper auch, in ihrer Geschichte viele Male dem Einschlag großer Meteoriten, Asteroiden und Kometen ausgesetzt war, die tatsächlich weltweite Katastrophen allergrößten Ausmaßes bewirkten.

Seit einigen Jahren mehren sich die Hinweise, dass neben kosmischen Katastrophen, wie Asteroiden- und Kometentreffer, Strahlungsausbrüche erdnaher Nova- oder Supernova-Ereignisse, Bahnveränderungen im Sonnensystem und andere, auch erdgebundene Vorgänge kurzfristig gravierende planetenweite Veränderungen im Sinne der Kataklysmentheorie herbeiführen können. Dazu zählen zum Beispiel Calderenausbrüche (Yellowstone-Caldera) mit nachfolgendem vulkanischen Winter, das Abreißen von wichtigen Meeresströmungen (Golfstrom) mit folgender Eiszeit und Super-Erdbeben und damit verbundene Tsunamis.

Siehe auch: Katastrophismus


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