- Keltenfliehburg
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Als Fliehburg (auch Fluchtburg, Volksburg, Bauernburg oder Vryburg) wird eine burgähnliche Verteidigungsanlage bezeichnet, die nicht dauerhaft bewohnt wurde, sondern einer lokal ansässigen Bevölkerung als zeitweiser Rückzugsort bei Kriegsgefahr diente.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In Europa sind durch archäologische Grabungen eine Vielzahl von großräumigen Wallanlagen (meist mehr als 100 m Durchmesser) der frühgeschichtlichen Zeit nachgewiesen, die als Fliehburgen interpretiert werden. Über die antike Geschichtsschreibung sind unter anderem die von Caesar als oppidum bezeichneten Fliehburgen der Gallier bekannt, die jedoch auch dauerhafte Siedlungen sein konnten. Ähnliche Ringwallanlagen bauten auch die verschiedenen germanischen und slawischen Völkerschaften, letztere noch bis weit in die Zeit des Mittelalters hinein. Solche Anlagen werden auch als Wallburgen bezeichnet, ihr Baumaterial ist vor allem Erde, aber auch Holz und Stein wurden in verschiedenen Konstruktionsweisen verwendet. In der Regel besitzen sie keine Türme, teilweise kommen jedoch Torturm-ähnliche Überbauten (siehe Bennigser Burg) vor. Fliehburgen dieser Art gehörten zu unbefestigten bäuerlichen Siedlungen und boten im Falle eines feindlichen Angriffs der Bevölkerung einer Region Schutz, während die Siedlungen meist der Plünderung und Zerstörung durch die Angreifer anheim fielen. Für den Fall einer Belagerung konnten die weitläufigen Fliehburgen auch mit Vorräten ausgestattet werden.
Auch später im Mittelalter wurde diese Form der Burg von den ansässigen Bauern erbaut. Diese Bauernburgen dienten der Landbevölkerung als Schutz vor marodierenden Kriegshorden. Die Befestigungsanlagen hatten meistens nicht viel gemein mit den vom Adel als Residenzen erbauten Burgen, sondern bestanden oft nur aus Erdbefestigungen und Holzpalisaden auf gut zu verteidigenden Höhenlagen.
Da Fliehburgen überwiegend keine Dauersiedlungen waren, werden bei archäologischen Ausgrabungen oft nur wenige Hinterlassenschaften gefunden.
Auch die mittelalterlichen Wehrkirchen und Kirchenburgen dienten als Fliehburgen. Sie wurden primär als Dorfkirche genutzt, waren durch Befestigung jedoch auch als temporärer Zufluchtsort für die Dorfbewohner geeignet. Die Mauer des Kirchhofs, der in seiner eigentlichen Funktion als Friedhof diente, wurde bei Kirchenburgen zu einer verteidigungsfähigen Wehrmauer ausgebaut, und auch der Kirchturm konnte Wehrfunktion übernehmen.
Fliehburgen in Deutschland
- Amelungsburg (Weserbergland)
- Amöneburg (Hessen)
- Babilonie (Wiehengebirge)
- Barenburg bei Eldagsen
- Borlinghausen
- Büraburg (Hessen)
- Döben
- Dünsberg (Hessen)
- Eresburg
- Eringaburg
- Eirings- oder Iringsburg südlich von Bad Kissingen
- Grotenburg (am Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald)
- Heidenlöcher bei Deidesheim
- Heidenschanze bei Sievern
- Hohensyburg in Dortmund-Syburg
- Hünenburg (bei Hedemünden)
- Isenburg (Landringhausen)
- Kukesburg
- Mettermich (Rhön)
- Plößnitz (Braschwitz)
- Reitlingsbefestigungen
- Sachsenberg (Lichtenfels)
- Skidroburg in Schieder-Schwalenberg
- Tönsberg (Teutoburger Wald)
- Tüddern
- Wartberg (Heilbronn)
- Wittekindsburg bei Porta Westfalica
Fliehburgen in Österreich
- Fliehburg bei Duel/Paternion (Kärnten):
- Bei der Fliehburg auf einem Hügel handelt es sich um 400 n. Chr. erbautes spätantikes Kastell, das die Aufgabe der Sicherung des Straßenüberganges in das Gailtal besaß, also primär nicht als Fliehburg angelegt worden war. Bei Ausgrabungen wurde neben den Befestigungsanlagen eine frühchristliche Kirche im Inneren des Kastells freigelegt.
Siehe auch
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