- Elija
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Elija (auch Elia; Ilia; Elias; Elijah; hebr. אליהו Elijahu) war ein biblischer Prophet, der in der Zeit der Könige Ahab und Ahasja im zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts v. Chr. im Nordreich Israel wirkte. Sein Name bedeutet „Mein Gott ist JHWH”.
Inhaltsverzeichnis
Tanach
Nach dem 1. Buch der Könige stammt Elija aus Tischbe im Ostjordanland, das zum Nordreich Israel gehörte. Er wird daher als Tischbiter bezeichnet, das heißt, er gehört zu den Israeliten ohne Grundbesitz (vgl. Reiner Albertz, Religionsgeschichte). Er gehörte also zu den ersten Benachteiligten des im 9. Jahrhundert v. Chr. in Israel entstandenen Großgrundbesitztums.
In 1 Kön 17 EU wird Elija erstmals erwähnt als Prophet, der eine Dürre für das ganze Land ankündet. Da das Nordreich damals dem Baal von Tyrus diente, ist dies eine Kampfansage an diesen Gott, der als Herrscher über Regen und Fruchtbarkeit galt. Insgesamt soll die Dürre drei Jahre und sechs Monate gedauert haben. Elija wandert in dieser Zeit in das Wildbachtal Kerith, das östlich des Jordan liegt. Hier wird er auf wundersame Weise durch Raben ernährt. Die Dürre erreicht das Wildbachtal Kerit, und Elija wandert nach Zarephath, „das zu Sidon gehört“ (v. 9) und im heutigen Libanon lag. Elija kehrt bei einer Witwe ein, die ihre letzte Ration Mehl und Öl zubereitet. Er wird bewirtet, und durch Gottes Segen wird der Vorrat immer wieder aufgestockt. Während der Zeit bei der Witwe stirbt ihr Sohn. Durch ein Wunder erweckt ihn Elija von den Toten.
König Ahab lässt überall nach dem Propheten suchen und will Elija umbringen. Schließlich wird Elija angewiesen, sich Ahab zu zeigen. Beide geben sich gegenseitig die Schuld an der Dürre (1 Kön 18,17ff. EU):
„Und als Ahab Elija sah, sprach Ahab zu ihm: Bist du nun da, der Israel ins Unglück stürzt? Er aber sprach: Nicht ich stürze Israel ins Unglück, sondern du und deines Vaters Haus dadurch, dass ihr des HERRN Gebote verlassen habt, und wandelt den Baalen nach.“
Es kommt zur Machtprobe auf dem Berg Karmel. Elija lässt durch Ahab das Volk, die 450 Baalspropheten und die 400 Propheten des Heiligen Pfahls der Aschera versammeln. Jeweils ein Stier soll von den Vertretern der verschiedenen Glaubensrichtungen „zerschnitten“, auf Holz gelegt und das Feuer vom Gott der jeweiligen Propheten entfacht werden. Elija schlägt diese Probe vor, um den wahren Gott zu ermitteln, und das Volk ist damit einverstanden. Die Propheten des Baal beten bis zum Mittag, schneiden sich sogar nach ihren Ritualen ins eigene Fleisch, während Elija sie verspottet.
Elija selber lässt sein Opfer mit sehr viel Wasser übergießen, er füllt den selbstgezogenen Graben des von ihm wiederaufgebauten Altars mit zwölf Krügen Wasser (welcher immerhin eine Fläche von 32 m² einschließt). Elija betet einmal zu JHWH, und Feuer vom Himmel „verzehrt das Brandopfer und das Holz.“ Das Volk erkennt nun, dass die Baalspropheten nichts als Scharlatane sind, und tötet auf Anweisung von Elija alle 450 Baalspropheten am Bach Kischon (1 Kön 18,40 EU). Daraufhin setzt der Regen wieder ein, und die Dürre ist beendet. Die vierhundert Propheten der Aschera werden an dieser Stelle nicht mehr erwähnt.
Elija muss nach dieser „Machtprobe” aus Israel fliehen, da die Königin Isebel ihn hinrichten will. Er flieht nach Beerscheba im Süden Judas. Dann flieht er in die Wildnis und hat Depressionen. Ein Engel bittet ihn, zum Berg Horeb zu reisen. Nach einigen Machtdemonstrationen, in denen JHWH sich aber nicht zeigt, offenbart er sich Elija in einem „sanften Säuseln“. JHWH ermutigt Elija durch die Nachricht, dass es in Israel 7000 Anbeter JHWHs gibt, die nicht Baal dienen. JHWH schickt ihn zurück, und er soll drei Männer salben, um eine spezielle Aufgabe für JHWH zu tun: Hasael soll König von Syrien werden, Jehu König von Israel und Elischa der Nachfolger von Elija.
Nachdem Elija diese Aufgaben ausgeführt hat, begegnet er seinem Erzfeind König Ahab noch einmal und prophezeit seinen Tod. Ahab hatte sich mit Hilfe seiner Frau Isebel am Grundbesitz eines einfachen Israeliten vergriffen. König Ahab stirbt drei Jahre danach. Königin Isebel soll dasselbe Schicksal erleiden und wird 15 Jahre später durch König Jehu hingerichtet. Der Sohn Ahabs, Ahasja, wird bei einem Unfall verletzt und befragt Baal-Sebub, den Gott von Ekron, über sein Schicksal. Daraufhin beauftragt JHWH Elija, Ahasja mitzuteilen, dass er sterben wird, weil er sich an einen fremden Gott und nicht an JHWH, den Gott für Israel, gewandt hat. Ahasja will ihn daraufhin gefangennehmen und sendet eine militärische Einheit von 50 Mann. Diese und noch eine weitere wird von Gott durch Feuer vernichtet. Erst die dritte Einheit darf am Leben bleiben, weil deren Hauptmann Elija um sein Leben anfleht.
Nach 2 Kön 2,1–18 EU wird Elija in einem feurigen Wagen mit feurigen Rossen „gen Himmel” entrückt, ohne dass sein Tod oder die Trauer seines Nachfolgers Elischa erwähnt wird. Zuvor hatte Elija dem König Joram von Juda einen Brief mit einer Gerichtsbotschaft geschrieben. Darum entstand im Judentum früh der Glaube, Elija sei nicht gestorben, sondern lebend in den Himmel aufgenommen worden. Er gilt seither als der wichtigste Prophet nach Mose. Nach Mal 3,23 EU werde er wiederkommen, um als letzter Prophet vor dem Ende zur Umkehr zu rufen. In der jüdischen Bevölkerung Palästinas um die Zeitenwende wurde erwartet, dass er unmittelbar vor der Ankunft des Messias wiederkomme, um diesem den Weg zu bereiten.
Im Judentum spielt diese Erwartung heute noch eine gewisse Rolle. Elija gilt hier vor allem als Symbol für Standhaftigkeit in Zeiten von Unterdrückung und Götzenanbetung. So wird an Pessach bis heute seine Ankunft auf der Erde symbolisch dargestellt. Die Haggadah für Pessach hat folgende Handlungen tradiert: Bei jedem Sederabend, in den Abschnitten Barech und Hallel, wird ein weiterer Becher für Elija aufgestellt und gefüllt. Kommt es zur Leerung seines Bechers, wird die Wohnungstüre geöffnet, damit er hereintreten könne. Es wird ein Lobgebet (Hallel=Psalmen 113-118) gesprochen und die Tür wird wieder verschlossen. Die symbolische Bedeutung Elijas kommt in einigen Passagen des Seder zum Ausdruck.
Neues Testament
Die Erwartung der Wiederkunft Elijas zeigt auch das NT.[1]
Manche Juden sahen in Jesus von Nazaret zu dessen Lebzeiten den wiedergekommenen Elija (Mk 8,28 EU; Mt 11,13ff. EU17,11ff. EU), vermutlich, weil einige der Heiltaten Jesu den in der Bibel überlieferten Wundertaten Elijas und Elischas ähnelten. Die Berichte von Totenerweckungen Jesu (Lk 7,11–17 EU; Joh 11,32–44 EU) wurden im NT literarisch als deren Überbietung stilisiert. Bei der Kreuzigung Jesu missverstanden einige dabeistehende Juden seinen aramäischen Schrei nach Ps 22,2 als Ruf nach Rettung durch Elija (Mk 15,34f. EU), der als Anwalt ungerecht verurteilter Juden galt.
Viele Urchristen dagegen sahen wahrscheinlich im Anschluss an Jesus (Lk 4,25–27 EU) Johannes den Täufer als den wiedergekommenen Elija, der dem Messias Jesus den Weg bereitet habe. Dieser Glaube prägte auch die lukanischen Geburtslegenden zu Johannes, indem der Engel Gabriel seinem Vater Zacharias diese Identität seines künftigen Sohnes enthüllt (Lk 1,11–17 EU). Nicht alle Urchristen teilten diesen Glauben, denn nach Joh 1,21 EU verneinte Johannes, der wiedergekehrte Elija zu sein. Jedoch erklärt Jesus selbst, dass Johannes der Täufer der Elia sei (Mt 11,14 EU; Mt 17,10-13 EU), der der Vorhersage nach (Mal 3,23 EU) nochmals als Wegbereiter des Herrn auf die Erde kommen soll.
Die Karmeliter verehren Elija als ihren „Ordensgründer“. Daher findet man ihn häufig in der Gruppe der Ordensstifter dargestellt, auch in Rom im Petersdom.
Koran
Im Koran heißt dieser Prophet Ilyās (إلياس ), in der arabischen Bibelübersetzung Īlyā (ايليا). Er begegnet in zwei koranischen Suren.
In Sure 6:85 wird der Prophet in einer Reihe von „Rechtschaffenen“ genannt:
„Den Zacharias, Johannes, Jesus und Elias (haben wir rechtgeleitet) – jeder (von ihnen) gehört zu den Rechtschaffenen.“
Der Gedanke der Rechtschaffenheit wird in Sure 37:123–132 wieder aufgenommen. Zudem wird hier in einem Satz, der als direkte Rede Gottes gefasst ist, von der Konfrontation mit den Baalsverehrern erzählt:
„123Auch Elias war (oder: ist) wirklich einer der (von Gott) Gesandten. 124Als er zu seinen Leuten sagte: 125‚Wollt ihr (denn) nicht gottesfürchtig sein? Wollt ihr (denn) zu Baal beten und (dafür) den besten Schöpfer (den man sich denken kann) aufgeben, 126(den einen) Gott, euren Herrn und den Herrn eurer Vorväter?‘ 127Da ziehen sie ihn der Lüge. […] 129Und wir hinterließen ihm (als Vermächtnis) unter den späteren (Generationen den Segenswunsch): 130‚Heil sei über Ellas!‘ 131So vergelten wir denen, die fromm sind. 132Er ist (einer) von unseren gläubigen Dienern.“
Rezeption
Im Christentum (z. B. katholische und orthodoxe Kirche) wird Elija als Heiliger verehrt.[2] Verschiedene Eliaskirchen machten ihn zum Schutzpatron.[3]
Üblicherweise wurden die jeweils höchsten Berge auf den griechischen Inseln nach Elija benannt (siehe Profitis Ilias).
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glaubt, dass Elija 1836 zurückgekommen sei, um Joseph Smith zu treffen.
Die Religion der Bahai lehrt, Elija sei 1844 in Schiraz, im Iran, als Bab zurückgekehrt.
Elija ist auch eine Figur in verschiedenen folkloristischen Traditionen. In Bulgarien ist er als Elija der Donner bekannt und wird als verantwortlich für sommerliche Stürme, Hagel, Regen und Donner gedacht.
Alte Dampflokomotiven wurden früher im Volksmund nach Elijas Himmelfahrt oft Feuriger Elias genannt.
Das Wirken Elijas ist Thema des Oratoriums Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Einzelnachweise
- ↑ Markus Öhler: Elia im Neuen Testament. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997. ISBN 3-11-015547-8
- ↑ Ökumenisches Heiligenlexikon
- ↑ Kirchgemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Zürich.
Literatur
- Exegese
- Rainer Albertz: Elia. Ein feuriger Kämpfer für Gott. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006, ISBN 3-374-02351-7.
- Frank Crüsemann: Elia – die Entdeckung der Einheit Gottes. Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1997. ISBN 3-579-05154-7.
- Matthias Köckert: Elia. In: Manfred Oeming, Klaus Schmid: Der eine Gott und die Götter – Polytheismus und Monotheismus im antiken Israel. Theologischer Verlag, Zürich 2003, S.111–144, ISBN 3-290-17273-2.
- Matthias Köckert: Gibt es keinen Gott in Israel? In: Festschrift Hans-Christoph Schmitt. Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. Bd 370. de Gruyter, Berlin 2006, S.253–271, ISSN 0934-2575.
- Susanne Otto: Jehu, Elia und Elisa. Die Erzählung von der Jehu-Revolution und die Komposition der Elia-Erzählungen. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016764-2.
- Ernst Modersohn: Der Prophet Elia. Biblische Betrachtungen. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1960, ASIN B 0000BLORH.
- Praktische Theologie
- Adrienne von Speyr: Elija. 2. Auflage, Johannes Verlag, Einsiedeln 2008, ISBN 3-89411-227-1.
- Anselm Grün: Kämpfen und lieben. Wie Männer zu sich selbst finden. Vier Türme, 6. Auflage, Münsterschwarzach 2003. ISBN 3-87868-285-9.
- Klaus Grünwaldt, Harald Schroeter (Hrsg.): Elia, was suchst du hier? Ein hermeneutisches Arbeitsbuch. CMZ, Rheinbach 1995, ISBN 3-87062-020-X.
- Fiktion
- Martin Buber: Elija. Ein Mysterienspiel. Verlag Lambert Schneider, Heidelberg 1963.
- Paulo Coelho: Der fünfte Berg. Diogenes - Taschenbuch, Bd. 23158, Diogenes, Zürich 2000, ISBN 3-257-23158-X.
Weblinks
Commons: Elija – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eintrag über Elija im Ökumenischen Heiligenlexikon
- Susanne Otto: Elia. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., Zugriffsdatum: 2. September 2009.
Kategorien:- Altes Testament
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