Kino Lichtburg

Kino Lichtburg
Eingang der Lichtburg
Seitenansicht des Gebäudes
Gedenktafel an der Lichtburg

Die Lichtburg ist ein historisches Kino in der Essener Innenstadt. Mit 1.250 Plätzen besitzt sie den größten Kinosaal in Deutschland. Die Leinwand ist aufrollbar, dahinter befindet sich eine Bühne, so dass der Saal auch für Theater- und Kabarettveranstaltungen genutzt werden kann. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Im Keller befindet sich ein kleiner Kinosaal mit 150 Plätzen, der seit dem Umbau 2003 nach dem indischen Filmschauspieler Sabu benannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Errichtung und Enteignung

Die Essener Lichtburg wurde am 18. Oktober 1928 eröffnet.

Das Kino stellt ein frühes Beispiel für die „Arisierung“ jüdischen Besitzes in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland dar. Bereits 1933/1934 wurde der jüdische Betreiber, der Berliner Verleger, Unternehmer und Mitbegründer der deutschen Filmpublizistik Karl Wolffsohn durch massiven Druck seitens des Essener NSDAP-Gauleiters Josef Terboven zum Verkauf des Kinos weit unter Wert an die Universum Film AG gezwungen.

Seit 2006 erinnert eine Gedenktafel an der Lichtburg an Karl Wolffsohn. Sie wurde im Beisein des Enkels, des Historikers Michael Wolffsohn enthüllt. Er steht auch der Lichtburg-Stiftung vor, die sich u. a. in Berlin mit einem deutsch-türkisch-jüdischen Kulturzentrum engagiert.

Wiederaufbau und Premierenkino

Während der alliierten Bombenangriffe auf Essen 1943 wurde die Lichtburg stark beschädigt. Der Kinosaal wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der Formensprache der frühen fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wieder errichtet. Während der fünfziger und sechziger Jahre galt die Lichtburg als das wichtigste Premierenkino in Deutschland. Unter den damaligen Premierengästen waren Romy Schneider, Zarah Leander, Jean Marais, Heinz Rühmann, Buster Keaton und Gary Cooper. Als Veranstaltungssaal genutzt, traten Künstler wie Louis Armstrong, Count Basie oder Juliette Greco auf.

Das Aufkommen des Fernsehens in den sechziger Jahren war auch für die deutsche Kinolandschaft mit wirtschaftlichen Einbußen verbunden und löste ein Kinosterben aus. Die Lichtburg konnte sich aufgrund ihrer Größe und zentralen Lage jedoch bis in die achtziger Jahre gut halten.

Multiplex-Konkurrenz und Erneuerung

1991 wurde, ebenfalls in der Stadtmitte, das Cinemaxx Essen eröffnet. Es war eines der ersten und ist mit 5.400 Plätzen vor 16 Leinwänden bis heute das größte der Multiplex-Kinos in Deutschland. Unmittelbar nach dem Cinemaxx-Start brachen die Besucherzahlen aller herkömmlichen, als technisch veraltet geltenden Essener Kinos massiv ein. Bis auf die Lichtburg mussten alle nach kurzer Zeit schließen. Allein die Essener Programmkinos blieben durch ihr unterschiedliches Publikum weitgehend unbeeinflusst.

Ab Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war auch die Lichtburg wiederholt von der Schließung bedroht. Der Gebäudekomplex, in dem sich die Lichtburg befindet, war zudem renovierungsbedürftig. 1994 planten Teile der Essener Politik und Verwaltung einen Umbau des mitten im Zentrum, an der Fußgängerzone liegenden Gebäudes zu einer Einkaufspassage sowie den Verkauf der städtischen Immobilie zur Haushaltssanierung. Später wurde auch eine Showbühne geplant. Der Protest der Essener Bürgerschaft und auch von Prominenten wie Wim Wenders, Wolfgang Niedecken und Gerhard Schröder führte nach jahrelanger Diskussion im Jahr 2000 zu dem Ratsbeschluss, die Lichtburg als Kino zu erhalten.

In einer einjährigen, sieben Millionen Euro teuren Renovierung wurde die Architektur der fünfziger Jahre vollständig wiederhergestellt. Gleichzeitig zog, teils ins Gebäude, teils in einen gläsernen Anbau, die Essener Volkshochschule ein. Die Lichtburg, nun außerdem mit modernerer Technik ausgestattet, wurde am 16. März 2003 wiedereröffnet.

Heute ist die Lichtburg wieder Schauplatz zahlreicher Premieren, insbesondere von Werken deutscher Filmschaffender.

Siehe auch: Liste der Sehenswürdigkeiten in Essen, Lichtburg

Literatur

  • Christoph Wilmer (Hrsg.): Karl Wolffsohn und die Lichtburg. Die Geschichte einer Arisierung. Klartext Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-536-7
  • Christoph Wilmer, Dorothea Bessen, Paul Hofmann, Martina Kroll (Red.): 70 Jahre Lichtburg Essen 1928-1998. Essener Filmkunsttheater GmbH, Essen 1998, ISBN 3-924379-49-1
  • Christoph Wilmer, Dorothea Bessen, Martina Kroll, Marianne Menze (Red.): 75 Jahre Lichtburg Essen 1928-2003, Chronik Teil II.

Weblinks

51.4547222222227.01305555555567Koordinaten: 51° 27′ 17″ N, 7° 0′ 47″ O


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