Katafygihöhle

Katafygihöhle
Lage in der Präfektur Messenien

Das Drakos-Selinitsa-System (griechisch σύστημα Δράκου – Σελίνιτσας) südlich des Ortes Agios Dimitrios auf der Halbinsel Peloponnes (Äußere Mani/Messenien) in Griechenland erstreckt sich entlang eines unterirdischen Flussbettes über mehr als einen Kilometer vom Meer ins Landesinnere. Die Höhle ist lokal auch als Katafygi-Höhle (griechisch σπηλιά καταφυγής) bekannt.

Hauptartikel: Katafygi-Höhlen

Fundstätten von menschlichen Knochen und schwarzer Tonware bezeugen die frühere Bedeutung der Höhle als Kultstätte oder Schutzort.[1]

Das System hat mehrere Verzweigungen in drei Etagen. Die oberste und der Hauptgang mit Ausnahme des hintersten Teils sind inaktiv vados (trocken; die Höhlenbildung abgeschlossen), der hinterste Teil ist zumindest noch gelegentlich aktiv vados (von Wasser durchflossen, die Höhlenbildung ist noch nicht abgeschlossen). Die unterste Etage sowie die Drakos-Quelle sind phreatisch (gänzlich von Wasser ausgefüllt).

Die Temperatur in der Höhle entspricht mit 17–19° C der Jahresmitteltemperatur; die Luftfeuchtigkeit beträgt etwa 80 %.

Inhaltsverzeichnis

Name

Im Griechischen bedeutet das Wort καταφυγή (katafygi) „Rückzugsgebiet, Zufluchtsort“. Die offizielle Bezeichnung der griechischen speläologischen Gesellschaft ist Drakos-Selinitsa-System (σύστημα Δράκου – Σελίνιτσας) nach der weiter südlich gelegenen Drakos-Quelle, sowie der alten slawischen Bezeichnung Selinitsa für den Küstenabschnitt zwischen Agios Nikolaos und Trachila.

Lage

Eingang der Katafygi-Höhle

Der Höhleneingang befindet sich an einem Felsenstrand etwa 500 Meter südlich von Agios Dimitrios (3,5 km südlich von Agios Nikolaos).[1]

Die unterste Etage steht über die etwa 450 Meter südöstlich gelegene Drakos-Quelle mit dem Messenischen Golf (Messiniakos Kolpos) in Verbindung.

Der Hauptgang verläuft in südöstlicher Richtung unterhalb des Taygetos-Gebirges (Ταΰγετος) und endet in einem lehmgefüllten Siphon. Die oberste Etage verläuft nahezu parallel zur Küste, die Drakos-Höhle von der Mündung in nördlicher Richtung.

Klassifikation

  • Großhöhle (Ganglänge <5000 Meter)
  • Sekundärhöhle (Entstehung zeitlich nach dem umgebenden Gestein)
  • Karsthöhle (umgebender Kalkstein)
  • Horizontalhöhle (räumliche Anlage)
  • Tropfsteinhöhle, Aktive Wasserhöhle (Höhleninhalt)
  • Höhlensystem (zusammenhängendes, verzweigtes Netz von Hohlräumen)

Geologie

100 Meter vom Eingang
In der Katafygi-Höhle

Die Höhle befindet sich in Kalkstein aus dem Tertiär und der oberen Kreidezeit in einer gegenüber der Horizontalen um 10° gekippten Bankung.

Der Eingangsbereich ist von Brekzie überdacht; in den massiven Kalkstein ist häufig Hornstein eingelagert. In den obersten Bereichen der Versturzhalle – einer der größten Griechenlands[2] – finden sich Schichten kristallinen Schiefergesteins.

Die Speläotheme (sekundäre Mineralablagerungen, Sinter) bestehen aus Calcit, sowie – sehr selten – aus Aragonit. Excentriques auf Tropfsteinen in den phreatischen Teilen belegen die vadose Entstehung (Messinische Salinitätskrise, Eiszeit).

Befahrungsgeschichte

Die erste Erkundung erfolgte 1928 (Sarri und Georgalas: Ganglänge etwa 1 Kilometer).[2] Die erste Kartierung erfolgte 1953 durch den Begründer der griechischen Speläologie Ioannis Petrocheilos und den schwedischen Biospeläologen Knut Lindberg; die erkundete Ganglänge betrug damals 1250 Meter. In weiteren Befahrungen unter der Leitung von I. Ioannis gelang es, die Ganglänge auf 1900 Meter auszudehnen.[1] Die vollständige Kartierung erfolgte Ende der 1970er durch Mitglieder der griechischen spelälogischen Gesellschaft (Avagiano, Zoupi, C. und E. Koniari) mit einer Länge von etwa 2000 Metern.[2]

Nach ersten Erkundungen 1980–1985 durch deutsche, tschechische, und besonders britische[3] Höhlentaucher (Selinitsa 860 Meter, Drakos 633 Meter) wurden die beiden Höhlen im November 2004 nach fünfjähriger Vorarbeit durch griechische Höhlentaucher verbunden.[4] Die Anforderungen waren dabei beträchtlich: Tauchscooter (Aquazepps), Trimix-Tauchgänge bei maximalen Tiefen von über 50 Metern und Tauchzeiten von über drei Stunden. Die Länge des Siphons Selinitsa/Drakos beträgt etwa 850 Meter.[5]

Mit einer Gesamtlänge von 3500 Metern ist das Drakos-Selinitsa-System die viertlängste Höhle Griechenlands (Stand 2005).[6]

Gefahren

Die Höhle wird nicht geführt, daher ist eine Befahrung nur gut vorbereitet zu empfehlen.

  • Die Höhle niemals allein befahren.
  • Hinterlassen einer Nachricht über die geplante Rückkunftszeit.
  • Verwendung von mindestens zwei voneinander unabhängigen Lichtquellen pro Person.
  • Anpassung der Ausrüstung an den Schwierigkeitsgrad und die Besonderheiten der Höhle.

Die hinteren Abschnitte des Hauptganges (nach der „Sandburg“ etwa 300 Meter vom Eingang), sowie die obere Etage sind erfahrenen Speläologen vorbehalten.[7] Die wassergefüllten Abschnitte sind nur nach ausreichender Höhlentauchzertifikation und Genehmigung durch die Griechischen Behörden zu befahren.[8]

Quellen

  1. a b c Anna Petrocheilou: Die Höhlen Griechenlands, S. 26–29. Ekdotike Athenon, Athen 1992, ISBN 960-213-195-0
  2. a b c N. Boukouvala, Th. Theodosiadis; SPELEO NEWS 4, 4/2005, S. 4: Einige Worte Über die Katafygi Höhle und den Drachen (Λίγα λόγια για το σπήλαιο Καταφύγγι και τον Δράκο). Abgerufen am 1. Februar 2009 (Griechisch)
  3. John Cordingley, NPC Journal 3(3), 1982, S. 69-70: Cave Diving in Greece. Abgerufen am 1. Februar 2009 (Englisch)
  4. SPELEO: Meldung über die Verbindung der Höhlen. Abgerufen am 20. März 2008 (Englisch)
  5. Geoff Crossley (CDG, Cave Diving Group of Great Britain), 26. März 2005: Spring of Dracos. Abgerufen am 1. Februar 2009 (Englisch)
  6. Anon.; SPELEO NEWS 1, 1/2005, S. 1–2: Endlich vereint (Επιτέλους έγινε η Ένωση). Abgerufen am 1. Februar 2009 (Griechisch)
  7. Jochen Duckeck: Spilia Katafygi. 16. November 2008, abgerufen am 1. Februar 2009 (Englisch)
  8. The Minister of Culture and Sciences: State Law for the Protection of Caves. Athen, 12. Juni 1983, abgerufen am 1. Februar 2009 (Englisch)

Weblinks

36.802922.297557Koordinaten: 36° 48′ 10″ N, 22° 17′ 51″ O


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