Kelim

Kelim
Kilim

Bei einem Kelim (türkisch Kilim) handelt es sich um einen gewebten Teppich oder Wandbehang, dessen Besonderheit darin besteht, dass der Schussfaden auf beiden Seiten des Kelims das Muster bildet, das heißt, dass er, ähnlich der europäischen Bildwirkerei, nicht mit durchgezogenem Schussfaden gewoben wird.

Diese Art der Herstellung ist insbesondere im Kaukasusgebiet, Iran, Kleinasien und auf dem Balkan beheimatet.

Eine Besonderheit unter den Kelimteppichen sind die sogenannten Schlitzkelims, bei denen innerhalb gerader Musterabschnitte jeweils an genau der gleichen Kette der Schussfaden umgekehrt wird, so dass im Gewebe ein Schlitz entsteht.

Ebenfalls zu den Flachgeweben werden die Teppiche in Sumak-Technik (auch Soumak, Sumakh oder Sumach) gezählt. Dabei werden die Musterfäden um die Kettfäden geschlungen und anschließend ein Schußfaden eingewebt, wodurch ein Untergrundflor entsteht, der dem Teppich besondere Isolationsfähigkeiten gibt. Sumakteppiche wurden deshalb gerne als Material zur Erstellung von Wiegen oder zur Isolation gegen den Wüstenboden verwendet.

Das Weben von Kelims geht auf eine jahrhundertealte und vorislamische Tradition zurück. Nomaden haben mit Webstühlen ihre Zeltbehänge, Bodenbeläge und Decken gewebt. Die Muster und Motive sind Abbilder aus der natürlichen Umgebung (z.B. Tiere oder Pflanzen) oder spiegeln Emotionen wider (Heiratswunsch, Glück etc.). Die Kelims sind anhand ihrer Verzierungen identifizierbar. Die Frauen der verschiedenen Nomadenstämme haben über Generationen ihre eigenen Variantionen hervorgebracht und an ihre Töchter weitergelehrt. Die heutige Produktion ist für den Eigengebrauch sehr stark zurückgegangen, so wie auch die Existenz der Nomadenvölker selbst. In die heutige, meist maschinelle Herstellung, sind die Muster der Kelims zwar aufgenommen worden, stehen aber nicht mehr zwangsläufig in der Tradition ihrer jeweiligen Herkunftsgebiete. Ornamente sind oft von Designern entworfen. Antike Kelims mit einem Alter von über 100 Jahren zählen deshalb auf dem weltweitem Kunstmarkt zu besonders attraktiven Sammlerstücken.

Literatur

  • Alastair Hull, Jose Luczyc-Wyhowska, Kilim - The Complete Guide (History, Pattern, Technique, Identification), London 1993
  • Belkis Balpinar, Udo Hirsch, Flatweaves of the Vakiflar Museum Istanbul - Flachgewebe des Vakiflar-Museums Istanbul, Wesel 1982
  • Cathryn M. Cootner, Anatolian Kilims, The Caroline & H. Mccoy Jones Collection, San Francisco 1990
  • Volkmar Enderlein: Orientalische Kelims. Flachgewebe aus Anatolien, dem Iran und dem Kaukasus. Henschel: Berlin 1986.
  • Harald Böhmer: Nomaden in Anatolien - Begegnung mit einer ausklingenden Kultur". REMHÖB-Verlag: Ganderkesee 2004.
  • Sammlung Konzett, Helmut Ploier: Gewebte Poesie. Konzett KG: Graz 1991
  • Yanni Petsopoulos: Der Kelim, ein Handbuch, München1980
  • Yanni Petsopoulos, Einhundert Kllims, Meisterwerke aus Anatolien, London 1991
  • Jürg Rageth(Hrsg.), Anatolian Kilims & Radiocarbon Dating, Riehen (CH) 1999
  • Ignazio Vok, Anatolia - Kilims und andere Flachgewebe aus Anatolien, Text Udo Hirsch, deutsche und englische Ausgabe, München 1997
  • Ignazio Vok, Caucasus Persia - Gilim und andere Flachgewebe, Text Hamid Sadighi, deutsche und englische Ausgabe, München 1996

Weblinks

 Commons: Kelims – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Kelim – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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  • kelim — /ˈkɛləm/ (say keluhm) noun → kilim …  

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