Kielmeyer

Kielmeyer

Carl Friedrich (von) Kielmeyer (* 22. Oktober 1765 in Bebenhausen; † 24. September 1844 in Stuttgart) war ein deutscher Mediziner, Naturforscher und Chemiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kielmeyer studierte ab 1773 an der Hohen Karlsschule in Stuttgart. Sein Studium schloss er hier 1786 mit einer Dissertation über Mineralwässer ab. Schon 1785, also noch während seiner Promotion, arbeitete Kielmeyer an der Hohen Karlsschule als Lehrer für Naturwissenschaften. 1790 wurde er an der Hohen Karlsschule Lehrer für Zoologie und Mit-Kurator der naturhistorischen Sammlungen der Schule.

Kielmeyer war ab 1792 Professor für Chemie in Stuttgart. Nach Schließung der Karlsschule wurde Kielmeyer 1796 als Professor für Chemie und Botanik an die Universität Tübingen berufen, kehrte aber 1816 als Direktor der königlichen wissenschaftlichen Sammlungen (Königliche Bibliothek, Botanischer Garten, Altertümer- Münz- und Naturaliensammlungen) nach Stuttgart zurück. Seit 1817 wirkte er zudem als Staatsrat in Stuttgart.

1808 wurde er geadelt.

In Tübingen, Stuttgart und anderen Städten tragen Straßen seinen Namen.

Wissenschaftliche Bedeutung

Kielmeyer war ein Vertreter des Vitalismus.

Während seiner Tätigkeit als Lehrer an der Hohen Karlsschule schloss Kielmeyer Freundschaft mit Georges Cuvier, der 1784 bis 1788 an der Hohen Karlsschule studiert hatte. Mit Cuvier stand Kielmeyer bis zu dessen Tod in wechselnd intensivem Briefwechsel. Diese persönliche Beziehung führt auch dazu, dass Cuvier der Stuttgarter Sammlung mehrfach Material zukommen ließ und sie später vor einer Plünderung durch die Generäle Napoleons bewahrte.

Kielmeyer äußerte als früher Evolutionstheoretiker schon lange vor Charles Darwin eigene Gedanken zur Evolution der Lebewesen. Großen Einfluss hatte die gedruckte Fassung seiner Rede zum Geburtstag von Herzog Karl Eugen 1793. Kielmeyer sprach die Hypothese der Evolution von Arten und der Entwicklung von niederen zu höheren Formen vor allem in seiner Vorlesung deutlich aus, publizierte sie selber jedoch nicht. Allerdings zirkulierten in Fachkreisen Vorlesungsnachschriften von 1807 und 1814/15. Eine Drucklegung seiner Vorlesung über Allgemeine Zoologie kam erst 1840 zustande (Hrsg. von G.W. Münter). Darin finden sich unter anderem folgende Aussagen zur Evolutionstheorie: „Es scheint daher, dass die Reihe der einzelnen organischen Arten auf unserer Erde auseinander hervorgegangen sei und dass die verschiedenen Arten von Organismen in einer wirklichen Form- und Compositionsbeziehung zueinander stehen, eben wegen ihrer Entwicklung aus einander. Die Ähnlichkeiten der Arten untereinander und ihre Verschiedenheit scheint in dem Ursprung, gleichsam von einem gemeinschaftlichen Vater, gegründet zu sein“. Auch die Bedeutung der Evolutionshypothese für die biologische Systematik wurde von Kielmeyer schon erkannt: „während die systematische Einteilung der anorganischen Körper mehr künstlich ist, ist die der organischen natürlich, da sie auf Entwicklungsverwandtschaft sich gründet“.

Werke

  • Disquisitio chemica acidularum bergensium et goeppingensium : commentatio doctoralis Caroli Friderici Kielmeyer a. 1786 latine scripta eiusque translatio theodisca a Nicolao Gross confecta (Neuauflage 2006 bei Leo Latinus in Weißenhorn, ISBN 3-938905-20-4)
  • Ueber die Verhältniße der organischen Kräfte unter einander in der Reihe der verschieden Organisationen, Stuttgart 1793 (Neuauflage 1993, Basilisken-Presse in Marburg an der Lahn, ISBN 3-925347-25-9)

Sekundärliteratur

  • William Coleman: Limits of the Recapitulation Theory: Carl Friedrich Kielmeyer's Critique of the Presumed Parallelism of Earth History, Ontogeny, and the Present Order of Organisms in Isis, Vol. 64, No. 3 (Sep., 1973), pp. 341–350
  • Kai Torsten Kanz: Kielmeyer-Bibliographie : Verzeichnis der Literatur von und über den Naturforscher Carl Friedrich Kielmeyer, Verl. für Geschichte der Naturwiss. und der Technik Stuttgart 1991, ISBN 3-928186-06-X
  • Kai Torsten Kanz: Philosophie des Organischen in der Goethezeit : Studien zu Werk und Wirkung des Naturforschers Carl Friedrich Kielmeyer, Steiner Stuttgart 1994, ISBN 3-515-06550-4
  • I. Schumacher: Karl Friedrich Kielmeyer, ein Wegbereiter neuer Ideen. Der Einfluss seiner Methode des Vergleichens auf die Biologie der Zeit. in Medizinhist J. 1979;14(1–2):81–99.
  • Thomas Bach: Biologie und Philosophie bei C. F. Kielmeyer und F. W. J. Schelling, Frommann-Holzboog Stuttgart- Bad Cannstatt 2001, ISBN 3-7728-2034-4

Weblinks


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