Kathedrale von St Davids

Kathedrale von St Davids
St Davids – Ortschaft und Kathedrale im Tal des Alun
Kathedrale von St Davids

Die Kathedrale von St Davids in der walisischen Grafschaft Pembrokeshire gehört zu den ältesten Anlagen in ganz Großbritannien. Ihr Ursprung liegt im 6. Jahrhundert, als St. David (walisisch: Dewi Sant; ca. 512–587) im Glyn Rhosyn („Tal der Rosen“) am Fluss Alun sein Kloster gründete.

Die klösterliche Niederlassung litt lange Zeit unter den Überfällen durch die Wikinger. Im Jahr 1081 besuchte Wilhelm der Eroberer den Schrein mit den Gebeinen des heiligen David; allerdings waren seine Motive wohl eher politischer als religiöser Natur. Der letzte keltische Bischof von St Davids, Wilfried, starb im Jahr 1115. Unter seinem normannischen Nachfolger waren die Brüder von St Davids endgültig gezwungen, sich dem Erzbischof von Canterbury zu unterstellen.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

St Davids ist die letzte größere Kirche im normannischen Stil in Großbritannien. Auf ihrer Errichtung lag im 12. und 13. Jahrhundert das Hauptaugenmerk der Bischöfe. Erst nach der Ernennung von Thomas Bek im Jahr 1280 wurden die anderen Bauten der Kathedralenanlage, der jetzige Bischofspalast, die Kapelle, die Bischofshalle, die oberen Kammern sowie das Pförtnerhaus, in Angriff genommen.

Die normannischen Arkaden im Langhaus zeugen davon, wie weit St Davids hinter der Zeit war; sie stammen aus einer Periode, in der in England die Gotik schon in voller Blüte stand. Als Baumaterial diente kambrischer Sandstein in Farbtönen zwischen Grau und Rosa; später kam noch honigfarbener Oolith hinzu, der heute zu großen Teilen das Aussehen des Kirchenbauwerkes bestimmt.

Der nächste wesentliche Schritt wurde unter Bischof Henry de Gower (1328–1347) vollzogen. Er gotisierte den Außenbau der Kathedrale, errichtete die große Halle des Bischofspalastes und verschönerte das gesamte Bauwerk, von dessen gewaltigen Ausmaßen heute nur noch Ruinen künden, mit Arkaden unterschiedlicher Größe. Arkaden dieser Art sind auch im Bischofspalast von Lamphey nahe der Stadt Pembroke und im Schloss Swansea zu sehen. Später kamen in diesem Bauabschnitt noch die Kapelle des Heiligen Thomas und die Küchen hinzu.

Blick auf den ehemaligen Bischofspalast

Das Ensemble war vollständig von einer Mauer umgeben. Das einzige erhaltene Tor, Porth-y-Twr, öffnet den Weg von der Kathedrale ins Stadtzentrum von St Davids. Mauern und Tor stammen aus der Zeit um 1300.

Niedergang

Nach dem Tod Henry de Gowers begannen für Wales schwere Zeiten. Die Pest wütete fast ein Vierteljahrhundert lang und brachte die Pilgerströme zum Erliegen. Dann kam die Reformation und mit dem Tudorkönig Heinrich VIII. im Jahr 1536 die Auflösung der Klöster. Der Englische Bürgerkrieg hinterließ ebenfalls seine Spuren an der Bausubstanz.

Die Kathedrale, wie viele normannische Bauten nur mit unzureichenden Fundamenten ausgestattet, musste im 16. Jahrhundert durch zusätzliche bauliche Maßnahmen abgesichert werden. Der Bleibelag vom Dach der großen Halle des Bischofspalastes wurde entfernt und das Bauwerk damit dem Verfall preisgegeben. 1633 war das letzte Jahr, in dem der Gebäudekomplex noch genutzt werden konnte. Erst im späten 18. Jahrhundert, als neues Nationalbewusstsein in Wales erwachte, gab es wieder Bestrebungen, die Kathedralenanlage wenigstens in Teilen zu erhalten. Der Bischofspalast war indes nicht mehr zu retten. Für die Instandsetzung der Kirche beauftragte man erst den bekannten Architekten John Nash und danach George Gilbert Scott.

Interieur

Der Zugang zu Kathedrale befindet sich am westlichen Ende der Südseite. Der Vorbau wurde unter Bischof Gower im 14. Jahrhundert angefügt, die Schmuckelemente sind heute durch die Verwitterung kaum noch zu erkennen. Der Raum darüber stammt aus dem Jahr 1515. Betritt man das südliche Kirchenschiff, fällt die Auswärtsneigung der Säulenreihe auf. In St Davids haben über die Jahrhunderte mehrere Faktoren dazu beigetragen: die Last des Turms, die unzulänglichen Fundamente sowie der abschüssige und sumpfige Baugrund. Hinzu kamen große Schäden durch ein Erdbeben im Jahr 1248. An der rückseitigen Mauer des Bauwerkes ist die Schrägstellung ebenfalls wahrzunehmen.

Das dreischiffige Langhaus ist trotz der später eingefügten gotischen Fenster unverkennbar normannisch. Es hat sechs wuchtige Arkaden mit klaren Halbkreisbögen, die mit feinem Relief verziert sind. Die Pfeiler sind dagegen eher schmucklos mit schmalen, gekerbten Kapitellen. Das Schaustück des Langhauses ist die fein geschnitzte Holzdecke aus dem 16. Jahrhundert. Den Abschluss des Langhauses bildet die gemauerte, mit Bildhauerarbeiten reich geschmückte Chorschranke aus dem 14. Jahrhundert.

Um die Chorschranke herum befindet sich im Südschiff die zerstörte Grabstätte des Bischofs Edmund Gower, der sich große Verdienste um die Kathedrale und das umgebende Gebiet erwarb. Neben der Grabstätte geht es in den schönen, innerhalb der Vierung liegenden Chor aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das Chorgestühl einschließlich des Bischofthrons unter einem hohen Baldachin ist kunstvoll aus Holz geschnitzt. Die Misericordien des Gestühls zeigen kleine Szenen aus dem täglichen Leben der Landbevölkerung: tanzende Bauern, ein Narrenschiff, Markttreiben. Die Decke des quadratischen Vierungsturmes ahmt ein steinernes Fächergewölbe nach, mit den Wappen der Bischöfe von St Davids in den Fächerspalten.

An den Chor der Vierung schließen sich die drei Schiffe des unter Bischof Vaughn (1509–1522) erbauten Presbyteriums an. Auch dessen Decke ist geschnitzt und schön bemalt. Die goldenen Mosaiken hinter dem Hochaltar des Presbyteriums wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert hinzugefügt; sie stammen vom venezianischen, auf Glas und Mosaiken spezialisierten Unternehmen Salviati. Unter den Arkaden, die Chor und Presbyterium trennen, steht der Schrein des heiligen David, ihm gegenüber der steinerne Sarkophag Edmund Tudors. Der Schrein befindet sich zwar an seinem ursprünglichen Platz, die Gebeine des Heiligen wurden jedoch in der Zeit der Reformation in Sicherheit gebracht. Man nimmt an, dass sie sich in dem Reliquienkästchen in der benachbarten Heilige-Dreifaltigkeits-Kapelle befinden. Die freistehende Grabstätte von Edmund Tudor, Earl of Richmond und Vater Heinrichs VII., befand sich bis zum 16. Jahrhundert in Carmarthen.

Nahe dem nördlichen Querschiff befindet sich die Kapelle von Thomas Becket, sie zeigt ein buntes Glasbild, das St. David darstellt. Am Südostende der Kathedrale ist die Marmorkapelle Eduard des Bekenners untergebracht. Die darin befindliche Grabstätte ist die der Countess of Maidstone, Enkelin des Bischofs Jenkinson (1825–1840). Von hier aus führt ein Wandelgang zur Marienkapelle, die 1901 restauriert wurde. An der Wand des südlichen Querschiffes im Südkreuzschiff gibt es interessanterweise ein kretisches Symbolbild des von Raben gefütterten Elija aus dem 17. Jahrhundert. Außerdem gibt es in den Gängen der Kathedrale etliche Grabstätten und Bildnisse mittelalterlicher Priester und Ritter.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

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