Keilberg (Schneeberg)

Keilberg (Schneeberg)

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Keilberg
Höhe 558,9 m ü. HN
Lage Sachsen, Deutschland
Gebirge Erzgebirge
Geographische Lage 50° 36′ 49″ N, 12° 37′ 48″ O50.61361111111112.63558.9Koordinaten: 50° 36′ 49″ N, 12° 37′ 48″ O
Keilberg (Schneeberg) (Sachsen)
Keilberg (Schneeberg)

Der Keilberg (559 m) ist ein Berg im Erzgebirge. Er erstreckt sich nordwestlich des Stadtzentrums von Schneeberg. Auf seinem Gipfel befinden sich ein 1893 errichteter Aussichtsturm und eine Berggaststätte.

Inhaltsverzeichnis

Der Berg

Er umfasst eine Fläche von etwa 900.000 Quadratmetern. Seine Nordflanke ist bis zur Kuppe größtenteils mit Fichten und Birken bewachsen. Bei Vermessungen des 19. Jahrhunderts wurde seine Höhe mit 551,9 Metern angegeben, neuere Messmethoden führten zu der heutigen Höhenangabe. Etwa auf halber Berghöhe liegen an der Westflanke vier Teiche. Der größte, der Ziegelteich, diente als Trinkwasserreservoir. In den 1970er Jahren wurde an den unteren südlichen Hängen die Friedenssiedlung in Plattenbauweise errichtet, die 400 Wohnungen bietet. Im Umfeld wurden eine Schule, eine Apotheke, Arztpraxen, mehrere Kleingartenanlagen, ein Sportplatz und soziale Einrichtungen angesiedelt. Die verkehrsmäßige Erschließung bis zur Bergkuppe erfolgte durch ein Netz befestigter Straßen. Die Fläche zwischen der Siedlung und der Berggaststätte wird landwirtschaftlich genutzt.[1]

Ein Panoramawanderweg führt von Schneeberg über den Gleesberg, den Sandberg, den Keilberg und den Hammerberg.[2] Der Keilberg ist Bestandteil des Naherholungsgebietes Am Keilberg, das auch Fahrradwege beinhaltet.[3]

1987 wurde vom Leiter der Heimatgruppe Schneebarger Maad, Erich Schönfelder, folgendes Lied auf den Keilberg in erzgebirgischer Mundart verfasst:[4]

E schienes Flackel in Gebirg, dos is dr Keilbargwald.
Schu immer war ar mir als Kind mei liebster Aufenthalt.
Wu Fichten stinne schlank un grü,
de Haad so rötlich blüht,
do rauscht dr Wald sei Melodie,
e haamitliches Lied.
::Do stieht is Keilbarghaus,
guckt zwischen Baamle raus.
Un drüb’n an Waldessaam
stieht gleich dr Turm drnaabn. ::
Zengstrüm de Schwarzbeer blüht,
de Schwarzblatt singt ihr Lied,
wenn ahmd de Sonn su schie
su golden unnergieht.
Steig ich mol of den Keilbargturm,
guck weit nei ins Gebirch,
sah ’n Kuhbarg, Staabarg un Schneebarg mit der Kirch
Ho ich mol Glück, do sah ich aane Fichtelbarg huch stieh,
dan Sportlerbarg im Arzgebirg. Un unner mit im Grü,
do stieht es Keilbarghaus.
 ::Do stieht is Keilbarghaus,...::
Net weit vun Keilbarg, gut versteckt
su zwischen Busch und Baam,
liegt neigebett
der Ziegelteich, de „Waldesruh“ dernabn.
Manch Rehle springt im Fichtenwald,
manch Bachel rauscht derzu.
O Keilbargwald, o Hamitwald,
do find’t e geds sei Ruh.
 :Do stieht is Keilbarghaus,...
Am Keilbarghang manch neies Haus guckt nei ins Haamitland,
de „Friedenssiedlung“ ganz gewiß
ist längst zengstrim bekannt.
Un Frieden mog aa immer sei
über unerm Keilbargwald, damit mer freidig singe ka,
ub gung un aa ob alt.
 ::Do stieht is Keilbarghaus, ... ::

Turm und Gasthaus

Der Erzgebirgszweigverein Schneeberg, der sich gemäß seinem Statut um die Erschließung der Erzgebirgsheimat kümmerte, hatte im 19. Jahrhundert mit einer Geldsammlung dafür gesorgt, dass außer dem vom Erzgebirgszweigverein Neustädtel gebauten Aussichtsturm auf dem Gleesberg auf dem Keilberg ebenfalls ein Aussichtsturm errichtet werden konnte. Baumeister Görling aus Schneeberg entwarf einen 21 Meter hohen steinernen Turm, dessen prismenförmiger quadratischer Turmschaft aus groben Sandsteinen und der achteckige Aufbau aus roten Klinkern besteht. Über eine hölzerne Treppe im Inneren ist die offene Aussichtsplattform erreichbar, deren Begrenzung an einen zinnenbewehrten Turm erinnert. Die Baukosten betrugen 4500 Mark. Der Turm wurde am 31. August 1893 eingeweiht und erhielt den Namen Keilbergturm. Aus Anlass des 84. Geburtstages von Bismarck am 1. April 1899 brachte man über dem Eingangsbereich ein Medaillon mit Bismarck-Profil an und nannte den Turm Bismarckturm.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Aussichtsturm wieder in Keilbergturm zurückbenannt. Er musste 1980 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Erst 1993 finanzierte die Stadtverwaltung Schneeberg eine Rekonstruktion. Reste des Bismarckreliefs wurden beseitigt, dafür brachte man die Inschrift Keilbergturm an. Am 29. August 1993 wurde der erneuerte Turm durch den damaligen Bürgermeister Karl Henselin in einer Feierstunde der Öffentlichkeit wieder zugängig gemacht.[4]

Der Erzgebirgsverein ließ bis 1900 ein einstöckiges Unterkunftshaus neben dem Turm errichten. Die Unterkunft wurde in späteren Jahren abgerissen und durch einen neuen Berggasthof ersetzt, der Platz für 60 Personen bot. Er ist ebenfalls ein Flachbau, besitzt aber eine überdachte Terrasse und durch seinen L-förmigen Grundriss einen windgeschützten Hof. Der Gasthof diente auch als Veranstaltungsort für Feste, wie in einer Annonce 1909 zu lesen war: „Treffpunkt zum Sommervergnügen auf dem Keilberg mit Kinderbetreuung“. Das Gebäude wurde über mehrere Generationen privat betrieben. Als Besitzer werden genannt: Familie Barth (1900-1902), Carl Hunger (1902-1911), Emil Schellenberg (1912-1930), Oberförster Fritz Baumann (1930-1935), Curt Böhm (1935-1955). In lokalen Zeitungen warb zum Beispiel Emil Schellenberg 1913 neben einer Zeichnung des Hauses und des Aussichtsturmes mit folgender Anzeige für einen Besuch:

Einem geehrten Publikum bringe ich meine renovierten Räume zur gefl. Benutzung in empfehlende Erinnerung. Zugfreie Veranda. Täglich (bei hochgezogener Fahne) geöffnet. Vorzügliche Küche und gutgepflegte Biere. Zirka 30 Minuten von Schneeberg.

Auch zu DDR-Zeiten blieb der Gasthof in Privatbesitz oder wurde von Gastronomen gepachtet: Karl Hirsch (1955–1964), Dietrich Neubert (1964–1967), Dieter Boege (1968–1971), Siegfried Hahn (1971–1980). Hirsch veröffentlichte 1959 folgendes Inserat in der Zeitung „Freie Presse“:

Ausflugsgaststätte „Keilberg“. Herrliches Ausflugslokal, am Wald gelegen, mit 2 Gasträumen und einer Veranda für 50-60 Personen (im Winter heizbar). Für Reisegesellschaften vorherige Anmeldung. Panorama-Aussichtsturm.

1980 wurde neben dem Turm auch die Gaststätte geschlossen, weil kein Geld für eine Sanierung vorhanden war. Das Gasthaus konnte jedoch bis Februar 1987 durch eine vom Rat der Stadt organisierte und finanzierte und von freiwilligen Helfern unterstützte Rekonstruktion wiedereröffnet werden (der Turm blieb allerdings geschlossen). Verwandte eines früheren Betreibers pachteten nun den Gasthof und führten ihn auch in die Marktwirtschaft: die Familien Bernd Böhm, Wolfgang Böhm und Hofmann. Nachdem 1993 auch der Turm durch die Unterstützung vieler Firmen wieder geöffnet werden konnte, stehen nun sowohl Turm als auch Gasthaus Gästen aus nah und fern wieder zur Verfügung. Als prominenten Gast empfingen die Wirtsleute im Juli 1991 Björn Engholm und servierten ein Festmenü mit erzgebirgischen Spezialitäten.[4]

Literatur

  • Reinhart Heppner und Jörg Brückner: Ausgewählte Aussichtsberge des sächsisch-böhmischen Erzgebirge. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 2008, ISBN 978-3-86595-206-6.
  • Reinhart Heppner, Jörg Brückner, Helmut Schmidt: Sächsisch-böhmische Aussichtsberge des westlichen Erzgebirges in Wort und Bild mit touristischen Angaben. Horb am Neckar 2001, S. 42–43.

Einzelnachweise

  1. Touristische Infobroschüre der Stadt Schneeberg; pdf
  2. Homepage der „Wanderzentrale“ in Bad Schlema; abgerufen am 12. Januar 2009
  3. Homepage der Wohnungsgesellschaft Bergstadt Schneeberg; abgerufen am 12. Januar 2009
  4. a b c Infos zum Keilberg von der Homepage „Freundeskreis Stadtarchiv“; abgerufen am 12. Januar 2009
  5. Informationen zum Keilbergturm; abgerufen am 12. Januar 2009

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