Hohe Karlsschule

Hohe Karlsschule
Hohe Karlsschule hinter dem Neuen Schloss
Modell neben dem Akademiebrunnen
Giebelrelief der Hohen Karlsschule Stuttgart, heute angebracht an der Rückseite des Neuen Schlosses in Stuttgart

Die nachmalige Hohe Karlsschule in Stuttgart (auch Carlsschule Stuttgart) wurde 1770 von Herzog Carl Eugen als militärische Pflanzschule im herzoglichen Lustschloss Solitude bei Gerlingen (Württemberg) gegründet. Sie diente als Militärakademie, Kunstakademie und später als Allgemeine Hochschule und war als Eliteschule für Söhne aus angesehenen württembergischen Familien gedacht, um sie in unbedingtem Gehorsam an den Hof zu binden und zur Führungselite heranzubilden. 1781 wurde sie von Kaiser Joseph II. zur Universität erhoben und Karls Hohe Schule genannt, aber nach dem Tod Herzog Carl Eugens von dessen Bruder und Nachfolger Ludwig Eugen 1794 aufgelöst.

Die Karlsschule, inzwischen Militärakademie, wurde 1775 vom Schloss Solitude nach Stuttgart verlegt. Das hinter dem Neuen Schloss gelegene Schulgebäude, bis dahin eine Kaserne, wurde im Zweiten Weltkrieg größtenteils von Bomben zerstört und 1959 restlos abgerissen, um der Neubauschneise der B 14 zu weichen. Das Gebäude und seine Lage ist auf einer Gedenktafel neben dem Akademiebrunnen dargestellt.

Berüchtigt war sie für ihre autoritären Erziehungsmethoden, die den Widerstand mancher Schüler provozierten. Für die Zöglinge herrschte Uniformzwang. Perückentragen war Vorschrift. Nach den überlieferten Dokumenten lässt sich für die Schüler auf Solitude folgender Tagesablauf rekonstruieren:

Aufstehen sommers 5 Uhr, winters 6 Uhr, danach Musterung, Rapport, Frühstück, danach Unterricht 7–11 Uhr, 11–12 Uhr Montursäubern und Musterung durch den Herzog. 13 Uhr Mittagessen, anschließend abteilungsweiser Spaziergang in Gegenwart von Aufsehern und erneut Unterricht von 14–18 Uhr. An eine Erholungsstunde von 18–19 Uhr schlossen sich Musterung, Rapport und Abendessen um 19:30 Uhr an. Schlafengehen war für 21 Uhr anberaumt. An Sonntagen waren größere Spaziergänge unter Aufsicht von Offizieren möglich. Besuche der Angehörigen wurden ebenso selten gestattet wie Urlaub. Ferien gab es keine. (Zit. n. Heinz Stade: Unterwegs zu Schiller. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 2005. S. 34)

Zu den Schülern der Hohen Karlsschule zählten außer Friedrich Schiller der Bildhauer Johann Heinrich Dannecker (der auch als Professor an der Karlsschule lehrte), der Maler Joseph Anton Koch und der Arzt und politische Publizist Johann Georg Kerner. Weitere bekannte Schüler und Lehrer waren Ludwig Abeille, Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth, Karl Wilhelm Marschall von Bieberstein, Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein, Friedrich August Marschall von Bieberstein, Antonio Boroni, Georges Cuvier, Friedrich Distelbarth, Johann Christoph Friedrich Haug, Viktor Wilhelm Peter Heideloff, Friedrich Fürst von Hohenzollern-Hechingen, Carl Friedrich Kielmeyer, Johann Friedrich LeBret, Joseph Wilhelm Ludwig Mack, Ferdinando Mazzanti, Adam Albert Graf von Neipperg, Philipp Christian von Normann-Ehrenfels, Karl August Friedrich von Phull, Jakob Friedrich Rösch, Johann Gottlieb Sämann, Gottlieb Schick, Johann Baptist Seele, Johann Friedrich Stahl, Nikolaus Friedrich von Thouret, Christian Zais, Johann Rudolf Zumsteeg.

Hauptartikel: Liste bekannter Persönlichkeiten der Hohen Karlsschule in Stuttgart

„Von den 1496 Zöglingen, die die Akademie besuchten, haben 140 die militärische Laufbahn eingeschlagen. Verhältnismäßig sehr viele, man zählt allein 33 Generale, haben höhere und höchste Offiziersstellen in verschiedenen europäischen Staaten erlangt.“ [1] Darunter waren u.a. (württ.) Generalmajor Joseph von Theobald, (württ.) Generalmajor Karl Freiherr von Kerner (Bruder von Justinus Kerner), württ. Kriegsminister General der Infanterie Friedrich von Franquemont.

Am 16. August 1852 starb in Baden-Baden Hauptmann Philipp Jakob Gaupp (* 30. April 1764 in „Lerach in der Schweiz“), Karlsschüler 1778 - 1783, als letzter der Schüler und letzter überlebender Offizier des Kapregiments.

Literatur

  • August Friedrich Batz: Beschreibung der Hohen Karls-Schule zu Stuttgart. Stuttgart 1783, Nachdruck: Lithos, 1987, ISBN 3-88480-008-6
  • Werner Gebhardt: Die Schüler der Hohen Karlsschule. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer 2011, ISBN 978-3-170-21563-4
  • Franz Quarthal: Die Hohe Carlsschule, in: Christoph Jamme (Hrsg.): „O Fürstin der Heimath! Glükliches Stutgard“. Politik, Kultur und Gesellschaft im deutschen Südwesten um 1800. (= Deutscher Idealismus; 15). Klett-Cotta, Stuttgart 1988, S. 35-54 (Volltext)
  • Robert Uhland: Geschichte der Hohen Karlsschule in Stuttgart. (= Darstellungen aus der württembergischen Geschichte; Bd. 37). Kohlhammer, Stuttgart 1953

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zitiert nach Karl von Seeger, Zweitausend Jahre schwäbisches Soldatentum, Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1937, S. 109
48.77789.1832

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